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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Waffenstillstand geschlossen. Es gab noch eine Menge Unerledigtes, doch keiner von uns hatte die Kraft, gleich wieder zu Feindseligkeiten überzugehen. Wir wollten uns eine Auszeit nehmen.
    Was die Zukunft anging, so war ich mir nicht sicher. Duncan hatte gesagt, bei dem Streit, den ich auf Unst mit angehört hatte, sei es um seinen Wunsch gegangen, die Shetlands zu verlassen, und dass Elspeth mich gemeint hätte, als sie sagte: »Er liebt sie.« Er hatte beteuert, keine Macht der Welt könne ihn dazu bringen, mich zu verlassen. In der Frage allerdings, ob ich bleiben würde – bei ihm, in meinem Job, auf den Inseln –, war das letzte Wort noch nicht gesprochen; ich wusste es nicht. Denn trotz all der Lügen, trotz allem, was er mir verheimlicht hatte, liebte ich ihn immer noch.
    Ich absolvierte meine Visiten und achtete nicht auf die neugierigen Blicke seitens der Schwestern und Kollegen. Als ich mich schließlich genötigt sah zuzugeben, dass die Abteilung auch ohne mich hervorragend funktioniert hatte, ging ich hinauf, um mich auf die Nachmittagssprechstunde vorzubereiten.
    Vorher rief ich meine Freundin in Voe an und erfuhr, dass es Charles und Henry gut ging. Ich dankte ihr dafür, dass sie sich
um sie kümmerte, und beantwortete ein paar neugierige Fragen, weshalb sie eigentlich da und wie sie dort hingekommen seien. Dann verabredete ich mit ihr, sie am Abend abzuholen.
    Ich überlegte, was wohl gerade zu Hause vor sich ging. Als Duncan und ich am Morgen aufgebrochen waren, war die Polizei gerade mit einem Großaufgebot eingetroffen. Wie Helen es versprochen hatte, untersuchten sie erneut unsere Wiese. Aber ich glaubte nicht mehr, dass sie etwas finden würden. Vielleicht würde ich eines Tages noch einmal einen Blick auf die weibliche Sterbestatistik der Inseln werfen, eine zweite Meinung einholen. Doch es gab etwas an diesem Tag, das ich unbedingt erledigen musste. Ich griff zum Telefon, wählte eine Londoner Nummer und bat darum, zu einer Frau durchgestellt zu werden, mit der ich in meiner letzten Klinik zusammengearbeitet hatte, einer Anästhesistin.
    Â»Diane?«, begann ich. »Hier ist Tora.«
    Â»Meine Güte, die Auswandererin. Wie geht’s Ihnen?«
    Nun ja, darauf gab es keine wahrheitsgetreue Antwort, also wartete ich mit der üblichen Lüge auf. »Prima. Und Ihnen?«
    Â»Hervorragend. Sehen wir uns im September?«
    Â»Natürlich, wir freuen uns drauf«, versicherte ich; ich hatte seit Wochen nicht mehr daran gedacht: eine Hochzeit in einem Bilderbuchdorf in Buckinghamshire. Ich hatte ganz vergessen, dass das normale Leben weiterging, irgendwo da draußen. »Hören Sie, es tut mir leid, aber ich brauche ein paar Informationen, und ich habe nicht viel Zeit. Okay?«
    Â»Schießen Sie los.«
    Â»Was wissen Sie über nicht nachweisbare Medikamente?«
    Diane war nicht leicht aus der Fassung zu bringen. Sie zögerte nur eine Sekunde, ehe sie antwortete. »Also, letzten Endes gibt es keine. Wenn man weiß, wonach man sucht, kann man alles finden.«
    Â»Das dachte ich mir. Aber wenn man versuchen würde, jemanden plattzumachen, ihn nicht unbedingt umzubringen, sondern ihn lediglich auszuschalten, nur für kurze Zeit, gibt es da etwas,
was man benutzen könnte und worauf ein Pathologe normalerweise nicht testen würde?«
    Â»Hat Duncan Sie mal wieder rasend gemacht?« Jetzt lag eine gewisse Schärfe in ihrer Stimme. Ich konnte es ihr nicht verdenken. Es war nicht gerade eine alltägliche Frage.
    Â»Es tut mir leid, ich wünschte, ich hätte die Zeit, es Ihnen zu erklären. Ich rufe Sie bald an, versprochen. Fällt Ihnen irgendwas ein? Irgendetwas Ungewöhnliches, worauf man nicht testen würde, es sei denn, die Untersuchung wird explizit verlangt?«
    Â»Na ja, ich muss nachsehen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass in der Pathologie nicht routinemäßig auf Sachen wie Benzodiazepine getestet wird – Sie wissen schon, Nitrazepam oder Temazepam. Hilft Ihnen das weiter?«
    Â»Ja, auf jeden Fall. Ich verspreche Ihnen, ich habe nichts Illegales vor.«
    Â»Ich glaub’s Ihnen. Ich melde mich. Ach, übrigens, ich hab das richtige Kleid gefunden.«
    Sie nannte eine abartig teure Brautboutique in London und plapperte noch ein Weilchen munter weiter. Ich ließ sie reden, hörte jedoch nicht richtig zu.
    Dunn mochte sich gut aufs Hypnotisieren verstehen,

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