Todesopfer
nicht, wozu, aber irgendjemand hat das getan. Hat den Leichnam gestohlen, das Herz rausgeschnitten und sie in meiner Wiese begraben.«
»Die Frau in Ihrer Wiese hatte kurz vorher ein Kind bekommen. Kirsten Hawick ist nie schwanger gewesen.«
Nun ja, da musste ich passen. AuÃerdem hatte man das Herz laut Dr. Renney entfernt, während das Opfer noch am Leben war, nicht post mortem.
»Und der Zeitrahmen passt einfach nicht«, fügte Dunn hinzu, wobei er Giffords sanften Tonfall nachahmte. »Ich habe bei Stephen Renney und dem Team aus Inverness nachgefragt. Sie hatten Gelegenheit, den Leichnam eingehend zu untersuchen und alle möglichen Tests mit dem sie umgebenden Torf anzustellen. Die Frau aus Ihrer Wiese kann nicht seit 2004 tot gewesen sein.«
Ich blickte auf das Grab hinab. »Es gibt eine Möglichkeit, sich Gewissheit zu verschaffen.«
Nun, das verpasste Dunns aufreizender Selbstbeherrschung zumindest eine ordentliche Delle. Er wurde rot und funkelte mich wütend an. »Kommt überhaupt nicht in Frage. Wir fangen hier nicht an, irgendwelche Gräber zu öffnen. Haben Sie eine Ahnung, wie viel Aufruhr das verursacht? In der ganzen Gemeinde, nicht nur bei den betroffenen Angehörigen.«
Giffords Hand löste sich von meiner Schulter und glitt an meinem Arm hinunter, an meinem zerschrammten Arm. Er drückte sanft zu, und ich musste die Zähne zusammenbeiÃen, um nicht zurückzuzucken. »Genau das habe ich befürchtet. Tora, ich mache Ihnen keinen Vorwurf, aber das alles ist zu persönlich geworden. Ich möchte, dass Sie noch einmal darüber nachdenken, ein paar Tage Urlaub zu nehmen.«
Wenigstens feuerte er mich noch nicht gleich. Doch ich würde keinen Urlaub nehmen. Es standen ein paar schwierige Entbindungen
bevor, und die Klinik brauchte mich. Ich schüttelte den Kopf.
»Okay.« Er warf Andy Dunn einen Blick zu, wie um zu sagen: Ich habe mein Bestes getan. Siehst du, womit ich mich herumschlagen muss?
Vielleicht hatte er recht, vielleicht musste ich wirklich ein bisschen Abstand gewinnen. Das mit dem Mord vergessen, mich einfach darauf konzentrieren, meine Arbeit zu machen, und die Polizei die ihre tun lassen.
»Sie haben morgen Sprechstunde, nicht wahr?«, fragte Gifford gerade.
Ich nickte.
»Ich würde Sie vorher gern sprechen. Können Sie um acht in der Klinik sein?«
Wieder nickte ich und kam mir vor wie ein halbwüchsiger Delinquent, dessen Eltern einfach viel zu verständnisvoll reagierten.
Gifford lächelte mich an, legte den Arm um meine Schultern und schob mich behutsam den Pfad entlang.
»Kommen Sie, ich bringe Sie zu Ihrem Wagen.«
Andy Dunn folgte uns schweigend, als wir den Pfad entlanggingen und den Kirchhof verlieÃen. Als ich davonfuhr, konnte ich sie beide im Rückspiegel sehen. Sie standen auf der StraÃe und schauten mir nach.
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Als ich zu Hause ankam, kauerte eine schattenhafte Gestalt auf meiner Türschwelle. Ich kreischte auf, als sie auf mich zukam.
»Ist schon okay, ich binâs bloÃ.« Dana trat ins Licht. Bei solchen Gelegenheiten hält der Körper nicht mit dem Gehirn Schritt. Obgleich ich wusste, dass ich nichts zu befürchten hatte, fühlten sich meine Nerven an, als hätte mir jemand tausend winzige Elektroschocks versetzt. Ich sah mich um.
»Wo ist denn Ihr Auto?«
»Ein Stück unten an der StraÃe.«
Begriffsstutzig starrte ich sie an. »Wieso?«
»Ich will nicht, dass jemand es vor Ihrem Haus stehen sieht. Wir
hatten verabredet, dass wir uns hier treffen, erinnern Sie sich?«, fragte sie.
»Ja, aber ⦠offenbar haben Sie heute Abend Ihren DI nicht gesehen.«
»Natürlich habe ich ihn gesehen. Warum, Sie etwa auch?«
Ich nickte. »Er hat mich auf dem Friedhof der St. Magnusâs Church aufgestöbert. An Kirsten Hawicks Grab.«
Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe. »Ach ja?«
»Sie haben alles erklärt. Er und Kenn Gifford.«
Sie musterte mich, ihre Miene war gleichzeitig belustigt und mitleidig. »Und Sie sind darauf reingefallen? Tora Hamilton, Sie sind nicht die Frau, für die ich Sie gehalten habe.«
10
»Ich habe ihr Grab gesehen, Dana, es ist einfach nicht möglich.«
Wir saÃen an meinem Küchentisch, die Türen abgeschlossen, die Rollos heruntergelassen. Ich war müde und hatte das ungute Gefühl, wieder in etwas hineingezogen zu werden, das
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