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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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treffen, deren Wassergehalt von dem der umgebenden Erde abweicht, wird das Signal zurückgeworfen. Das Team verzeichnet all diese Signale in einer Grafik, und wenn irgendwas vergraben worden ist, wird das Muster der reflektierten Impulse in der Grafik sichtbar. Anhand der Verzögerung, mit der die Signale zurückkommen, kann man sogar schätzen, wie tief etwas vergraben liegt. Wir haben die ganze Wiese so abgesucht.«

    Â»Ganz schön clevere Methode.«
    Â»Oh, es ist wirklich erstaunlich. Natürlich ist es nicht idiotensicher. Am besten funktioniert das anscheinend bei sandigem Boden mit hohem spezifischem Widerstand, und davon gibt’s auf Ihrem Grundstück nur sehr wenig. Also sind sie noch mal drübergegangen. Diesmal haben sie Bodenanalysen gemacht. Soll ich weitererzählen?«
    Â»Bitte.«
    Â»Bei Bodenanalysen geht’s um den Phosphatgehalt in der Erde. Phosphat ist in jeder Bodenart vorhanden, aber wo eine Leiche – von einem Menschen oder einem größeren Tier – vergraben ist, steigt der Phosphatspiegel erheblich an.«
    Das hörte sich auf jeden Fall logisch an. Menschen- und Tierkörper enthalten viel Phosphor; zusammen mit dem Kalzium verleiht er den Knochen ihre Härte und Dichte. Man findet ihn auch in anderen Gewebearten.
    Â»Die Verwesung vergrabener menschlicher Leichname erhöht den Phosphatgehalt des umliegenden Bodens«, fuhr Helen fort. »Das Team hat auf Ihrer Wiese Hunderte von Bodenproben genommen. Wenn irgendwelche Stellen mit erhöhtem Phosphatgehalt gefunden werden würden, könnte man daraus auf weitere Begräbnisse schließen.«
    Â»Wie lange wird es dauern, alle Proben zu untersuchen?«
    Â»Ein paar Tage. Aber sie sind schon gut dabei, und bisher haben sie nichts gefunden. Ich glaube wirklich nicht, dass da unten noch irgendetwas ist, Tora.«
    Ich schwieg einen Moment.
    Â»Also, keine Angst mehr vor kleinen grauen Männchen, die scharf auf Silber sind?«, fragte Helen.
    Ich besaß den Anstand, ein betretenes Gesicht zu machen. »Das war wohl der ganze Stress.«
    Sie erwiderte das Lächeln. Ich musterte sie eingehend. Der nervöse, ein klein wenig wachsame Gesichtsausdruck war immer noch da.
    Â»Da gibt’s noch etwas anderes, oder? Etwas weniger Gutes?«

    Â»Ich fürchte ja. Es sieht so aus, als ob Stephen Gair sich doch nicht der Justiz stellen muss, jedenfalls nicht in diesem Leben.«
    Helen schaute als Erste weg. Sie stand auf und ging zum Fenster.
    Â»Was ist passiert?«, brachte ich hervor und fragte mich, warum ich so fror. Er war ja nicht entkommen oder so etwas.
    Â»Er hat sich erhängt«, antwortete sie und bewunderte dabei immer noch meine Aussicht auf den Parkplatz. »Er wurde heute Morgen gefunden, um kurz nach fünf.«
    Sie ließ mir Zeit, um darüber nachzudenken. Ich dachte darüber nach. Ich würde niemals die Gelegenheit haben, ihm vor Gericht gegenüberzustehen, zu sagen: Ich weiß, was Sie getan haben, vor Menschen, die mir glaubten. Ich würde ihm niemals in die Augen sehen und sagen können, Ich hab dich erwischt, du Dreckskerl; ich bin dir verdammt noch mal auf die Schliche gekom men! Wie fand ich das? Ich war sauer, stinksauer, um ehrlich zu sein. Ich stand auf.
    Â»Wie konnte das passieren? Was habt ihr gemacht, ihm einen Strick gegeben, damit er Knoten üben kann?«
    Endlich drehte sie sich um. Sie hob abwehrend die Hand. »Immer mit der Ruhe. Dieser Angelegenheit wird gründlich nachgegangen. Ich fürchte, ich kann Ihnen keine Einzelheiten nennen. So etwas kommt vor. Ich weiß, dass es nicht passieren sollte, aber es passiert. Sie haben ihn einfach nicht für suizidgefährdet gehalten.«
    Â»Im Gegensatz zu Dana natürlich, die ihr ohne den leisesten Beweis als Selbstmörderin abgestempelt habt.«
    Sobald ich den Satz ausgesprochen hatte, war mir klar, dass ich zu weit gegangen war. Helens Miene hatte sich verhärtet. Sie wollte den Raum verlassen. Rasch trat ich ihr in den Weg.
    Â»Es tut mir leid, das war völlig daneben.«
    Sie entspannte sich ein wenig.
    Â»Dann ist es wohl wirklich vorbei?«, fragte ich.
    Â»Sie machen Witze, oder? Diese Tronal-Geschichte wird uns noch jahrelang in Atem halten.«

    Ich stellte fest, dass ich das Bedürfnis empfand, mich wieder zu setzen. »Wie meinen Sie das?«
    Â»Der Laden ist ein ganz übler Mischmasch aus Medizinertätigkeit,

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