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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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mir Sorgen um Sie. Bitte melden Sie sich bald.
    Dana
    Sie hatte sowohl das Datum als auch die Uhrzeit in der oberen Ecke des Blattes vermerkt. Zwölf Uhr mittags an diesem Tag. Mir wurde klar, dass dies entscheidend sein würde, um den Zeitpunkt ihres Todes zu bestimmen, und ich die Nachricht sofort der Polizei aushändigen sollte. Bei meinem Glück würde ich bestimmt innerhalb der nächsten fünf Minuten Gelegenheit dazu haben.

    Doch keine Streifenwagen hielten mich auf der kurzen Rückfahrt nach Lerwick an. Nachdem ich von der Schnellstraße herunter war, fühlte ich mich ein bisschen sicherer. Bis zu The Lanes brauchte ich noch ein paar Minuten, dann fuhr ich an Danas üblichem Parkplatz vorbei und stellte mich auf den nächsten.
    Die Haustür war repariert worden – rasant erledigt, Jungs –, doch der Schlüssel funktionierte noch. Danas Diele war still, schien zu schweigen. Lange stand ich da und lauschte, bis mir klar wurde, dass das Haus ganz und gar nicht still war. Häuser schweigen niemals. Ich konnte das schwache Gurgeln von sich erwärmendem Wasser hören, das leise Summen elektrischer Geräte, sogar das Ticken einer Uhr. Nichts, was meinen ohnehin schon rasend schnellen Puls in die Umlaufbahn befördert hätte. Ich knipste meine mitgebrachte Taschenlampe an. Dann ging ich die Diele entlang in die Küche. Der Raum wirkte makellos. Der Boden sah aus, als wäre er gerade geschrubbt worden, der Edelstahl um die Spüle glänzte. Ohne richtig darüber nachzudenken, was ich tat – vielleicht hatte ich Hunger und handelte unbewusst –, trat ich zum Kühlschrank und öffnete ihn.
    Dana hatte eingekauft. Die Salatbox war voll. Eine riesige Schale mit Aprikosen stand in einem Fach, mehrere eingewickelte Stücke Käse lagen in einem anderen. Becherweise Naturjoghurt. Zwei Liter entrahmte Milch, ein Liter Preiselbeersaft und eine Flasche guter Weißwein standen in der Kühlschranktür. Darüber reihten sich Bioeier. Kein Fleisch, kein Fisch. Dana war Vegetarierin gewesen.
    Ich spielte mit dem Gedanken, etwas zu essen, konnte aber nicht. Also machte ich den Kühlschrank zu und verließ die Küche. Ich musste nach oben.
    Eine Stufe nach der anderen, legte ich wieder den Weg zurück, den ich in diesem Hause zuletzt gegangen war, und dachte dabei, wie wir es bei solchen Gelegenheiten immer tun: Wäre ich doch nur  … Wäre ich doch nur auf Unst nicht in Panik geraten, wäre ich doch nur zum Haus der Guthries zurückgekehrt und hätte anstelle ihres Fahrrads Elspeths Auto gestohlen, dann wäre ich in
ein paar Stunden wieder auf dem Festland gewesen, ich hätte hier sein können, bevor Dana …
    Die Badezimmertür war geschlossen. Ich zog mir den Jackenärmel über die Hand und drückte dagegen. Dann leuchtete ich mit der Taschenlampe überall herum.
    Blitzsauber.
    Das Bad war geschrubbt worden. Ich erinnerte mich noch an die kleinen rosafarbenen Spritzer. Sie waren weg. Die Keramikfliesen auf dem Boden sahen tipptopp aus, doch soweit ich mich erinnern konnte, waren sie das vorher auch schon gewesen. Dana war im Tod genauso ordentlich und sauber wie im Leben. Ich tappte rückwärts hinaus und zog die Tür zu. Dort drinnen gab es nichts für mich.
    Ich ging an Danas Schlafzimmer vorbei, auf das Gästezimmer zu, wo ich ein paar Tage zuvor geschlafen hatte und das, wie ich wusste, nebenbei als Büro diente.
    Ihr Schreibtisch war praktisch leer. Ich wusste, dass sie die Notizen zu ihren Fällen in einem blassblauen Ordner aufbewahrte, doch im Zimmer war nichts davon zu entdecken. Ich zog die Schreibtischschublade auf und zählte zwanzig Hängeordner. Jeder war mit lila Tinte auf einer bräunlichen Karte beschriftet: Haus, Auto, Anlagen, Rente, Reisen, Versicherungen und so weiter. Ich dachte an die drei zerschrammten Aktenkästen zu Hause, die mein Ablagesystem darstellten. Wenn sie länger geblieben wäre, hätte Dana mir vielleicht beigebracht, ordentlich zu sein, organisiert zu sein. Vielleicht nur ein paar Tipps.
    Ich schob die Schublade zu. Wahrscheinlich verschwendete ich meine Zeit. Alles, was mit dem Fall zu tun hatte, war bestimmt von der Polizei mitgenommen worden. Ich glaubte, mich von meinem letzten Besuch her an einen Computer zu erinnern, doch der schien jetzt verschwunden. Nur der Drucker war noch da und ein paar herabhängende Kabel. Und ein

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