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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Wahrscheinlichkeit erkennen. Als Nächstes kam mir der Gedanke, durch die Innenstadt von Lerwick zu kurven und nach einem Café Ausschau zu halten, das die ganze Nacht geöffnet hatte, oder sogar nach einem Nachtklub. Eine potenziell gute Idee, nur war ich mir ziemlich sicher, dass es so etwas nicht gab. Helen und ich konnten uns nicht an einem belebten Ort verstecken; es gab einfach nicht genug Menschen auf den Shetlands.
    Â»Können Sie reiten?«, fragte ich.
    Â 
    Eine Viertelstunde später parkte ich zum zweiten Mal in dieser Nacht ein Stück hügelabwärts von unserem Haus. Charles und Henry hörten uns und kamen an den Zaun getrabt. Ein paar Pfefferminzbonbons für jeden, und sie waren durchaus einverstanden damit, gesattelt und aufgetrenst zu werden. Ich sorgte mich ein wenig wegen Charles’ Bein; mitten im Nirgendwo mit einem lahmen Pferd dazusitzen, war nicht gerade das, was ich mir wünschte. Doch es schien gut zu verheilen, und solange wir es ruhig angehen ließen, sollte es keine Probleme geben.
    Danas Laptop, die Bücher von ihrem Schreibtisch, unser Geld und Helens Handy wurden in zwei Satteltaschen verstaut, alles andere mussten wir zurücklassen. Ich half Helen aufzusitzen und schwang mich dann auf Charles. Die Aussicht auf einen Ausritt bei Mondschein ließ die Pferde voller Vorfreude herumtänzeln. Helen saß stocksteif da, die Finger mit weißen Knöcheln um die Zügel gekrallt. Als wir losritten, stieg in mir so etwas wie Zweifel auf; ein Nachtritt ist kein von der British Horse Society empfohlenes Unterfangen, erst recht nicht über unwegsames Gelände mit einem gerade genesenen Pferd und einer unerfahrenen Reiterin.
    Unser Grundstück liegt auf dem Hügel oberhalb von Tresta, und ich konnte uns durch eine Wiese und zum Dorf hinauslotsen, ehe wir die Hauptstraße erreichten. Wahrscheinlich war das auch gut so, denn mir war vorher nie wirklich klar gewesen, was
für einen Krach die Hufe von zwei großen Pferden auf Asphalt machen. Glücklicherweise schritt Charles zügig aus. Er war froh, sich zum ersten Mal seit einer Woche wieder richtig Bewegung verschaffen zu können. Er schlug ein gutes Tempo an, dem Henry sich gern anpasste. Ich wäre gern getrabt, um so schnell wie möglich von der Straße wegzukommen, doch ich wollte nichts riskieren, ehe Helen sich ein bisschen sicherer fühlte. Ich konnte sie leise vor sich hin fluchen hören, wenn Henrys Hufe auf dem glatten Asphalt rutschten oder gegen lose Steine schlugen.
    Als wir uns in Richtung Osten von Tresta entfernten, wurde das Licht schwächer. Der Mond verschwand hinter einer Wolke, und die Hügel schienen sich dichter um uns herumzudrängen. Wir erreichten die Stelle, wo die Straße durch die Felsen der Hügel führt. Weder Helen noch ich konnten in der Dunkelheit besonders gut sehen, und selbst die Pferde taten sich schwer. Ich hasse das Gefühl, wenn ein Huf auf der Straße wegrutscht und ein Teil des Pferdes unter einem wegsackt, und ich konnte mir gut vorstellen, was Helen durchmachte.
    Wir kamen um eine Linksbiegung, und der Hügel zu unserer Linken verwandelte sich in eine Felswand, die über uns aufragte. Zur Rechten fiel das Gelände zum Weilsdale Voe hin ab, einem der größten Meeresarme der Hauptinsel. Bei Tageslicht war dies ein bekannter Aussichtspunkt; nachts, ohne die satten Farben oder die scharfen Kontraste des Lichts, sah die Landschaft leblos und öde aus. Die Felsen wirkten düster und fremd. Trotz der funkelnden Lichter unten am Rand des Wassers fühlte sich das Gelände um uns herum feindselig an.
    Während wir im Schritt weiterritten, versuchte ich, in dem, was wir in den letzten Stunden herausgefunden hatten, einen Zusammenhang zu erkennen. Nachdem wir Einblick in Danas Recherchen genommen hatten, hatten wir etwas entdeckt, was anscheinend ein illegaler Kapitalstrom war: Riesige Summen landeten aus unbekannten Quellen auf Stephen Gairs Klientenkonten, von denen wiederum kleinere Beträge auf das Konto von Tronal flossen, nur um dann an Männer in wichtigen Positionen überall auf den
Inseln weiterüberwiesen zu werden, einschließlich meines Ehemanns. Wo kam all das Geld her? Was für eine Aktivität konnte derart große Summen generieren? Und war es irgendwie möglich, dass wir das, was wir gesehen hatten, falsch interpretierten? Dass Duncan, Richard, sogar Kenn gar nichts mit Melissas

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