Todesopfer
stattgefunden.
Augenblick mal. Der Name sagte mir etwas. Alison Jenner. Wo hatte ich das schon einmal gehört? Jenner, Jenner, Jenner. ScheiÃe, es war weg.
Â
Stephen Renney hockte in seinem fensterlosen Büro, aà ein Sandwich und trank Fanta aus der Dose. Als er merkte, dass ich im Türrahmen stand, schaute er auf und begann dann mit diesen leicht verlegenen, fahrigen Bewegungen, die wir alle machen, wenn man uns beim Essen erwischt hat. Als wäre essen eine nicht ganz reputierliche Handlung und nicht das Natürlichste auf der Welt.
»Entschuldigung«, sagte ich, die übliche Reaktion, und machte meinerseits ein etwas betretenes Gesicht, als hätte ich ihn beim Essen auf dem Klo ertappt.
»Aber nicht doch.« Er stand auf und deutete auf einen Stuhl. Ich nahm Platz.
»Ich wollte Sie etwas fragen. Wegen Dana Tulloch.«
Er beugte sich vor. Ich konnte Thunfisch in seinem Atem riechen.
»Mr. Gifford hat gesagt, Sie hätten keinerlei Spuren von irgendwelchen Medikamenten bei ihr gefunden und â«
»Miss Hamilton â¦Â« Er neigte sich noch weiter vor, und ich gab mir Mühe, nicht zurückzuweichen. Es roch, als hätte er Katzenfutter gegessen.
»Ich weiÃ, dass Sie nicht über Einzelheiten mit mir sprechen dürfen, und ich will Sie auch wirklich nicht in eine schwierige Lage bringen, aber â«
»Miss Hamilton â¦Â«
»Bitte, nur einen Moment. Ich habe heute Morgen mit einer befreundeten Anästhesistin gesprochen. Sie hat mir ein paar Medikamente genannt, die einen Menschen auÃer Gefecht setzen können, auf die aber bei einer Autopsie normalerweise nicht getestet wird. Ich habe mich bloà gefragt, ob Sie â«
»Miss Hamilton.« Stephen Renneys Stimme war lauter geworden. »Ich habe die Autopsie an Miss Tulloch nicht durchgeführt.«
»Oh!« Hatte Gifford Stephen Renney namentlich erwähnt, oder war ich bloà davon ausgegangen?
»Ich kriege natürlich eine Kopie des Autopsieberichts, aber ich glaube nicht, dass er schon da ist. Ich kann gern mal nachsehen.«
»Und wer hat es dann getan?«, wollte ich wissen und pfiff auf gute Manieren.
Er bedachte mich mit einem Stirnrunzeln. »Ich habe Miss Tulloch nie zu Gesicht bekommen. Sie war nur ein paar Stunden lang hier, und ich hatte eine Besprechung. Meines Wissens hat ihre nächste Angehörige, eine Polizeibeamtin, verlangt, dass sie verlegt wird. Die Autopsie ist in Dundee durchgeführt worden.«
»Natürlich, es tut mir leid.« Helen hatte nichts gesagt, doch es gab eigentlich auch keinen Grund, warum sie das hätte tun sollen. Auf jeden Fall war es logisch, dass sie Danas Autopsie von Leuten vornehmen lassen wollte, die sie kannte und denen sie vertraute.
»Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie behilflich sein?« Okay, ich erkenne eine Abfuhr, wenn ich eine höre. Ich schüttelte den Kopf, dankte ihm noch einmal und verlieà den Raum.
In meinem Büro fand ich eine E-Mail von Gifford vor, in der er für heute Nachmittag um meine Hilfe im OP bat. Er hatte einen vollen OP-Plan, und am Vormittag war ein Patient mit Verdacht auf Blinddarmdurchbruch eingeliefert worden. Wenn ich das übernehmen könnte, bräuchte er seinen Plan nicht völlig über den Haufen zu werfen. Ich war zwar keine Allgemeinchirurgin, doch der Blinddarm lag durchaus innerhalb meines Fachgebiets. Ich sah meine anderen Mails durch â eine von Duncan, der Rest nicht dringend â und ging hinunter in den OP.
Der Patient war dreiÃig Jahre alt, fit und gesund. Ich machte ihn auf, hantierte ein paar Minuten herum und entfernte das entzündete Organ: prall geschwollen wie eine Trommel, kein Wunder, dass der Mann Schmerzen gehabt hatte. Gerade als ich mit dem Zumachen fertig war und der Patient in den Aufwachraum hinausgerollt wurde, kam Gifford herein. Er war noch immer in voller Montur, und seine Handschuhe waren voller Blut. Ich warf einen Blick nach unten. Meine auch. Der Rest des Teams hatte den OP verlassen, und wir befanden uns allein im Saal. Er hakte den Mundschutz hinter einem Ohr los.
»Gehen Sie mit mir essen?«
Ich lieà meinen Mundschutz, wo er war.
»Wann?«
Er zuckte die Achseln. »Heute Abend?«
Ich schaffte es, seinem Blick standzuhalten. »Wie nett, ich schau mal, ob Duncan Zeit hat.«
Er streckte die Hand aus und zog mir den Mundschutz vom Gesicht. Dabei streiften
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