Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)
Militärgelände der amerikanischen
Streitkräfte. Als er die zweiflügelige Hecktür seines Lieferwagens öffnete, zerrte
Conny an den Handfesseln und versuchte, ihren Entführer zu treten. Doch der blieb
von diesem hilflosen Aktionismus ziemlich unbeeindruckt und schenkte ihr das hämischste
Grinsen, zu dem er fähig war.
»So, meine
Süße, jetzt verpasse ich dir ein kleines Spritzchen, damit du aufhörst, hier so
blöd rumzuzappeln. Was sollen denn die lieben Rehlein und Füchslein von dir denken?«,
höhnte der Spider und jagte die Nadel in den sich aufbäumenden Körper.
Er wartete,
bis die Narkose Wirkung zeigte, dann befreite er sein zweites Opfer von den Fesseln.
Anschließend hängte er sich ihre Sporttasche um den Hals und warf den erschlafften
Frauenkörper wie einen nassen Sack über die Schulter.
Begleitet
von Jessica Hellmanns entgeisterten Blicken legte er Conny vor dem überdimensionalen
Spinnennetz auf dem Boden ab. Danach zog er seinem neuen Opfer die Jogginghose herunter,
befestigte die Seile des Flaschenzugs unter den Achseln der Frau, hievte Conny ratternd
in die Höhe, band ihr die Fesseln um und fixierte ihre Hüfte mit dem Beckengurt.
Die junge Frau hing nun schräg unterhalb ihrer Leidensgenossin.
»Irgendwie
seht ihr aus wie zwei weibliche Jesusse am Kreuz.« Der Spider klatschte sich mit
der flachen Hand an die Stirn. »Quatsch, von Jesus gibt es garantiert keinen Plural,
oder Jessica, was meinst du dazu?«
Als die
Studentin nicht sofort reagierte, blökte er: »Oder?«
Das Gebrüll
fuhr Jessica Hellmann derart in die Knochen, dass ihr Körper einen Moment lang wie
bei einem Stromschlag verkrampfte. Das von den sich plötzlich straffenden Seilen
und baumelnden Handfesseln erzeugte Geräusch erinnerte an die Takelage eines Segelschiffs,
das gerade von einer Windböe erfasst wurde.
»Nein.«
»Schön,
dass wir mal wieder einer Meinung sind, meine Liebe«, flötete der Spider. »Wie geht’s
dir denn eigentlich?«,
Jessica
Hellmann schluckte hart. »Ich bin so durstig«, kam es ihr abgehackt und keuchend
über die Lippen. Ihr Körper war völlig verkrampft und jeder Muskel tat ihr weh.
»Dann will
ich mal nicht so sein und lösche deinen Durst mit stillem Wasser«, entgegnete der
Spinnenfetischist und führte die Plastikwasserflasche an Jessicas spröde Lippen.
»Da siehst
du mal wieder, was ich doch für ein netter Mensch bin«, tönte er. »Ich gebe dir
nicht nur zu trinken, sondern tupfe dir sogar mit Connys Handtuch auch noch den
Mund ab. Ist das nicht ausgesprochen nett von mir?«
»Doch.«
»Schön,
dass du das auch so siehst. Und weil ich jetzt so lieb zu dir war, musst du nun
auch lieb zu mir sein.«
»Was muss
ich denn machen?«, krächzte Jessica. Wie eine Welle schwappte plötzlich die Verzweiflung
über sie. Ihre Gesichtszüge entgleisten und sie begann herzerweichend zu wimmern.
»Hör sofort
auf mit dieser unerträglichen Mitleidstour!«, schimpfte der hünenhafte Mann ungehalten
los. Er räusperte sich und schob in bedeutend sanfterem Tonfall nach: »Du brauchst
keine Angst zu haben, mein herzallerliebstes Jessilein, du musst mir nur zuhören,
sonst erwarte ich nichts von dir. Bist du dazu bereit?«
Die eingeschüchterte
Studentin nickte kurz.
Ihr Entführer
machte eine Geste, als ob er gerade einen Schwarm aufdringlicher Stechmücken verscheuchen
würde. Er verschränkte die Arme auf dem Rücken und wanderte durch die Halle. Danach
kehrte er zu seinem Opfer zurück.
»Du bist
schließlich auch hier in diesem exklusiven Seminarraum, um etwas zu lernen«, verkündete
er. »Und zwar aus deinem eigenen Fachbereich, nämlich der Biologie.«
»Nein, bitte
nicht schon wieder«, stieß Jessica angewidert aus, als sie das neue Spinnennetz
entdeckte, das der Spider gerade aus seinem Rucksack zog. »Das ist so eklig, so
klebrig. Bäh, bitte, bitte nicht.«
»Keine Panik,
mein Herzchen, dieses Wunderwerk der Natur ist nicht für dich, sondern für deine
schnuckelige kleine Freundin«, verkündete er und spannte das klebrige Netz über
Connys regungsloses Gesicht.
»Weißt du,
Jessica, es ist ja so traurig, dass die meisten Menschen mit Abscheu und regelrechten
Panikattacken auf den Anblick von Spinnen reagieren. Und jetzt auch noch du.« Brummend
wiegte er den Kopf. »Was soll ich nur mit dir machen? Soll ich dich dafür bestrafen?«
»Nein, bitte
nicht«, flehte Jessica ihren Peiniger an. »Ich hab’s doch nicht so gemeint.«
Der Spider
ließ sich davon nicht
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