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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Zentralrechner zugänglich gemacht worden.«
    Â»Ich verstehe trotzdem nicht …«
    Â»Ihre Klinik hat eine eigene zahnmedizinische Abteilung. Kirstens Akte wird im Computersystem des Krankenhauses sein. Sie kommen da ran.«
    Wahrscheinlich hatte sie recht.
    Â»Ich bin aber keine Zahnärztin«, widersprach ich schwach.
    Â»Sie hatten im Studium Anatomie. Sie können Röntgenbilder deuten. Sie sind besser dafür geeignet, eine Übereinstimmung zu erkennen als ich.«
    Einer Intuition nachzugehen, war eine Sache, jemanden, den man kaum kennt, zu bitten, eine illegale Suchaktion zu starten, war etwas anderes. Was verschwieg sie mir?
    Â»Machen Sie’s?«, fragte sie.
    Ich wusste es nicht.
    Â»Wenn die Aufnahmen nicht übereinstimmen, war’s das. Dann ist der Ring eine falsche Spur, und wir verschwenden keine Zeit mehr damit.«
    Das war es wert, ganz bestimmt, um dieses Kapitel abzuschließen.
Ich könnte Dana beweisen, dass die Leiche nicht Kirsten war, und damit hätte es sich.
    Â»Okay, ich mache es morgen.«
    Ich deutete auf das Essen. »Greifen Sie zu.« Dana ließ den Schinken links liegen und nahm sich eine Scheibe Brot mit Butter.
    Ich dagegen hatte keinen Hunger mehr.

11
    Ich weiß nicht, wann genau in dieser Nacht sich in mir der Verdacht regte, dass jemand bei mir im Zimmer war. So gegen zwei Uhr morgens, glaube ich, denn das ist typischerweise die Zeit, in der ich am tiefsten schlafe und es mir am schwersten fällt aufzuwachen. Zehn Jahre Rufbereitschaft, und man kennt seine Schlafrhythmen.
    Da lag ich also, gegen zwei Uhr oder so, allein, weil Duncan nicht vor Samstagmorgen zurücksein würde, während mir langsam dämmerte, dass nicht alles so war, wie es sein sollte. Weil jemand sich in meinem Schlafzimmer befand.
    Ich kann nicht erklären, woher ich das wusste, ich wusste es einfach. Wenn man gewohnt ist, zusammen mit einem Partner zu schlafen, entwickelt man ein Gefühl für die Nähe des anderen, und beim Aufwachen erinnern einen viele verschiedene Dinge innerhalb eines Augenblicks daran, dass er – oder sie – noch da ist: Hautgeruch, Atemgeräusche, die zusätzliche Wärme, die ein anderer Körper erzeugt. Beruhigt lässt man sich zurücksinken: Man ist nicht allein, und der andere neben einem bedeutet Trost und Vertrautheit.
    Dies hier war weder tröstend noch vertraut. Die Gegenwart, die ich spüren konnte, war alles andere als die vertraute Wärme eines schlafenden Ehemanns; sie war fremd und gefährlich.
    Wie immer hatte ich mich tief ins Bett gekuschelt, die Decke bis zum Kinn hochgezogen; und wie ein Kind, das sich vor dem Schwarzen Mann versteckt, empfand ich die Steppdecke als Schutz. Wenn ich ganz still lag und so tat, als wäre alles in Ordnung, dann würde es vielleicht – ganz vielleicht – auch so sein. Was auch immer bei mir im Zimmer war – ziemlich nah jetzt, ich konnte es spüren –, würde einfach in die Gefilde vergessener Träume entschwinden.
Die schläfrige Seite meines Ichs wollte einfach wieder ins Vergessen sinken und es darauf ankommen lassen.
    Gleichzeitig wusste jener Teil von mir, der sich verzweifelt bemühte aufzuwachen, genau, dass dies keine nächtliche Angstattacke war, wie sie manchmal auftritt, wenn man allein schläft. Dies war keine zufällig knarrende Diele oder der Wind, der die Mülltonnen von nebenan zum Klappern brachte. Zum einen konnte ich nichts hören: Der Wind war abgeflaut, das Wasser in den Heizungsrohren des Hauses hatte sich endlich zur nächtlichen Ruhe begeben, und sogar die Nachtvögel – die auf den Shetlandinseln oft so geschwätzig sind – machten Pause. Es herrschte eine tiefe, finstere, undurchdringliche Stille.
    Ich spannte mich, um aufzuspringen, den Eindringling zu erschrecken und mich wehren zu können. Und stellte fest, dass ich es nicht wagte. Der Bedrohung vollkommen ausgeliefert, lag ich wie erstarrt da. Nicht einmal die Augen konnte ich öffnen. Ich bin mir nicht sicher, wie viel Zeit verging; es fühlte sich an wie eine Ewigkeit; realistisch gesehen waren es vielleicht nur ein paar Minuten. Dann wehte ein ganz leichter Luftzug über meinen Rücken, die Atmosphäre im Zimmer veränderte sich, und ich bemerkte, dass ich aufrecht dasaß.
    Im Zimmer war es dunkel, viel dunkler als sonst. Während des Sommers verschwindet das Licht auf

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