Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)
gar nicht bei unseren offiziellen Anlässen sieht.
Aber die meisten Spinnen- und Reptilienfreunde treffen sich ziemlich regelmäßig
bei Stammtischen, Zuchtausstellungen, Fachtagungen oder Expeditionen.«
»Kannst
du dir vorstellen, dass irgendeiner von deinen Spinnenfans zu so etwas fähig wäre?«,
fragte Tannenberg.
Der Postbeamte
schaute kurz auf den immer noch laufenden Videofilm. »Zu so etwas Abartigem?« Energisch
schüttelte er den Kopf. »Nein, Wolf, beim besten Willen kann ich mir das nicht vorstellen.«
»Aber offensichtlich
gibt es solch einen Perversen«, funkte Sabrina dazwischen.
Kollmenter
atmete schwer. »Ich weiß zwar, dass nach Meinung vieler meiner Mitmenschen«, ein
giftiger Seitenblick zu Dr. Schönthaler, »alle Spinnenfreunde irgendwie verrückt
sein müssen.«
Seine Stimme
wurde schneidender. »Weil sie keine fettbauchigen Köter hinter sich herziehen und
gemeinsam mit ihnen in weichen Bettchen schlafen, sondern sich für exotische Tiere
begeistern. Und weil sie lieber haarige Spinnenbeine beobachten, als für hässliche
Karpfen zigtausende Euros auf den Tisch zu blättern und mit ihren blöden Kois im
Gartenteich herumzuschwimmen.«
Tannenberg
konnte sich eines dezenten Schmunzelns nicht erwehren.
Kollmenter
schob die Unterlippe vor und legte den Kopf schief. »Obwohl … Natürlich kann ich
nicht in die Köpfe meiner Spinnenfreunde hineinschauen, aber so etwas Perverses
traue ich wirklich keinem von ihnen zu. Die meisten sind eh Familienväter und meines
Erachtens allein schon deshalb unverdächtig.«
»Ein nachvollziehbarer
Gedankengang, Werner«, lobte Tannenberg. Er schlenderte zum Schreibtisch seiner
Sekretärin und borgte sich von ihr einen Block und einen Stift aus.
»Sei doch
bitte so nett und schreibe mir sämtliche Namen deiner Spinnenfreunde auf. Unterstreich
danach bitte diejenigen, von denen du ziemlich sicher weißt, dass sie alleinstehend
sind«, bat er.
»Wie ich
zum Beispiel«, sagte der Postbote.
»Wie zum
Beispiel ein gewisser Werner Kollmenter aus der Parkstraße«, erwiderte der Leiter
des K 1 schmunzelnd. Er wandte sich an Kommissar Schauß. »Wenn unser hilfsbereiter
Briefträger damit fertig ist, fährst du ihn bitte zurück in seinen Einsatzbereich,
damit mein Bruderherz endlich seine Post erhält.«
Während
Schauß nickte, kehrte Werner Kollmenter entschuldigend die Handflächen nach außen.
»Tut mir leid für deinen Bruder, aber heute war nichts für ihn dabei. Übrigens war
ich schon bei Heiner in der Parkstraße.«
»Wieso denn
das?«, fragte Tannenberg verwundert.
»Ich habe
kurzfristig umdisponiert.«
»Und welche
Straßen musst du heute noch abfahren?«
Kollmenter
blies die Backen auf und stöhnte. »Na ja, das ganze Gebiet nördlich der Mozartstraße
bis runter zur Königstraße.«
»Da hast
du ja noch einiges zu tun. Wie lange brauchst du denn dafür?«
»Gut eineinhalb
bis zwei Stunden.«
»Tja, dann
beeil dich mal mit deiner Namensliste«, empfahl Tannenberg und freute sich im Stillen,
dass Mertel dadurch noch genügend Zeit für eine gründliche Inspektion des ganzen
Hauses blieb.
Werner Kollmenter
brauchte nicht lange, um ein gutes Dutzend Namen zu notieren, von denen er zwei
dünn unterstrich: Günter Heuberger und Fritz Donauer.
»Okay, Werner,
vielen Dank für deine Hilfe«, sagte Tannenberg und erhob sich von seinem Stuhl.
»Ich glaube
allerdings nicht, dass einer der beiden irgendetwas mit diesen Sauereien zu tun
hat«, erklärte der Postbeamte in eindringlichem Ton.
»Das behauptet
ja auch keiner.«
»Von mir
hast du diese Namen übrigens nicht. Ich bin schließlich kein Denunziant«, stellte
Kollmenter unmissverständlich klar.
»Natürlich
nicht, Werner. Wir werden diese Personen ganz diskret überprüfen, darauf hast du
mein Wort.«
Kommissar
Schauß war gerade von seinem kurzen Abstecher ins Musikerviertel zurückgekehrt,
wo er Kollmenter bei seinem Dienstfahrrad abgesetzt hatte, als sich Tannenbergs
Handy bemerkbar machte. Der Leiter des K 1 sah den blinkenden Namen des Anrufers
und verzog sich in sein Büro.
»Na, das
nenne ich aber Gedankenübertragung«, sagte er, als er Mertels Stimme vernahm. »Ich
…« Weiter kam er nicht.
»Komm sofort
hierher«, blaffte der Kriminaltechniker. »Das musst du dir unbedingt mit eigenen
Augen anschauen.«
»Wieso?
Was hast du denn gefunden?«, fragte Tannenberg, doch die Verbindung war bereits
unterbrochen.
13
»Mir ist so schlecht«, stöhnte Conny
Faulhaber und
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