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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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ich noch vor einer halben Stunde mit Freuden hinter mir gelassen hätte. Wir tranken heißen, starken Kaffee. Ich hatte Rotwein angeboten, doch Dana wollte nicht. »Wir müssen nachdenken«, hatte sie erklärt. Beängstigendes Wort: wir. Plötzlich waren wir Komplizinnen, arbeiteten entgegen klaren Anweisungen seitens unserer Vorgesetzten. Man könnte mit Recht behaupten, dass wir töricht waren; möglicherweise waren wir im Begriff, beträchtlichen Schaden anzurichten, und wir würden uns definitiv einen Riesenhaufen Ärger einhandeln, wenn – nicht falls – man uns auf die Schliche kam.
    Ich hatte auch etwas zu essen angeboten, worauf mich Dana mit einem vagen Blick bedachte, von dem ich nicht wusste, ob er Ja oder Nein bedeutete. Ich war hungrig und mir des Schinkens im Kühlschrank und des frischen Brots in der Speisekammer nur allzu bewusst.
    Â»Alles ist möglich. Ich kann mir nur nicht vorstellen, wie sie es gemacht haben.«
    Â»Wer genau sind ›sie‹? Sie reden hier von meinem Boss. Er ist ein Mitglied des Royal College of Surgeons, um Himmels willen, ein Fellow. Es waren noch andere Leute dabei, als die Geräte abgeschaltet wurden. Kirsten Hawick ist fast ein Jahr vor unserem Opfer gestorben.«
    Dana schnalzte mit der Zunge. »Ja, ja … Das habe ich alles auch zu hören bekommen. Aber – nur um es mal anders zu betrachten –, Sie finden einen Ehering an derselben Stelle, wo Sie eine Leiche
entdeckt haben; die Gravur auf seiner Innenseite weist daraufhin, dass er einer Toten gehört hat, einer Mrs. Hawick, die nicht nur ethnisch und vom Alter her in dieselbe Gruppe fällt wie unser Opfer, sondern ihm ihrem Hochzeitsfoto nach zu urteilen auch durchaus ähnlich sieht. Und man sagt uns, das sei reiner Zufall. Wie wahrscheinlich kommt Ihnen das vor?«
    Nicht im Geringsten, lautete die ehrliche Antwort. Doch die Beweise für Kirstens Tod waren ziemlich überzeugend gewesen. Entschlossen stand ich auf. Ich würde mich nicht davon abhalten lassen, mir in meinem eigenen Haus ein Sandwich zu machen. Ich holte Brot, Butter und den Schinken.
    Â»Ich komme mir so was von bescheuert vor«, bemerkte ich. »Gott allein weiß, was die sich gedacht haben, als sie mich beim Unkrautjäten auf Kirstens Grab erwischt haben.«
    Â»Finden Sie es nicht komisch, dass die beiden Ihnen zum Friedhof folgen? Woher wussten sie überhaupt, dass Sie da hingefahren sind? Und wieso sollte es ihnen etwas ausmachen?« Dana hielt inne, dachte kurz nach, dann fragte sie: »Klinge ich paranoid?«
    Ich warf einen Blick über die Schulter. »Bloß wie der totale Verfolgungswahn.«
    Â»Danke.« Alle Achtung, sie brachte ein Lächeln zustande.
    Â»Keine Ursache.« Ich beugte mich vor und tastete ganz hinten im Kühlschrank nach der Mayonnaise. Als ich mich aufrichtete, war sie wieder ernst.
    Â»Ich möchte, dass Sie etwas tun«, sagte sie.
    Gerade als ich mich in Sicherheit gewiegt hatte. »Und was?«
    Sie griff in eine Aktentasche und holte eine dünne grüne Mappe hervor. Daraus zog sie einen schwarz-weißen, transparenten Filmbogen. »Das hier ist eine Röntgenaufnahme von den Zähnen unserer Leiche. Mein Team hat sie mit denen aus den Vermisstenakten verglichen. Bisher Fehlanzeige, obwohl natürlich nicht alle Akten für uns verfügbar sind.«
    Ich brachte das Essen zum Tisch und holte Besteck. »Und was soll ich tun?«
    Â»Ich habe genervt und gebettelt und gefleht, aber DI Dunn
denkt nicht im Traum daran, Joss Hawick zu bitten, die Dentalaufnahmen von seiner Frau herauszurücken, damit wir sie hiermit vergleichen können.«
    Ich konnte wirklich nicht erkennen, worauf sie hinauswollte. »Also …«
    Â»Sie müssten an die doch eigentlich rankommen.«
    Ich saß wieder am Tisch und begann, Butter auf ein Stück Brot zu streichen. Dabei schüttelte ich den Kopf. »Die meisten Zahnärzte arbeiten privat. Niemand sonst kann ihre Patientenakten einsehen. Selbst wenn wir wüssten, wer Kirstens Zahnarzt war, könnte er mir die Akten nicht ohne Joss Hawicks Genehmigung aushändigen.«
    Â»Tora, Sie denken an England. Hier läuft das anders. Die meisten Leute gehen zu einem Kassenzahnarzt. Außerdem gab es hier vor einem Jahr ein IT-Pilotprojekt. Sämtliche Zahnarztakten der Insel sind auf Computer gespeichert und über einen

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