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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Polizistin – ich glaube, sie hatte gesagt, ihr Name sei Jane.
    Â»Nein, vielen Dank. Ich komme schon zurecht. Bin gleich wieder da.«
    Ich ging zur Haustür und suchte nach meinem Schlüssel. Die Diele war dunkel, und das Haus hatte jenes stille, kalte Flair, das Häuser ausstrahlen, wenn sie eine Weile leer stehen. Ich ging den Flur entlang zur Küche, bemerkte zwar den Lichtstrahl, der unter der Tür hindurchschimmerte, erfasste aber seine Bedeutung nicht. Dann stieß ich die Tür auf.
    Duncan und Kenn Gifford saßen am Küchentisch; unsere Flasche Talisker stand offen und fast leer zwischen ihnen.

33
    Beinahe hätte ich losgeschrien, doch ich wusste, dass die Polizisten draußen mich nicht hören konnten. Ich überlegte, ob ich weglaufen sollte, doch Duncan war zu nah, und er kann sich blitzschnell bewegen, wenn er will. Kenn starrte mich an; seine Augen waren zu so schmalen Schlitzen zusammengekniffen, dass ich sie kaum sehen konnte. Duncan kam auf mich zu, das Bild eines verzweifelten Ehemanns, überwältigt vor Erleichterung, seine Frau wiederzusehen.
    Â»Tora, Gott sei Dank …«
    Ich machte einen jähen Schritt rückwärts und hob abwehrend beide Hände. Duncan sah verwirrt aus, blieb aber stehen.
    Â»Ist alles okay?«
    Â»Nein, es ist nicht alles okay.« Ich schob mich weiter durch die Küche, weg von der Tür, dafür jedoch näher an das heran, was ich auf der Arbeitsplatte erspäht hatte. »Ich bin weit davon entfernt, alles okay zu finden.« Meine Hand schnellte vor und fand das Messer, das auf dem Küchentresen gelegen hatte. Es war ein Allzweckmesser, eins, das ich für so ziemlich alles benutzte: zum Schnibbeln, Schneiden, Schälen. Es war klein, aber scharf; es würde seinen Zweck erfüllen. Duncan sah völlig entsetzt aus, Kenn dagegen vage belustigt.
    Â»Ich will, dass ihr beide hier verschwindet. Sofort. Wenn einer von euch versucht, mich anzufassen, schneide ich ihn in Streifen. Kapiert?«
    Â»Tora …«Wieder machte Duncan einen Schritt nach vorn.
    Â»Ob du das kapiert hast?«, schrie ich ihn an und stieß mit dem Messer in seine Richtung. Er war noch immer einen Dreiviertelmeter entfernt, aber ich hatte meinen Standpunkt klargemacht. Er trat zurück.

    Â»Ich hab’s kapiert«, meinte Gifford, der sich nicht von der Stelle gerührt hatte. »Was ist mit dir, Dunc?«
    Dunc? Seit wann redeten diese beiden sich denn mit Spitznamen an?
    Â»Wieso holst du nicht ein Glas für Tora?«, fragte Gifford.
    Â»Draußen sind zwei Polizisten«, sagte ich.
    Â»Na ja, die dürfen nichts trinken, die sind im Dienst«, stellte Gifford fest. Ich schwöre es, wäre das Messer eine Pistole gewesen, ich hätte ihn abgeknallt.
    Â»Ich denke, ihr solltet euch beide hinsetzen«, fuhr Gifford fort. »Tora, wenn’s Ihnen damit besser geht, dann bitten Sie Ihre beiden Freunde da draußen doch herein.«
    Ich schaute von einem zum anderen: mein hochgewachsener, gut aussehender Ehemann, der vor Sorge beinahe zitterte, mein hässlicher, unwiderstehlicher Boss, ein Bild der Gelassenheit. »Man hat mir gesagt, die Polizei hätte euch beide in Gewahrsam genommen.«
    Â»Hat sie auch«, bestätigte Gifford. »Interessante Erfahrung. Sind vor ungefähr einer Stunde auf freien Fuß gesetzt worden.«
    Vor einer Stunde hatten Helen und ich in Dundee abgehoben. In einer Stunde kann eine Menge passieren. »Lassen Sie mich raten, weil Sie und DI Dunn sich schon seit Ewigkeiten kennen.«
    Duncan und Kenn schauten sich an. »Nicht ganz«, erwiderte Gifford, fast so, als spräche er mit sich selbst. Dann sah er mich an. »Unseren Freunden auf dem Polizeirevier ist keine Anklage eingefallen, die sie gegen uns hätten vorbringen können. Allerdings werde ich das Gefühl nicht los, dass Sie ein paar parat haben.«
    Eine Sekunde lang erwog ich, einfach hinauszugehen. Nur eine Sekunde lang.
    Â»Sie haben Stephen Gair dabei geholfen, eine Todkranke als seine Frau auszugeben«, sagte ich zu Gifford. Aus irgendeinem Grund war es leichter, mit ihm zu reden, ihn zu beschuldigen, als mit Duncan zu sprechen. »Sie haben ihm dabei geholfen, Melissa Gair gefangen zu halten – hier, in unserem verdammten Keller –,
und zwar acht Monate lang. Sie haben dafür gesorgt, dass sie am Leben bleibt, haben sie entbunden, und dann haben Sie sie

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