Todesopfer
Ãbereinstimmungen«, berichtete sie. »Und ich habe das Ehepaar überprüft, das Sie vorhin gefunden haben. Janet Hammond ist geschieden, wohnt in Aberdeen und ist ausgesprochen lebendig.«
»Na ja, schön für sie.«
»Stimmt. Ich glaube, das hier war möglicherweise Zeitverschwendung.«
»Wieso?«
Sie hantierte mit der Funkmaus auf dem Tisch herum, und ein neues Fenster öffnete sich auf dem Schirm: die Liste aller Geburten auf den Inseln, die ich ihr vor drei Tagen überlassen hatte. »Das Team hat die fast alle überprüft«, erklärte sie.
Ich beugte mich vor; der Bildschirm war winzig, und wenn man nicht im richtigen Winkel darauf schaute, konnte man so gut wie nichts erkennen. »Okay«, forderte ich sie zum Weitersprechen auf.
»Diejenigen im richtigen Alter sind fast alle geklärt. Sieht aus, als wäre sie doch nicht von hier gewesen.«
Ich dachte einen Augenblick lang darüber nach. »Dann wäre ja alles offen.«
»O ja.«
Jetzt verstand ich, warum sie verärgert aussah. Ihr Boss war im Begriff, recht zu behalten, und sie nicht.
Ein kalter Luftzug drang herein, als die Tür aufging und eine Gruppe Männer von einer der Bohrinseln eintraten. Der Geräuschpegel
im Pub stieg sogleich an. Einer oder zwei der Neuankömmlinge schauten zu uns herüber, und ich sah rasch weg. Dana hatte sie gar nicht bemerkt.
»Was wissen Sie über Tronal?«, fragte sie.
Ich musste kurz nachdenken. Laut meiner Liste waren 2005 mehrere Babys auf Tronal geboren worden. Ich hatte mir vorgenommen, Gifford danach zu fragen.
»Eine Insel«, antwortete ich. »Vier Frauen auf der Liste haben dort entbunden.«
Dana nickte. »Zwei von ihnen haben wir bisher noch nicht ausfindig machen können. Also haben DI Dunn und ich gestern einen kleinen Abstecher dorthin gemacht. Die Insel liegt ungefähr einen Kilometer vor der Küste von Unst. Ist Privatbesitz. Sie haben uns ein Boot entgegengeschickt.«
»Existiert da eine Klinik?«, erkundigte ich mich.
»Dort gibt es eine hochmoderne private Entbindungsklinik, unterhalten von einer wohltätigen Stiftung, die auch Verbindungen zur hiesigen Adoptionsbehörde unterhält«, verkündete Dana, der meine verdutzte Miene anscheinend Vergnügen bereitete. »Dort bieten sie, ich zitiere, âºeine sinnvolle Lösung für unerwünschte und ungelegene Schwangerschaftenâ¹ an.«
»Moment mal ⦠aber⦠wo kommen die Frauen denn her?«
Sie schüttelte den Kopf. »Aus ganz GroÃbritannien, sogar aus dem Ausland. Normalerweise sind es junge, berufstätige Frauen, die noch nicht bereit sind, sich festzulegen.«
»Treiben solche Frauen denn nicht einfach ab?«
»Das machen sie auf Tronal auch. Aber sie sagen, manche Frauen tun sich aus ethischen Gründen schwer mit Abtreibungen, sogar in der heutigen Zeit. Sie haben es nicht direkt gesagt, aber ich vermute, ein Teil ihrer Kundschaft kommt aus den näher gelegenen katholischen Ländern.«
Ich hatte noch immer Mühe mit der Vorstellung von einer Entbindungsklinik, von der ich nichts wusste. »Wer ist denn da für Entbindungen zuständig?«
»Sie haben einen eigenen Spezialisten für Geburtshilfe. Einen
Dr. Mortensen. Fellow von Ihrem â wie heiÃt das noch mal â Royal College?«
Ich nickte, doch das gefiel mir gar nicht. Ein Fellow des Royal College of Obstetrics and Gynaecology? Für weniger als ein Dutzend Geburten im Jahr?
»Netter Mann, fand ich«, berichtete Dana weiter. »Er hat zwei voll ausgebildete Hebammen, die für ihn arbeiten.«
»Was passiert mit den Babys?«, fragte ich und glaubte es vielleicht bereits zu wissen. Wahrscheinlich hatte Duncan an Tronal gedacht, als wir neulich Nacht über eine Adoption sprachen.
»Die meisten werden hier auf den Inseln adoptiert«, antwortete Dana und bestätigte meine Vermutung.
»Und Sie glauben, die Frau in meiner Wiese könnte eine Tronal-Patientin gewesen sein? Vielleicht eine Mutter, die es sich noch einmal überlegt hat und ihr Baby doch nicht weggeben wollte?«
»Möglich. Die einzigen Frauen, die auf Ihrer Liste auffallen, haben dort entbunden.«
Ich schwieg und grübelte über Tronal nach, warum ich nichts darüber erfahren hatte. Es dauerte einen Moment, bis ich mitbekam, dass Dana mit mir sprach, und ich musste sie bitten, das Gesagte
Weitere Kostenlose Bücher