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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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mich. Wenn ich mich in Ihrem Gewahrsam befinde, können die nichts machen.«
    Sie wandte kurz den Blick vom Fenster ab. Schien es beinahe ernsthaft zu erwägen und schüttelte dann den Kopf.
    Â»Wir sind in ihrem Zuständigkeitsbereich. Das würde nicht funktionieren.«
    Â»Wenn Sie mich denen überlassen, bringen die mich um. So wie sie Dana umgebracht haben. Es wird aussehen wie ein Unfall, vielleicht auch wie Selbstmord, aber sie werden’s gewesen sein. Hoffentlich vergessen Sie das nicht.«
    Â»Reißen Sie sich zusammen.« Helen drängte sich an mir vorbei zum Schreibtisch, fuhr das Programm herunter und klappte den Laptop zu. Dann sagte sie über ihre Schulter: »Haben Sie einen Wagen?«
    Ich nickte. Sie ging voraus, als wir das Haus durch die Hintertür verließen, gerade als lautes Klopfen an der Haustür zu vernehmen war. Helen schloss die Tür ab, schaute sich in dem kleinen, von einer Mauer umgebenen Garten um und rannte los. Ich
folgte ihr. Als wir am oberen Ende angekommen waren, stieg sie auf einen großen Terrakottakübel und lugte über die Mauer in den nächsten Garten. Dann sprang sie hoch, scharrte ein paar Sekunden lang herum und verschwand.
    Â»Schmeißen Sie die Tasche rüber«, befahl sie leise. Ich tat es und kletterte dann selbst hinüber. Ganz so leise wie Helen war ich nicht, doch kurz darauf befand ich mich auf derselben Seite der Mauer. Wir liefen los, hangaufwärts auf den Park zu, doch aus diesem Garten konnte man nur in die Gasse hinausklettern, wo mit Sicherheit die Polizei wartete. Hier war die Mauer niedriger, und am oberen Ende gelang es uns, uns hinter einem kleinen Fliederbusch zu verstecken und hinüberzuschauen. Drei Streifenpolizisten in Uniform, ein Mann in einer braunen Lederjacke und ein weiterer, sehr viel größerer Mann, von dem ich mir ziemlich sicher war, dass es sich um Andy Dunn handelte, warteten vor Danas Haustür. Dann nahm einer der Constables Anlauf und warf sich gegen die Tür, und diese gab zum zweiten Mal innerhalb eines Tages nach und schwang auf. Die Polizisten verschwanden im Haus; Helen und ich sprangen über die Mauer, rannten die Gasse entlang, hasteten eine kurze Treppe hinauf und nach links durch einen Torbogen, durch den wir den Parkplatz erreichten. Wir eilten zu meinem Auto und stiegen ein.
    Ich fuhr gerade vom Parkplatz; als ich im Rückspiegel sah, wie das Licht im Obergeschoss von Danas Haus anging.

29
    Â»Die rechnen bestimmt damit, dass wir zum Flughafen wollen«, sagte Helen. »Sie werden die Straße nach Süden überwachen.«
    Sie hatte recht, und selbst wenn wir es bis nach Sumburgh schafften, konnten wir ja wohl kaum einfach parken und auf die erste Maschine warten. Lange vor Tagesanbruch würden diejenigen, die nach mir suchten, an jedem Flugplatz und in jedem Fährhafen Leute postiert haben.
    In meinem Magen rumorte es. Helen war eine gute Verbündete: Sie war mutig, intelligent und ließ sich nicht so leicht einschüchtern, doch gegen die ganze Northern Constabulary würde wohl nicht einmal sie sich behaupten können, wenn sie uns fanden. Und uns zu finden, wäre das Einfachste von der Welt. Es gibt einfach so wenige Straßen auf den Shetlands; in einem komplexen Labyrinth aus Nebenstraßen zu verschwinden, war schlichtweg keine Alternative. Wenn wir nicht in den nächsten Stunden geschnappt werden wollten, mussten wir von den Straßen runter.
    Â»Vor morgen früh kann ich keinen Hubschrauber anfordern«, sagte sie. »Um wie viel Uhr wird es hell?«
    Â»So gegen fünf.« Im Sommer stand ich oft so früh auf, um vor der Arbeit noch meine Pferde zu reiten. Also, das war doch ein Gedanke. Helen trommelte mit den Fäusten aufs Armaturenbrett, offensichtlich dachte sie scharf nach.
    Â»Hören Sie zu, Tora«, sagte sie nach einer kurzen Pause. »Ich kann nicht anfangen, Beschuldigungen gegen einen höherrangigen Officer vorzubringen, solange wir nicht sehr viel mehr Beweise haben als jetzt. Wir brauchen mehr Zeit.« Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Es ist kurz vor zwei«, stellte sie fest. »Können Sie uns drei Stunden verstecken?«
    Ich erwog, nach Hause zu fahren. Nicht gut, dort würden sie
so ziemlich als Erstes suchen. Dann dachte ich darüber nach, ins Krankenhaus zurückzukehren. Viele ruhige Ecken um diese Zeit, doch irgendjemand würde mich mit großer

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