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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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bereiten. Hat Ihre Frau kurz vor ihrem Tod ein Kind bekommen?«
    Er zuckte zusammen. »Nein. Wir hatten eine Familie geplant, aber Kirsten war eine gute Reiterin. Sie wollte noch ein paar Jahre Turniere reiten, bevor sie aufgehört hätte.«
    Joss Hawick klang ziemlich überzeugend. Doch ihm musste klar sein, dass ich nur Minuten brauchte, um seine Geschichte zu überprüfen.
    Dana erhob sich. Jetzt kam es darauf an. Ich stand ebenfalls auf.
    Â»Tora«, sagte Dana und deutete mit einer Geste auf die Tür. Rasch ging ich hinaus, rannte fast den Korridor entlang und griff nach der Haustürklinke; halb rechnete ich damit, sie verschlossen zu finden. Sie öffnete sich, und ich stand da und ließ den Wind vom Voe her ins Haus fegen, vergewisserte mich, dass Dana mir folgte.
    Â»Eins wundert mich«, sagte er, als Dana und ich in der Tür standen.
    Â»Was denn, Sir?«
    Â»Sie sagen, Sie haben einen Ring gefunden. Kann ich den mal sehen?«
    Dana war eine gute Lügnerin. »Es tut mir leid, Sir, der Ring befindet sich noch auf dem Revier. Aber wenn der von Ihrer Frau verschwunden ist, kann ich ihn Ihnen vorbeibringen, damit Sie ihn identifizieren. Anhand der Initialen auf der Innenseite dürfte das nicht schwer sein.«
    Hawick schüttelte den Kopf. »Das habe ich Ihnen ja zu sagen versucht. Es kann nicht Kirstens Ring sein.«
    Â»Warum nicht?«
    Â»Er war graviert, aber ich wusste, dass er ein bisschen eng saß, und ich wollte nicht, dass sie ihn mit Gewalt runterzerren. Ich habe darum gebeten, sie mit dem Ring zu begraben.«

    Ich konnte nicht anders. »Wo?«, fragte ich. »Wo liegt sie begraben?«
    Er sah überrascht und ein wenig angewidert aus, als zeugte diese Frage von schlechtem Geschmack. Was ja auch stimmte, aber zum Teufel, ich hatte eine gute Entschuldigung!
    Â»St. Magnus’s Church«, antwortete er. »Wo wir geheiratet haben.«
    Â 
    Â»Wir hätten mit zwei Autos fahren sollen«, meinte Dana. »Verdammt!« Sie ließ den Motor an und fuhr fünfhundert Meter die Straße entlang, bis wir außer Sicht waren. Ich kramte in meiner Tasche und fand mein Handy. Innerhalb von Minuten war ein Taxi unterwegs zu uns. Dana zog einen Notizblock hervor und begann zu kritzeln.
    Â»Er lügt«, sagte ich.
    Â»Ich weiß.« Sie schrieb weiter. Ich schielte auf das Blatt hinunter. Kirsten Hawick, geb. Georgeson. Gest. Sommer 2004. Schädelverletzung. Franklin Stone Hospital. Oberarzt zuständig.
    Â»Sie ist es«, sagte ich.
    Â»Möglicherweise.«
    Â»Sie haben doch das Foto gesehen. Wie viele Frauen haben so langes Haar? Sie muss es sein.« Ich konnte nicht aufhören, zu reden.
    Â»Tora, beruhigen Sie sich. Es war ein kleines Foto. Wir können es nicht mit Sicherheit sagen.«
    Sie kritzelte noch etwas, eine Telefonnummer.
    Â»Das ist meine Handynummer«, erklärte sie, riss die Seite heraus und reichte sie mir. »Fahren Sie so schnell wie möglich ins Krankenhaus und überprüfen Sie das Ganze. Sprechen Sie mit niemandem darüber. Ich bleibe hier, bis ich von Ihnen höre.«
    Ich nickte. »Kommen Sie klar?«
    Â»Natürlich. Ich werde nur im Auto sitzen und beobachten.«
    Â»Können Sie über Funk Verstärkung anfordern?«
    Sie lächelte. Ich gebrauchte Ausdrücke, die direkt aus irgendeiner Polizistenserie hätten stammen können.

    Â»Sobald ich von Ihnen höre. Behalten wir das Ganze für uns, bis wir sicher sind.«
    Kurz darauf erschien das Taxi, und ich machte mich auf den Weg.
    Â 
    Fünfzig Minuten später rief ich sie auf ihrem Handy an. Sie meldete sich nach dem ersten Klingeln.
    Â»Ich bin’s«, sagte ich. »Können Sie reden?«
    Â»Schießen Sie los.«
    Ich holte tief Luft. »Alles, was er uns erzählt hat, ist wahr.«
    Schweigen. Ich glaubte den Wind zu hören, der durch das Scalloway Voe pfiff.
    Â»Was jetzt?«, fragte ich.
    Sie dachte kurz nach. »Ich muss aufs Revier«, sagte sie. »Fahren Sie nach Hause. Wir sehen uns dort.«
    Â 
    Kurz nach acht Uhr abends, und im Franklin Stone Hospital war noch immer jede Menge los. Ich hoffte, dass ich beim Verlassen des Gebäudes niemandem begegnen würde, den ich kannte. Ich war ernstlich verstört, und ich kann selbst in meinen besten Zeiten nicht gut lügen.
    Kirsten Hawick musste die Frau sein, die ich in meiner Wiese gefunden hatte. Der Tod hatte sie

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