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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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geliebte Ehefrau
    Der Erdhügel war eingeebnet und mit Frühlingsblumen bepflanzt worden. Ein paar von den Osterglocken blühten noch, andere waren vertrocknet, ihre Blütenblätter schrumplig und orangefarben. Man müsste die Köpfe abschneiden, die Stängel ordentlich bündeln und sie durch Sommerblumen ersetzen, doch ich hatte den Eindruck, dass Joss Hawick nicht allzu oft hierherkam. Das ist wohl etwas sehr Individuelles, die Beziehung eines Menschen zum Grab einer Person, die ihm nahegestanden hat. Manche scheinen die enge persönliche Verbindung zu dem Verstorbenen zu brauchen und können stundenlang an einem Grab sitzen oder stehen. Für andere hingegen ist es wohl ziemlich grauenvoll, an den physischen Verfallsprozess erinnert zu werden, der sich unter ihren Füßen vollzieht.
    Ich kniete nieder, und weil ich wirklich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, begann ich, die Blumenstängel zusammenzubinden. Als ich damit fertig war, sah das Grab ordentlicher aus, bis auf das Unkraut. Nach all dem Regen in letzter Zeit ließ es sich ziemlich leicht herausziehen, doch meine Hände waren bald völlig verdreckt.
    Â»Rührend«, sagte eine Stimme.
    Ich fuhr herum und sah zwei Männer über mir stehen. Zwei große Männer. Die untergehende Sonne befand sich genau hinter ihnen, und einen Augenblick lang war ich mir nicht sicher, wer sie waren. Dann, mit einem flauen Gefühl im Magen, erkannte ich beide. Ich erhob mich, wild entschlossen, die Situation mit Chupze zu meistern, und blickte auf das Grab hinab. »Also, was meinen Sie, wer hier liegt?«, fragte ich.
    Andy Dunn sah mich an, als wäre ich ein schwieriges Kind, dem er eine Menge an Zeit und Energie gewidmet und das ihn wieder einmal enttäuscht hatte.
    Â»Kirsten Hawick ist hier begraben«, sagte er. »Joss Hawick ist völlig außer sich. Wahrscheinlich wird er eine offizielle Beschwerde einreichen.«
    Schön, ich bin vielleicht nicht die Allerhellste, aber ich kann Blödsinn erkennen, wenn ich welchen zu hören bekomme.

    Â»Ich habe keine Ahnung, weswegen«, entgegnete ich schroff. »Er ist mit außerordentlicher Vorsicht behandelt worden, und der Besuch war absolut legitim. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass der Ring – und ich rede hier von dem Ring, den ich im Übrigen auf meinem Grund und Boden gefunden habe – seiner Frau gehört hat.«
    Â»Wie geht’s Ihrem Pferd?«, erkundigte sich Gifford und unterbrach mit Erfolg meinen Gedankengang. Mein Gott, war das wirklich erst heute Morgen passiert?
    Â»Bitte, Kenn.« Dunn klang erschöpft.
    Ich beschloss, Gifford zu ignorieren. Na ja, es wenigstens zu versuchen. Ich sah Andy Dunn unverwandt an und sagte: »Ich habe heute Abend ein Foto von ihr gesehen. Es ist dieselbe Frau. Wie erklären Sie sich sonst die Tatsache, dass ein Ring mit dem genauen Datum ihrer Eheschließung und ihren Initialen auf meiner Wiese gefunden werden konnte? In dem Loch, aus dem ich sie ausgebuddelt habe, Herrgott noch mal?«
    Â»Tora.« Wieder Gifford. »Sie haben den Leichnam nur zweimal zu Gesicht bekommen. Beim ersten Mal war er voller Torf, und Sie hatten verständlicherweise einen Schock. Das zweite Mal war auf dem Autopsietisch, und ganz ehrlich, Sie haben sich ihr Gesicht doch gar nicht so genau angeschaut.«
    Ich starrte Gifford an. Seine Augen schienen größer und heller zu sein, als ich sie in Erinnerung hatte. Zum ersten Mal an diesem Abend begann ich zu zweifeln.
    Â»Viele Frauen auf diesen Inseln sehen so aus wie sie«, erklärte er. »Rote Haare, helle Haut und zarte Gesichtszüge sind typisch schottisch. Aber ich kannte Kirsten Hawick, ich hätte sie erkannt. Zum einen war sie fast so groß wie Sie. Gute fünfzehn Zentimeter größer als die Leiche, die Sie gefunden haben.«
    Ich schüttelte den Kopf, doch was er sagte, klang plausibel.
    Er legte mir die Hand auf die Schulter. Leise, als wollte er nicht, dass Dunn es hörte, sagte er: »Zwei Ärzte, eine Schwester und ihr Mann waren dabei, als die Geräte abgeschaltet wurden. Kirsten Hawick ist in unserer Klinik gestorben.«

    So leicht gab ich nicht auf. »Dann wurde ihre Leiche gestohlen. Wahrscheinlich aus der Leichenhalle des Krankenhauses. Jemand hat die Leiche gestohlen, weil er auf das Herz aus war.«
    Sie sahen mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
    Â»Fragen Sie mich

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