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Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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letzten Mal auch
schon versucht«, sagte sie in ein stakkatoartiges Wimmern hinein. »Das war, als
er dich bewusstlos hierher gebracht hat …«
    Conny Faulhaber
stockte und schluckte hart. »Aber dann hat er diese ekligen Spinnen auf uns herumkrabbeln
lassen. Da haben wir aus panischer Angst unsere Vorsätze sofort vergessen.«
    »Wir sollten
diese Strategie auf alle Fälle noch einmal versuchen«, schlug Natalie vor. »Einer,
der so auf Spinnen abfährt, vergisst vielleicht wirklich die Zeit, wenn wir die
Interessierten spielen und uns von ihm volllabern lassen.«
    »Du hast
recht. Ich bin auch der Meinung, dass wir es auf alle Fälle noch einmal probieren
sollten«, stimmte Conny zu.
    Aber wer
weiß, welche ekligen Spinnen er dabeihat, wenn er hier das nächste Mal auftaucht,
fügte sie im Stillen hinzu. Und dann kann ich garantiert nicht mehr klar denken,
sondern habe nur noch Angst, Angst, Angst – Angst, dass wieder eines dieser ekligen
Horrorviecher zubeißt.
     
    Conny Faulhabers Ahnung bewahrheitete
sich schneller, als sie es sich hätte ausmalen können. Denn bereits eine Viertelstunde
später stand der Spider wieder vor seinen Opfern und präsentierte den schockgefrorenen
Frauen eine weiteres, achtbeiniges Spinnentier.
    »Schau mal,
meine süße, schnuckelige Natalie, was ich dir von zu Hause mitgebracht habe«, säuselte
er. »Du hattest ja bislang nicht das Vergnügen, einen persönlichen Kontakt zu einem
meiner Lieblinge herzustellen. Das werden wir nun aber ganz schnell nachholen.«
    Das für
einen hünenhaften, erwachsenen Mann so ungewöhnlich blecherne Lachen ließ den Frauen
Eislawinen über die Rücken rollen.
    »Bitte,
bitte, nicht«, jammerte Natalie. In Panik rüttelte sie an ihren Fesseln und bäumte
sich auf.
    Der Spider
blieb äußerlich völlig gelassen. »Tob dich ruhig noch ein bisschen aus, meine süße
wilde Maus«, sagte er. »Allerdings gebe ich dir einen gutgemeinten Rat unter Freunden.
Das sind wir doch alle, oder?« Als die Frauen zunächst nicht wie gewünscht reagierten,
brüllte er: »Oder?«
    Conny und
Natalie fuhren zusammen und nickten mit weit aufgerissenen Augen.
    »Ach, hast
du eine schöne Gänsehaut«, freute sich der Spider. Er senkte den Kopf, schnüffelte
an Natalies nacktem Oberschenkel und streichelte ihn zärtlich. Urplötzlich ging
ein Ruck durch seinen Körper und er baute sich in voller Größe vor seinem Opfer
auf.
    »Aber zurück
zu meinem freundschaftlichen Rat«, sagte er. »Wenn gleich dieses Prachtexemplar
einer Tegenaria gigantea auf dir sitzt und an deinem wohlgeformten, duftenden Oberschenkel
herumschnuppert, würde ich an deiner Stelle ganz, ganz ruhig bleiben.«
    Brummend
schob der Spider die Lippen vor und zurück. »Ja, das würde ich an deiner Stelle
wirklich tun. Dadurch kannst du vielleicht vermeiden, dass sie mit ihren furchterregenden
Beißklauen zuschlägt«, empfahl er mit monotoner Stimme. »Eine Spinne darf man nämlich
nicht provozieren, weder mit Lärm noch mit abrupten Bewegungen.«
    Vor Entsetzen
war Natalies aufgeputschter Körper mit einem Mal wie gelähmt. Sie getraute sich
kaum mehr zu atmen. Mit aufgesperrtem Mund beobachtete sie, wie der Mann die Spinne
vorsichtig aus der Plastikbox hob und ein paar Zentimeter über ihrer rechten Kniescheibe
absetzte. Das Spinnentier verharrte wie tiefgefroren in seiner Position. Natalie
hörte ihren eigenen Herzschlag im Ohr pochen.
    »Ach Gott,
ich hab ja ganz vergessen, euch meinen kleinen Liebling vorzustellen«, entschuldigte
sich der Spider. »Der Name meiner süßen, schnuckeligen Freundin ist Clothilde. Sie
ist eine weibliche Tegenaria gigantea, hat aber mit dem Tegernsee nichts zu tun.«
Wieder dieses alberne, affektierte Kichern.
    »Wobei sie
allerdings auch in dieser Gegend Deutschlands vorkommt«, behauptete der Spinnenliebhaber.
Er lächelte süffisant. »Man findet sie sogar fast in jedem Haus. Mit bürgerlichem
Namen heißt sie nämlich ›Große Hauswinkelspinne‹ und ist eine Vertreterin unserer
heimischen Spinnenarten.«
    Während
Conny und Natalie reglos auf die etwa sieben Zentimeter große schwarze Spinne starrten,
die nach wie vor keinerlei Anstalten machte, den weiblichen Körper zu inspizieren,
fuhr der Spinnenliebhaber mit seinem kleinen Informationsvortrag fort.
    »Die Tegenaria
gigantea ist die größte europäische Spinnenart«, dozierte er, während er sein Gewicht
verlagerte. »Uns Menschen leistet sie wertvolle Dienste, denn sie ist ein sehr nützliches
Haustier.

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