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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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die ein Boot besaßen und mit der kniffeligen Navigation klarkamen. Dort befand sich eine moderne Entbindungsklinik mit einem ortsansässigen Spezialisten für Geburtshilfe. Mit einem flauen Gefühl im Magen ging mir auf, dass auch ein qualifizierter Anästhesist in Reichweite wohnte.
    O Gott!
    Mein Schwiegervater hatte etwas mit der Klinik auf Tronal zu tun. Es musste so sein. Dort fuhr er hin, wenn er an den meisten Tagen das Haus verließ. Mir fiel wieder ein, was Stephen Renney gesagt hatte: Melissa sei gründlich narkotisiert worden, ehe man sie getötet hatte. Übelkeit wallte in mir auf. Richard war Chefarzt des Franklin Stone Hospital gewesen, ehe er die Leitung an seinen Protegé übergeben hatte, an Kenn Gifford. Wenn in dieser Klinik Todesfälle vorgetäuscht wurden, dann waren die Chefärzte in der idealen Position, das Ganze zu organisieren.
    Plötzlich war ich mir sicher, dass Richard da mit drinsteckte. Kenn wahrscheinlich auch. Und Dana und ich hatten beide unsere Zweifel gehabt, was Andy Dunn betraf. Einer von ihnen hatte beobachtet, wie Duncan und ich mit unserer Jolle ausgelaufen waren, im Glauben, dass ich diesen Ausflug nicht überleben würde. Sie hatten versucht, mich umzubringen. Und sie würden es wieder versuchen.
    Während ich auf die Papiere auf dem Schreibtisch starrte, ließ ein Flackern des Bildschirms mich aufblicken. Eine Nachricht war aufgetaucht:
    EINE UNZULÄSSIGE OPERATION WURDE
DURCHGEFÜHRT. DAS SYSTEM WIRD
HERUNTERGEFAHREN.
    Dann wurde der Bildschirm schwarz. Ich hatte diese Nachricht schon einmal gesehen, und vielleicht hatte sie nichts zu bedeuten. Auf jeden Fall war meine Zeit um. Ich schaltete den Computer aus, sammelte die Papiere ein und schnappte mir meine Jacke von der Stuhllehne. Die Papiere stopfte ich in meine Tasche. Dann knipste ich die Schreibtischlampe aus und ging zur Tür.
    Ich stand im Dunkeln da und lauschte angespannt, konnte in der Ferne die üblichen Krankenhausgeräusche hören. Der Flur draußen hatte keinen Teppichboden, und ich war mir sicher, dass ich es gehört hätte, wenn jemand gekommen wäre. Ich riskierte es, öffnete die Tür und spähte nach rechts und links. Stimmen. Die Tür meines eigenen Büros stand offen, und wenn ich nach draußen wollte, musste ich daran vorbei. Warten brachte nichts. Ich dankte den Göttern, dass ich Laufschuhe trug und mich einigermaßen leise bewegen konnte, und ging rasch an meiner Tür vorbei, durch die Schwingtür am Ende des Flurs und die Treppe hinunter. Während ich hoffte, niemandem zu begegnen, der mich kannte, ging ich durch die Notaufnahme hinaus. Es war nicht die Route, die ich eigentlich bevorzugt hätte, da in diesem Teil der Klinik fast immer sehr viel los war, aber es war der kürzeste Weg. Auf dem Parkplatz blieb ich stehen, um nachzudenken. Es war Abend, fünf vor zehn, und ich brauchte ein Transportmittel. Irgendwie musste ich zu Danas Haus zurück, um mein Auto zu holen. Ich machte mich auf den Weg über den Parkplatz und blieb dann stehen – und hätte beinahe lauthals gelacht.
    Mein Auto war auf dem Mitarbeiterparkplatz abgestellt. Die Schlüssel steckten noch immer in meiner Tasche. Irgendjemand hatte sogar Elspeths Fahrrad auf den Rücksitz gelegt.
    Es war zu spät, um in dieser Nacht noch die Inseln zu verlassen, doch der Plan hatte sich ohnehin ein wenig geändert. Ich würde nirgendwohin fahren. Ich musste mehr herausfinden und – die Priorität für morgen – Menschen davon erzählen, denen ich vertrauen konnte. Die eine Person, die ich ausfindig machen wollte, war Danas Freundin Helen. Sie war ein hochrangiger Detective in Dundee. Wenn Dana ihr vertraute, dann konnte ich das auch tun.

    Zuerst brauchte ich ein paar Klamotten und einen Schlafsack, für den Fall, dass ich die Nacht im Wagen verbringen musste. Ich parkte einen knappen Viertelkilometer vom Haus entfernt und versteckte das Auto hinter ein paar Garagen. Dann holte ich Elspeths Fahrrad vom Rücksitz und fuhr den Hügel hinauf. Ich ging einmal ums Haus herum und spähte durch alle Fenster im Erdgeschoss, doch es schien leer zu sein. So leise ich konnte, drehte ich den Schlüssel und schlüpfte hinein. Die Post, die hinter der Tür lag, schleifte über den Fliesenboden. Rasch schloss ich die Tür und lauschte. Nichts. Ich war mir ziemlich sicher, dass sich niemand im Haus befand,

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