Todesopfer
und betonte meine Position in der Klinik. Wie gewöhnlich funktionierte das; plötzlich zeigte sie sich interessiert und voll eifriger Hilfsbereitschaft.
»Wir haben ein Schmuckstück gefunden«, erklärte ich. »Ich glaube, Sie könnten mir vielleicht helfen, die Besitzerin ausfindig zu machen.«
»Selbstverständlich, was können wir tun, Miss Hamilton?«
»Ich denke, es ist ein Ehering. Da ist eine Inschrift drauf, sieht aus wie ein Hochzeitsdatum und ein paar Initialen. Hochzeiten sind doch bei Ihnen dokumentiert, nicht wahr?«
»Alle EheschlieÃungen in Lerwick, ja. Hat die Hochzeit hier stattgefunden?«
»Ich glaube schon, bin mir aber nicht sicher. Ich habe keinen Namen. Kann man Ihre Akten auch nur mit einem Datum durchsuchen?«
»Na ja, man könnte alle Hochzeiten nachschlagen, die an diesem bestimmten Tag stattgefunden haben, und schauen, ob Ihre Initialen zu einer davon passen.«
Würde es tatsächlich so leicht sein?
»Darf ich das denn? Kann man als einfacher Bürger einfach so ankommen und in den Akten stöbern?«
»Auf jeden Fall. Normalerweise verlangen wir zehn Pfund pro Stunde, aber bei Ihnen könnten wir bestimmt â¦Â« Sie lieà das Angebot unausgesprochen.
»Brauche ich dafür einen Termin?«
»Nein, kommen Sie einfach vorbei. Unsere Bürozeiten sind von zehn Uhr morgens bis ein Uhr, und dann von zwei bis vier.«
Ich warf einen raschen Blick auf die Uhr. Der Tierarzt musste jeden Augenblick kommen, und für den Rest des Tages hatte ich nichts geplant, was nicht warten konnte.
Mir war klar, dass ich den Ring DS Tulloch aushändigen und ihr alles Weitere überlassen sollte.
»Vielen Dank«, sagte ich. »Ich komme dann heute Nachmittag.«
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Zwei Stunden später hielt ich vor dem Standesamt von Lerwick. Der Tierarzt war da gewesen. Charles würde wieder gesund werden; er würde ein paar Tage lahmen, doch dann wäre er wieder wie neu. Diese Neuigkeit hatte meine Wut auf Gifford gemildert, ein bisschen jedenfalls. Er mochte meinem angeschlagenen Berufsstolz vors Schienbein getreten haben, aber wenigstens hatte er mein Pferd gerettet.
Ehe ich losfuhr, rief ich DS Tulloch an und hinterlieà eine kurze Nachricht auf ihrer Mailbox; ich berichtete, ich hätte etwas gefunden, das vielleicht mit dem Mord in Zusammenhang stünde, und ich würde es heute Nachmittag auf dem Weg in die Stadt auf dem Revier abgeben. Genaues hatte ich ihr nicht mitgeteilt. Den Ring hatte ich in eine sterile Tüte gesteckt und diese, zusammen mit einer kurzen schriftlichen Nachricht, in einen groÃen braunen Umschlag geschoben. Als ich auf dem Revier ankam, war Dana noch immer nicht zurück, also hinterlegte ich den Umschlag, mit ihrem Namen versehen, am Empfang. Mir war, als hätte ich gerade die Lunte eines Feuerwerkskörpers angezündet und müsste sehr weit Abstand nehmen.
Marion, die Frau, mit der ich telefoniert hatte, führte mich zu einem Computerbildschirm. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Halb eins. Ich hatte eine halbe Stunde bis zur mittäglichen SchlieÃung des Standesamts. Rasch zog ich einen zusammengefalteten Klebezettel aus meiner Tasche und überprüfte das Datum, das ich mir vor Abgabe des Rings darauf notiert hatte. 4.5.02, 4. Mai 2002. Ich fand das richtige Jahr und scrollte bis zu den Maihochzeiten vor. Es war ein beliebter Monat, um den Bund der Ehe zu schlieÃen. Vier Samstage waren in diesen Mai gefallen, und an jedem hatten mehrere EheschlieÃungen stattgefunden, auÃerdem noch ein paar an Wochentagen. Alles in allem zweiundzwanzig Hochzeiten. Ich ging die Liste durch, bis ich den vierten Tag des Monats fand, und stieà sogleich auf ein durchaus mögliches Paar. Kyle Griffiths hatte Jane Hammond in der St. Margaretâs geehelicht. Ich kritzelte alle Einzelheiten auf einen Zettel, ehe ich den Rest der Liste überprüfte. Sonst war nichts dabei.
»Was gefunden?«
Ich zuckte zusammen, ehe ich mich beherrschen konnte; dann atmete ich tief durch und sagte mir, dass ich keine schuldbewusste Miene aufsetzen, mich nicht entschuldigen und kein sinnloses Zeug plappern würde. Ich drehte mich um.
Dana Tulloch war wie üblich tadellos gekleidet, in eine schwarze Hose, ein schlichtes rotes Top und eine offensichtlich teure schwarzrot-weiÃ
karierte Jacke. Unwillkürlich fragte ich mich, wie sie es schaffte, sich mit dem Gehalt
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