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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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und sich an meinem Computer zu schaffen gemacht hatte. Ich erzählte von der vorsätzlich beschädigten Segeljolle und meiner manipulierten Schwimmweste, von meiner Überzeugung, dass Dana ermordet worden sei, weil sie zu viel herausgefunden hatte. Ich beschrieb die Beweise für finanzielle Unregelmäßigkeiten, die Dana zutage gefördert hatte, und Helens und meine Flucht über die nächtliche Insel. Dann ging ich alles noch einmal durch. Und noch einmal. Wieder und wieder stoppte er mich, forderte mich auf, etwas zu wiederholen, etwas näher zu erklären, bis
ich mir wirklich nicht mehr sicher war, was ich gesagt hatte und was nicht. Nach fünf Minuten war ich sehr froh, dass ich nicht zu den Verdächtigen zählte, nach zwanzig begann ich allmählich zu befürchten, dass ich mich vielleicht irrte.
    Anderthalb Stunden später legten wir eine Pause ein. Ich bekam etwas zum Mittagessen. Dann tauchte er wieder auf. Noch mehr Fragen. Eine weitere Stunde, dann lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück.
    Â»Wer hat noch gewusst, dass Sie an diesem Vormittag geplant hatten, segeln zu gehen, Miss Hamilton?«
    Â»Wir hatten es nicht geplant«, antwortete ich, und mir war klar, dass ich auf Zeit spielte. »Wir hatten nicht einmal geplant, das Wochenende auf Unst zu verbringen. Das war eine Entscheidung in letzter Minute. Aber viele Leute wissen, dass wir unser Boot dort liegen haben.«
    Â»Bewahren Sie Ihre Schwimmwesten auch dort auf?«
    Ich wich seinem Blick aus. »Nein«, sagte ich. »Die nehmen wir immer mit nach Hause. Duncan hat sie bestimmt von dort mitgebracht. Sie waren in seinem Kofferraum eingeschlossen, bis wir sie Sonntagvormittag angezogen haben.«
    Er furchte die Stirn, starrte eine Weile auf seine Notizen hinunter. Schaute dann wieder zu mir auf.
    Â»Wessen Idee war es, segeln zu gehen? Wer hat sich das ausgedacht?«
    Â»Duncan«, antwortete ich. »Es war Duncans Idee.«
    Â 
    Man brachte mich in eine Zelle, gab mir noch mehr zu essen und eine Nachricht von Helen, in der sie mich anwies, mich auszuruhen und zu essen. Als ich erwachte, war es fast sieben Uhr abends, und Helen stand in der Tür. Sie hatte sich umgezogen und trug jetzt einen taillierten Hosenanzug und ein smaragdgrünes Top. Ihr Haar war gewaschen und auf dem Kopf zusammengedreht. Sie hatte keinerlei Ähnlichkeit mit der Frau, mit der ich gestern Nacht querfeldein geritten war.
    Â»Geht’s Ihnen besser?«

    Ich brachte ein Lächeln zustande. »Glaub schon.«
    Â»Bereit für die Rückreise?«
    Rückreise? Zurück auf die Inseln? Heute früh hatte ich zugesehen, wie sie hinter dem Horizont verschwanden, und mir gesagt, dass es vorbei, dass dieser Teil meines Lebens abgeschlossen sei. Jetzt schien es, als wäre das doch nicht der Fall.
    Â»Bleibt mir was anderes übrig?«, fragte ich und wusste, wie die Antwort lautete.
    Â»Eigentlich nicht. Sie können unterwegs essen.«
    Â 
    Auf dem Weg zum Hubschrauberlandeplatz sagte sie kein Wort. Ich hatte hundert Fragen, wusste jedoch nicht, wo ich anfangen sollte; und wenn ich ehrlich bin, hatte ich auch ein bisschen Angst. Helen war nicht mehr meine Fluchtgefährtin, sondern eine ranghohe Polizeibeamtin, die wahrscheinlich in einer sehr ernsten Situation die Verantwortung trug. Und ich war eine wichtige Zeugin. Nachdem wir so weit gekommen waren, wollte ich nichts falsch machen.
    Als der Fahrer einparkte, sagte sie: »Stephen Gair hat gestanden.«
    Ich hatte mich im Sitz zurückgelehnt, auf diese Neuigkeit hin jedoch setzte ich mich kerzengerade auf. »Soll das ein Witz sein? Er hat’s einfach so zugegeben?«
    Sie nickte. »Er ist seit heute Mittag in Polizeigewahrsam. Es hat zwei Stunden gedauert, dann ist er eingeknickt.«
    Â»Was? Ich meine, was genau hat er gestanden?« Stephen Gair war mir nicht wie der Typ Mann vorgekommen, der so leicht aufgab.
    Â»Na ja, alles. Zum einen, dass er Babys an den Meistbietenden verkauft hat. Er sagt, er arbeitet mit ein paar eher skrupellosen Adoptionsbehörden im Ausland zusammen. Jedes Mal, wenn ein reiches Ehepaar aufgekreuzt ist, wurde ihnen gesagt, es gebe eine Möglichkeit, das System zu umgehen, zu einem Preis. Das Ganze ist sozusagen als Blindauktion übers Internet abgelaufen. Wenn ein Baby verfügbar war, ging es an den Meistbietenden. In manchen Fällen bis zu einer Million Dollar.«

    Unser Fahrer stieg aus. Er

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