Todesopfer
umgebracht.« Ich hielt inne und atmete tief durch. »Ich kann mir nicht mal ansatzweise vorstellen, was sie durchgemacht haben muss, Sie unmenschlicher Dreckskerl!«
Gifford zuckte zusammen. Dann wurden seine Augen noch schmaler. »Als Cathy Morton in unserer Klinik gestorben ist, war ich in Neuseeland«, erklärte er. »Das habe ich Ihnen bereits gesagt, und das habe ich heute auch der Polizei gesagt. Sie haben meine Flugdaten überprüft und bei den Leuten in Auckland angerufen, bei denen ich gewohnt habe. Also glauben sie mir zufällig, ganz im Gegensatz zu Ihnen. Ich habe Caroline Salter noch nie im Leben gesehen, bis ich heute Nachmittag an einer Gegenüberstellung teilgenommen habe. Wenn sie auf mich gezeigt hätte, säÃe ich jetzt nicht hier.«
Ich wollte nichts davon hören. »Irgendjemand hat Gair geholfen. Er kann das nicht allein durchgezogen haben.«
»Nein, das glaube ich auch nicht. Aber wir haben ihm nicht geholfen. Keiner von uns hatte irgendwas mit dem zu tun, was da auf Tronal vorgeht. Wir hatten keinen Grund, Melissa Gairs Tod zu wollen.« Gifford hatte die Stimme fast bis zum Flüsterton gesenkt. Ich merkte, dass ich ihm wie gebannt in die Augen sah, ihm glauben wollte. Ich zwang mich wegzuschauen.
»Aber meinen Tod hast du gewollt«, sagte ich zu Duncan.
»Dieser Idiot auf der Werft hat völligen Quatsch erzählt, Tora.« Duncan stand noch immer unschlüssig da, wollte auf mich zugehen, traute sich aber nicht recht. »Ich weiÃ, was du denkst, aber das ist Blödsinn. Der Mast ist umgeknickt, als wir drauÃen waren, aber er ist nicht glatt abgebrochen. Nachdem ich aufgefischt worden bin, hat sich das Boot in ein paar Lachskäfigen verfangen. Das Bergungsteam musste den Rest vom Mast absägen, um ihn sauber da rauszukriegen. Der Gehilfe von Mr. Gill hat das nicht gewusst, er hat einfach falsche Schlüsse gezogen.«
Ich dachte über seine Worte nach. Unmöglich war es nicht. Ein Mast bricht nicht immer glatt ab, manchmal knickt er nur unter
dem Druck des Windes um und wird dann in alle Richtungen geschleudert. Das ist eine unangenehme und hochgradig gefährliche Situation, und die meisten Segler haben für so einen Fall Bolzenschneider dabei.
»Niemand versucht, dich umzubringen«, beteuerte Duncan mit einer Stimme, die beinahe ein Flüstern war.
»Obwohl Donaldson, der eine Assistenzarzt, ganz schön sauer ist, weil Sie ihn gestern angebrüllt haben«, warf Gifford ein. »Er überlegt, ob er eine offizielle Beschwerde gegen Sie einreichen soll.«
»Würdet ihr vielleicht mal mit diesem Scheià aufhören? Die halben Shetlands haben gestern Nacht nach mir gesucht. Ihr habt einen Hubschrauber die Moore nach mir absuchen lassen, Herrgott noch mal! Das macht man doch nicht, wenn man jemand nicht ganz dringend in die Finger kriegen will.«
»Wir haben uns Sorgen um Sie gemacht. Sie sind mit einer ziemlichen Dröhnung Diazepam im Blut aus dem Krankenhaus abgehauen. Woher sollten wir denn wissen, dass Sie sich nicht einbilden, Sie könnten fliegen, und sich auf den Weg zur nächsten Klippe machen, um einen Quickstepp mit den Papageientauchern hinzulegen?«
»Irgendjemand hat Dana umgebracht. Sie hatte zu viel herausgefunden. Ãber Stephen Gair. Ãber euch alle.«
»Danas Autopsie wurde heute durchgeführt. Wollen Sie wissen, was dabei rausgekommen ist?«
Plötzlich hatte ich doch den Wunsch, mich zu setzen. Ich ertappte mich sogar dabei, wie ich den Talisker anstarrte. Gifford schob mir sein Glas hin. Duncan funkelte ihn wütend an. Ich sah, dass die Kellertür hinter ihnen mit rot-weiÃem Polizei-Absperrband versiegelt war. Resolut zwang ich mich wegzublicken; ich wollte gar nicht daran denken, was dort unten vielleicht geschehen war. Ich bedeutete Gifford mit einem Nicken, dass er reden solle.
»Der Tod ist infolge massiven Blutverlusts eingetreten, als die radialen und ulnaren Arterien an beiden Handgelenken durchtrennt wurden. Der Winkel der Wunden und der schwächer durchgeführte
Schnitt an der rechten Hand deuten darauf hin, dass sich das Opfer die Verletzungen selbst zugefügt hat. Es wurden keine Rückstände irgendwelcher Drogen in ihrem Blut gefunden und keinerlei Quetschungen, die darauf hindeuten, dass sie festgehalten wurde. Das Ergebnis lautet Tod durch Suizid.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Sie können den
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