Todesopfer
winkte dem Piloten zu, der daraufhin zurücknickte, und die Rotorblätter begannen sich zu drehen.
»George Reynolds, der Direktor des Sozialamts, ist in der Dienststelle in Lerwick und hilft uns bei unseren Nachforschungen. Er bestreitet, irgendetwas über diese Sache zu wissen, aber wenn die Babys mit Adoptionsunterlagen ins Ausland gebracht wurden, dann muss seine Behörde etwas damit zu tun gehabt haben.«
»Wer hat sie denn ins Ausland gebracht?«
»Eine Agentur. Wir haben mit den Leuten gesprochen, aber bisher behaupten sie, sie hätten nicht gewusst, dass da etwas Illegales im Gange sei.«
»Und Gair gibt zu, dass er Cathy im Krankenhaus gegen seine Frau ausgetauscht hat?« Der Lärm der Hubschraubermotoren wurde lauter, und ich musste die Stimme heben. Wenn wir erst einmal aus dem Wagen gestiegen waren, würde Reden unmöglich sein.
»Jep. Er besteht darauf, dass sie sehr gut betreut worden sei, dass ihre Krankheit ihren natürlichen Verlauf genommen hätte und man ihn auf keinen Fall für ihren Tod verantwortlich machen könne. AuÃerdem sagt er, niemand im Krankenhaus hätte irgendwas davon gewusst.«
»Wer hat ihm also geholfen? Wer hat den Krankenwagen besorgt?«
»Er behauptet, das hätte er selbst getan. Hätte ihn privat angemietet. Die Schwester wurde für diesen Anlass angeheuert.«
Ich überlegte blitzschnell. War das denkbar? Dass niemand aus der Klinik beteiligt war?
»Was ist mit diesem Arzt, der, der später behauptet hat, er sei von der Polizei? Der, mit dem Caroline zu tun hatte?«
»Er beharrt darauf, dass es keine Komplizen gebe. Sagt, Caroline wäre total durcheinander.«
»Für mich hat sie sich aber gar nicht durcheinander angehört.«
»Nein. Sie ist jetzt in Lerwick. Wir haben eine Parade für sie arrangiert, damit sie den Betreffenden identifizieren kann.«
»Sie wissen also, wer es war?«
»Sagen wir, wir haben ein paar Ideen.« Ihre Miene wurde verschlossen. Zu diesem Thema würde sie nicht mehr sagen. Ich versuchte es mit etwas anderem.
»Und Melissa?«
Helen hielt für den Piloten einen Finger hoch. »Gair gibt zu, dass er sie umgebracht hat. Sie hat das mit den Adoptionen rausgefunden und gedroht, zur Polizei zu gehen. Es wird Ihnen nicht gefallen, aber er hat gesagt, er habe sie in Ihrem Keller festgehalten. Seit ein paar Stunden ist da ein Team von der Spurensicherung zugange.«
»Sie machen wohl Witze«, flüsterte ich und dachte an Danas Beharren darauf, meinen Keller zu sehen â instinktiv hatte sie ins Schwarze getroffen, wie immer.
»Er hatte die Testamentseröffnung für den letzten Besitzer durchgeführt und wusste, dass das Haus leer stand. Er besaà sogar einen Satz Schlüssel. Er sagt, er hätte Melissa gefesselt und sie unter Drogen gesetzt, und nachdem sie das Kind bekommen hatte, hätte er sie getötet. Er behauptet, er habe das allein durchgezogen.«
»Blödsinn! Das kann er nicht ohne Hilfe geschafft haben. Eine schwangere Frau monatelang gefangen halten, ein Kind zur Welt bringen. Er deckt jemanden.«
»Wahrscheinlich. Er sagt, er hätte ihr Symbole in den Rücken geritzt. Irgendwelche Zeichen an Ihrem Kamin hätten ihn auf die Idee gebracht. Anscheinend wollte er das Ganze wie eine Art Kultmord aussehen lassen, um die Aufmerksamkeit von sich abzulenken, falls sie jemals gefunden werden sollte. Aus demselben Grund auch das mit dem rausgeschnittenen Herz. Was er damit gemacht hat, weià er nicht mehr. Sagt, er hätte damals unter unheimlichem Stress gestanden, und riesige Teile seiner Erinnerungen wären einfach weg.«
»Blödsinn! Totaler Blödsinn!«
»Vielen Dank. Aber darauf sind wir auch schon gekommen. AuÃerdem gibt er zu, dass Connor, der kleine Junge, den er als seinen Stiefsohn bezeichnet, sein leibliches Kind ist. Und dass Melissa Connors Mutter war, nicht seine jetzige Frau Alison.«
»Damit hatte Dana also auch recht.«
Neben mir holte Helen scharf Luft. »Nun, wir können DNA-Proben nehmen und es einwandfrei beweisen, so oder so. Hören Sie, machen Sie sich keine Sorgen. Noch ein paar Stunden, vielleicht auch ein paar Tage, dann erzählt er uns alles. Im Augenblick müssen wir in die Gänge kommen.«
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Wir brauchten gut eine Stunde für den Rückflug. Helen verbrachte die Zeit damit zu lesen und sich Notizen zu machen;
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