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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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ihre Körpersprache drückte eindeutig Stellen Sie mir jetzt keine Fragen aus, und ich wollte sie nicht bedrängen. Aber, Scheiße …
    Das Erste, was mir durch den Kopf ging, als der Hubschrauber abhob, war, dass wir niemals so weit gekommen wären, wenn Stephen Gair nicht eingewilligt hätte, die zahnärztlichen Unterlagen seiner Frau einsehen zu lassen. Erst Tage zuvor, am Samstagmorgen, war er die Kooperativität in Person gewesen. Anstatt sich wegen meines unethischen Verhaltens zu beklagen – wozu er durchaus berechtigt gewesen wäre –, hatte er bestätigt, dass der Leichnam in meiner Wiese der seiner Ehefrau war. Natürlich waren wir zu diesem Zeitpunkt noch weit davon entfernt gewesen, uns vorstellen zu können, wie der Austausch bewerkstelligt worden war, aber trotzdem hatte Stephen Gair sich an jenem Vormittag faktisch selbst gestellt.
    Der Helikopter schwenkte ab, und wir flogen wieder über die Nordsee auf die Inseln zu. Die Sonne stand tief am Himmel, verströmte ihre goldene Wärme über die Wellen.
    Warum zum Teufel hatte er das getan? War er es leid gewesen, mit der Schuld zu leben? Ich hatte einmal gehört, dass Verbrecher insgeheim erwischt werden wollen. Oder hatte er absichtlich mitgespielt, in dem Wissen, dass das System, das ihn schützen würde, funktionierte, dass er Freunde besaß, die ihm aus der Patsche helfen konnten?
    Waren Dana und ich an jenem Morgen zum Narren gehalten worden; hatte man uns ermutigt, preiszugeben, was genau wir wussten, ehe wir … nun ja, neutralisiert wurden? Aus dem Weg
geräumt, ehe wir das Ganze jemandem erzählen konnten, der uns vielleicht ernst nahm? Drei Tage später war Dana tot, und ich wäre um Haaresbreite ertrunken.
    Melissa hatte zu viel herausgefunden, und man hatte sich ihrer angenommen; sie war einen langsamen, grauenvollen Tod gestorben. Ich fragte mich, was wohl ihren anfänglichen Verdacht erregt hatte; welchem Pfad sie gefolgt war, um mehr in Erfahrung zu bringen; ab wann sie es wirklich mit der Angst zu tun bekommen hatte; ob sie versucht hatte zu fliehen. Zuerst Melissa und dann Dana hatten den Preis dafür bezahlt, zu viel zu wissen. Und es war noch nicht vorbei. Trotz allem, was Helen mir vorhin über Gairs Geständnis erzählt hatte, wusste ich, dass es noch nicht vorbei war. Wieso kehrte ich eigentlich auf die Shetlandinseln zurück?
    Wir landeten auf einer Wiese in der Nähe der Polizeidienststelle von Lerwick. Als der Krach nachließ, konnten Helen und ich reden. Sie blickte von ihren Aufzeichnungen hoch.
    Â»Ein Wagen wartet hier, um Sie nach Hause zu fahren, damit Sie sich holen können, was Sie brauchen. Dann bringen wir Sie für heute Nacht in einem Hotel unter. Ich weiß nicht genau, wann wir Sie brauchen werden, also warten Sie einfach ab.«
    Â»Sind Sie jetzt für diese Geschichte zuständig?«
    Â»Nein, Detective Superintendent Harris. Aber ich bin offiziell als Beobachterin und Beraterin tätig. Von jetzt an läuft das hier streng nach Vorschrift, das verspreche ich Ihnen.« Sie sah sich um. Mehrere Polizeiautos warteten auf uns. Dann wandte sie sich wieder mir zu, und auf ihrem Gesicht lag ein nicht zu deutender Ausdruck. »Es gibt da etwas, das Sie wissen müssen. Eine ganze Menge Leute befinden sich heute Abend in Polizeigewahrsam und werden auch dort bleiben, bis wir sicher sind, dass sie nichts mit all dem zu tun haben. Ich fürchte, Ihr Mann gehört auch dazu.«
    Ich nickte. Das hatte ich erwartet. Die Nachricht war mir sogar willkommen. Das Letzte, womit ich mich gerade jetzt herumschlagen konnte, war eine Konfrontation mit Duncan.

    Â»Außerdem Ihr Schwiegervater und Ihr Chef aus dem Krankenhaus. Kann durchaus sein, dass Sie die nächsten Tage dort gebraucht werden.«
    Sie hatte recht. Die Klinik konnte es sich nicht leisten, mich und Gifford zu verlieren. Und ich hatte geglaubt, ich sei entkommen.
    Wir kletterten aus dem Helikopter. Helen drückte meine Schulter und stieg in eins der wartenden Autos. Eine Streifenpolizistin stellte sich mir vor und führte mich zu einem zweiten Wagen. Ein Kollege von ihr saß am Steuer. Wir brachen zu der zwanzigminütigen Fahrt zu mir nach Hause auf. Ich fragte mich, was ich mit meinem Abend anfangen sollte, wenn ich in irgendeinem Hotel irgendwo in Lerwick festsaß.
    Der Wagen hielt vor unserem Haus.
    Â»Soll ich mitkommen?«, fragte die

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