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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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der Todesursache auf einen Notizblock, den ich auf dem Schreibtisch gefunden hatte:
    Melissa Gair
32
Brustkrebs
Kirsten Hawick
29
Reitunfall
Heather Paterson
28
Selbstmord
Kate Innes
23
Brustkrebs
Jacqueline Ross
33
Eklampsie
Rachel Gibb
21
Autounfall
Joanna Buchan
24
Ertrunken
Vivian Elrick
27
Selbstmord
Olivia Birnie
33
Kardiopathie
Laura Pendry
27
Gebärmutterhalskrebs
Caitlin Corrigan
22
Ertrunken
Phoebe Jones
20
Selbstmord
    Fünf, zehn Minuten lang starrte ich die Liste an, suchte nach irgendetwas Ungewöhnlichem. Es gab eigentlich nichts, nur dass es zu viele zu sein schienen. Ansonsten waren die Todesursachen genau das, was man erwarten würde. Wenn eine junge Frau ums Leben kommt, dann für gewöhnlich durch einen Unfall oder durch eigene Hand. Abgesehen davon kann man mit ein paar Fällen von Kardiopathien, also Herzerkrankungen, rechnen sowie mit Krebsleiden und gelegentlich auch mit Komplikationen bei Geburten.
    Ich schaute wieder auf meine erste Liste, die, die ich mir von der Website des General Registration Office ausgedruckt hatte. Eine sehr grobe Kalkulation sagte mir, dass die durchschnittliche Anzahl der jährlichen Sterbefälle von jungen Frauen auf den Shetlands bei drei Komma eins liegen würde, wenn man die Jahre mit den plötzlichen Anstiegen wegließ. Richtete man sich dagegen nur nach diesen, so schnellte die Zahl auf zehn hoch. Alle drei Jahre starben sechs oder sieben Frauen mehr als gewöhnlich.
    War es auch nur annähernd möglich, eine solche Anzahl von Todesfällen vorzutäuschen; diese Frauen verschwinden zu lassen, sie ein weiteres Jahr lang am Leben zu erhalten und sie dann ebenso brutal zu ermorden wie Melissa? Und hatten sie – jetzt kommt die große Frage – ebenso wie Melissa kurz vor ihrem Tod ein Kind geboren?

    Ich wandte mich wieder der Liste der zwölf Frauen zu, die 2004 gestorben waren. Melissa und Kirsten waren keines natürlichen Todes gestorben, dessen war ich mir jetzt sicher. Doch welche der anderen Frauen hatte ihr Schicksal geteilt? Vivian? Phoebe? Kate? Welche dieser Frauen waren entführt, waren fast ein Jahr lang gefangen gehalten worden und hatten allein und völlig verängstigt ein Kind zur Welt gebracht?
    Eine Baby-Ernte. Endlich hatte ich es ausgesprochen. Die Worte mussten schon seit der Autopsie in meinem Hinterkopf gelauert haben, als wir feststellten, dass meine Torflady ein Kind geboren hatte. Was war mit diesem Baby passiert?, hatte ich mich sofort gefragt. Als ich in Richards Arbeitszimmer herausgefunden hatte, dass eine der Runen Ernte bedeutete, war ich fast so weit, doch Jennys beiläufige Bemerkung über Schübe war nötig gewesen, um mir den Stups zu versetzen, den ich gebraucht hatte.
    Okay, denk nach, Tora, denk nach. Wenn diese Frauen entführt worden sind, dann hatte man sie irgendwo festhalten müssen, an einem sicheren und abgelegenen Ort, der jedoch nicht allzu weit entfernt sein konnte. Sie waren hier begraben worden – in meinem Garten, Himmelherrgott noch mal –, also konnten sie die Inseln nicht verlassen haben. Das Versteck hätte irgendwo sein müssen, wo es eine medizinische Einrichtung gab, wo Babys sicher entbunden werden konnten. Großer Gott! Es war ganz klar.
    Wieder begann ich zu tippen und rief die Seiten »Gynäkologie« und »Geburtshilfe« auf. Diese Liste hatte ich schon einmal benutzt, am Tag, nachdem ich Melissa gefunden hatte: die Einzelheiten aller Entbindungen auf den Inseln zwischen März und August des Jahres 2005 – der Zeitspanne, in der Melissas Baby zur Welt gekommen sein müsste. Ich druckte sie aus, saß da und starrte sie an, frischte meine Erinnerung auf. Hundertvierzig Geburten. Laut Dana waren die meisten der dort aufgeführten Frauen ausfindig gemacht worden, lebendig und wohlauf, doch ich wusste bereits, dass ich es mit klugen, beeindruckend einfallsreichen Menschen zu tun hatte. Wenn man einen Todesfall in einer modernen Klinik vortäuschen kann, dann kann man so ziemlich alles fälschen.

    Ich ging die Liste durch und markierte dabei einzelne Einträge. Bald war jede Entbindung, die auf Tronal stattgefunden hatte, gelb angestrichen. Ich suchte nach sechs oder sieben Geburten; gefunden hatte ich vier. Das waren zu wenige, um auf eine einfache Lösung hinzuweisen, und doch schien Tronal ideal: abgelegen genug, um Ungestörtheit zu gewährleisten, und doch erreichbar für Leute,

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