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Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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verzweifeln«, seufzte der Leiter der
Kaiserslauterer Mordkommission, während er den riesigen Hundekopf auf seinem Oberschenkel
kraulte.
    Wohlig grunzend
schloss der imposante Genmix aus einer Langhaarschäferhündin und einem Leonbergerrüden
die Augen und drückte den Unterkiefer noch fester auf das nackte Bein seines frustrierten
Herrchens. Als Tannenberg seine Streicheleinheiten einstellte, stieß ihm Kurt umgehend
seine nasse, kalte Nase in die Hand, woraufhin er gedankenversunken weiterkraulte.
    Endlich
zeigte die große Bahnhofsuhr in Tannenbergs Wohnzimmer 5 Uhr. Der ruhelose Kriminalbeamte
schlüpfte in seine Straßenkleider und trottete in die Küche. Kurt verfolgte ihn
wie sein Schatten. Als Tannenberg den Kühlschrank öffnete, um sich Butter herauszunehmen,
quietschte Kurt plötzlich wie eine Gummiente.
    »Nicht so
laut, du verfressenes Monster«, zischte Wolfram Tannenberg und legte einen Finger
auf die Lippen. »Pst! Sonst weckst du noch Hanne auf. Ich weiß doch auch ohne dein
Quietschen, was du von mir willst.«
    Schmunzelnd
schnitt er ein Stück Fleischwurst ab, befreite es von der störrischen Pelle und
warf es seinem Hund zu. Kurt fing es in der Luft auf und schlang es gierig hinunter.
    »Einen Gourmet
werde ich aus dir wohl nie machen können, oder?« Der Kriminalbeamte summte nachdenklich.
»Aber eigentlich gar keine schlechte Idee, so ein schnelles Frühstück. Ein dickes
Fleischwurst-Brötchen am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen«, dichtete Tannenberg,
während er die Lyoner zerteilte. Natürlich fiel dabei auch noch ein großes Stück
Wurst für Kurt ab.
    Als Nächstes
stand für den Familienhund der Morgenspaziergang zum Stadtpark auf der Agenda. Normalerweise
fand dieser erst zwei Stunden später statt und wurde von Jacob übernommen. Aber
an diesem kühlen Septembertag kümmerte sich Kurts Herrchen ausnahmsweise einmal
selbst darum.
    Das weitläufige
Stadtparkgelände war um diese Uhrzeit noch wie ausgestorben. Also konnte Tannenberg
seinen Hund unbesorgt frei herumstreunen lassen. Während er auf der eiskalten Metallbank
saß und darauf wartete, dass Kurt sein Geschäft erledigte, blickte er andauernd
auf seine Armbanduhr. Er hatte den Eindruck, dass sich die Zeiger viel langsamer
als sonst über das Zifferblatt schleppten.
    Dann war
es endlich so weit. Wolfram Tannenberg nahm mit Emmas ausrangierter Kinderschaufel
die Hunde-Exkremente auf und entsorgte sie in einem Abfalleimer. Auf dem Nachhauseweg
passierten sie die in einer Gründerzeitvilla untergebrachte Kindertagesstätte, in
der die kleine Emma auch diesen Mittwochmorgen verbringen würde.
    Bei ihrer
Rückkehr in der Beethovenstraße brannte bereits Licht in der elterlichen Wohnküche.
Kurt holte sich bei den beiden alten Tannenbergs die obligatorischen Schmuseeinheiten
ab, dann verzog er sich an die Zentralheizung und ließ sich brummend in seinem überdimensionalen
Hundekorb nieder.
    »Was ist
mit dir los? Bist du krank?«, knurrte Jacob hinter der Zeitung.
    »Wieso?«
    »Na ja,
sonst kriegst du Schnarchnase um diese Uhrzeit doch nie deinen Hintern aus den Federn.«
    »Nein, Vater,
ich habe um 6 Uhr einen sehr wichtigen dienstlichen Termin«, verkündete sein Sohn.
    »Was? Schon
um sechs?« Die ›Pfälzische Allgemeine Zeitung’ sank nach unten und ein unrasierter,
strubbeliger Männerkopf tauchte auf, dem die Neugierde ins Gesicht geschrieben stand.
»Wegen deinem neuen Fall, he?«
    »Erraten.«
    »Und was
und wo?«
    »Kein Kommentar,
mein lieber Sherlock Holmes aus der Beethovenstraße, ich muss jetzt eh dringend
los.«
    »Ja, wohin
denn, verflucht noch mal?«, rief Jacob seinem davoneilenden Sohn hinterher, doch
der war bereits im Treppenhaus verschwunden.
    Für den
Fußmarsch zu der nur zwei Straßenecken entfernten Kaiserslauterer Hauptpost benötigte
Wolfram Tannenberg kaum mehr als zwei Minuten. Voller Tatendrang stürmte er in den
Eingangsbereich.
    »Stopp!
Sie haben hier keinen Zutritt«, blaffte der Portier und schraubte sich hinter seinem
Empfangstresen in die Höhe.
    »Hab ich
doch«, konterte der Kriminalbeamte und hielt ihm seinen Dienstausweis unter die
Nase.
    »Und was
wollen Sie schon in aller Herrgottsfrüh bei uns?«
    »Ich erwarte
eine wichtige Postsendung.«
    »Und da
können Sie sich nicht gedulden, bis die Ihnen ordnungsgemäß zugestellt wird?«
    »Nee, sonst
wäre ich nicht hier, guter Mann. Also, behindern Sie nicht weiter die polizeiliche
Ermittlungsarbeit und sagen Sie mir, wo ich die Sortierhalle

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