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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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waren.
    Â»Was soll das alles eigentlich?«, wollte er wissen.

    Â 
    Wir befanden uns im Haus. Bunt gestrichen und modern eingerichtet, wirkte es noch immer wie das Heim eines jungen, gut situierten Paars, doch es roch abgestanden, so wie die Häuser alter Leute, wie alte Leute selbst manchmal riechen. Staubschichten lagen auf dem Kaminsims und Fensterbrett hinter uns. Er hatte uns etwas zu trinken angeboten, was wir ablehnten, und daraufhin das Zimmer verlassen, um sich selbst etwas zu holen. Als ich mich umschaute, bemerkte ich zwei schmutzige Gläser auf dem Boden an meinem Ende des gelben Sofas und einen Aschenbecher voller Zigarettenstummel. Der Teppich, der den größten Teil des Holzfußbodens bedeckte, war schon seit geraumer Zeit nicht mehr mit einem Staubsauger in Berührung gekommen.
    Auf dem Kaminsims standen etliche Zinnfiguren von Tieren sowie ein großes Foto in einem Zinnrahmen. Ein jüngerer, glücklicherer Joss Hawick strahlte in die Kamera. Neben ihm, einen weißen Schleier um den Kopf gebauscht, war seine Frau. Kirsten Hawick war eine hochgewachsene, attraktive Frau gewesen – mit langem rotem Haar, das lockig fast bis zu ihrer Taille reichte. Rasch blickte ich zu Dana. Sie hatte das Foto auch schon entdeckt und bedachte mich mit einem Stirnrunzeln. Ihre unausgesprochene Anweisung war eindeutig: Mund halten!
    Hawick kam zurück und setzte sich uns gegenüber in einen Sessel. Das war ein wirklich großer Scotch, den er sich da eingeschenkt hatte, und verdünnt schien er auch nicht zu sein. Ich merkte, dass meine Hände zitterten, und schob sie unter die Oberschenkel. Ich war froh, dass Dana das Reden übernehmen würde, verspürte jedoch ein überwältigendes Bedürfnis, mich umzudrehen und noch einmal das Foto zu betrachten, wusste aber, dass dies das Schlimmste war, was ich hätte tun können.
    Â»Mein herzliches Beileid, Sir«, begann Dana.
    Er wandte sich an mich. Ich erschrak.
    Â»Wieso sind Sie hier? Wollen Sie mir etwa erzählen, das Krankenhaus hätte etwas falsch gemacht?«
    Dana antwortete schnell, als fürchtete sie, dass die Situation außer Kontrolle geriet.

    Â»Miss Hamilton arbeitet erst seit sechs Monaten in dem Krankenhaus. Sie weiß nichts über den Tod Ihrer Frau. Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    Er nickte. Und trank.
    Â»Könnten Sie mir den Mädchennamen Ihrer Frau nennen?«
    Â»Georgeson«, sagte er. »Kirsten Georgeson.« Er trank abermals. Mehr als ein Schlückchen.
    Wieder sah ich zu Dana hinüber. Ihre Miene verriet nichts, doch ihr musste aufgefallen sein, dass die Namen passten. KG und JH. Das Datum stimmte auch. Ich zwang mich, auf den Teppich zu blicken, weil ich glaubte, mein Gesichtsausdruck könnte mich verraten. Ich hatte genug Fernsehkrimis gesehen, um zu wissen, dass der erste Verdächtige bei einem Mordfall immer der Ehepartner ist. Was ich in Joss Hawicks Miene für Trauer gehalten hatte, konnte ebenso gut ein Ausdruck von Schuld sein, ganz zu schweigen von Angst, dass man ihm auf die Schliche kam. Dana und ich könnten mit einem Mörder allein in dessen Haus sein. Wieder schaute ich Dana an. Wenn sie genauso beunruhigt war wie ich, so ließ sie es sich nicht anmerken.
    Natürlich gab es da immer noch die Diskrepanz, was das Jahr betraf. Die Frau in meiner Wiese war irgendwann im Jahr 2005 umgekommen. Hawick hatte behauptet, seine Frau sei 2004 gestorben.
    Â»Darf ich fragen, wie und wo sie gestorben ist?« Dana ließ Hawick nicht einen Moment aus den Augen.
    Wieder schaute er mich an. »Im Krankenhaus«, antwortete er. »In Ihrem Krankenhaus.« Das brachte er vor wie eine Anklage. »Sie hatte einen Reitunfall. Ihr Pferd wurde ein paar Kilometer nördlich von hier von einem Lastwagen angefahren. Sie war noch am Leben, als sie sie ins Krankenhaus brachten, aber mit sehr schweren Hirnschäden und gebrochener Halswirbelsäule. Nach drei Stunden haben wir die Geräte abgeschaltet.«
    Â»Wer hat sie behandelt?«, erkundigte ich mich.
    Â»Ich weiß den Namen nicht mehr«, antwortete er. »Aber er hat gesagt, er sei Oberarzt. Er hat gesagt, es bestünde keinerlei Aussicht
auf Heilung. Wollen Sie mir jetzt mitteilen, dass er sich geirrt hat?«
    Â»Nein, nein«, wehrte ich eilig ab. »Nichts dergleichen. Aber ich muss Sie etwas anderes fragen, und es tut mir aufrichtig leid, Ihnen noch mehr Kummer zu

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