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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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hat sein Bestes getan, damit sich die Einzelheiten nicht rumsprechen«, fuhr Gifford fort, »aber das hier ist eine Kleinstadt.
So was kommt raus. Alle möglichen Leute könnten Bescheid darüber wissen, dass Sie die Leiche gefunden haben, über das fehlende Herz, über den Mageninhalt. Für einen Scherz ist es nicht gerade geschmackvoll, aber hier gibt es ein paar sehr sonderbare Menschen.«
    Â»Und ich bin nicht gerade übermäßig beliebt.«
    Â»Ach, ich weiß nicht.« Er stand auf. »Sie brauchen einen Schlafplatz für heute Nacht«, meinte er. »Ich würde Ihnen ja mein Gästezimmer anbieten, aber ich weiß nicht, wie das bei Duncan ankäme.«
    Plötzlich fiel es mir schwer, ihn anzusehen.
    Â»Kommt Inspector Dunn bei den Mordermittlungen weiter?«, erkundigte ich mich, zum Teil, weil ich glaubte, dass die Inselpolizei zu jemandem aus ihrem Kreis sehr viel offener wäre als mir gegenüber, und zum Teil, weil ein Themawechsel angezeigt schien.
    Â»Sie haben weitgehend ausgeschlossen, dass das Opfer von hier stammte«, antwortete er. »Sie entspricht niemandem auf den Vermisstenlisten. Andy lässt sein Team ähnliche Listen im gesamten Land durchforsten. Wenn sie eine mögliche Übereinstimmung finden, benutzen sie die zahnmedizinischen Unterlagen, um die Identität zu bestätigen.«
    Zahnmedizinische Unterlagen, die im Augenblick in meiner Aktentasche steckten. Ich muss ungeheuer schuldbewusst ausgesehen haben, doch falls er es bemerkte, ließ er es sich nicht anmerken.
    Â»Nichts Aufregendes, nichts Glamouröses, sondern gute, solide Polizeiarbeit, und früher oder später wird etwas dabei herauskommen.«
    Â»Das sollte man meinen, aber…« Ich stockte. Kenn kannte Dunn schon seit der Schulzeit, mich aber erst seit ein paar Tagen. Was glaubte ich denn, wem gegenüber er sich zur Loyalität verpflichtet fühlte?
    Â»Aber was?«, hakte er nach.
    Â»Es scheint nur… manchmal glaube ich …« Ich verstummte.
Kenn sah mich an, wartete darauf, dass ich weitersprach. Jetzt konnte ich nicht mehr zurück. »Er scheint das alles nicht so furchtbar ernst zu nehmen. Zuerst war der Leichnam ein archäologischer Fund, dann konnte das Opfer unmöglich von hier sein, und dann war das gestern Nacht ein Scherz. Auf mich macht es den Eindruck, als ob er die ganze Zeit versuchte, die Geschichte herunterzuspielen, sie als weniger ernst darzustellen, als sie ist.«
    Kenn bedachte mich mit einem Stirnrunzeln, doch ob er mir nicht glaubte und verärgert, oder ob er es doch tat und beunruhigt war, konnte ich nicht sagen.
    Â»Dana Tulloch denkt das auch«, fuhr ich fort. »Sie hat nichts gesagt, dafür ist sie viel zu professionell, aber manchmal kann ich sehen, was sie denkt.«
    Er seufzte. »Tora, es gibt da etwas, das Sie über Sergeant Tulloch wissen müssen.«
    Â»Was denn?«
    Â»Wahrscheinlich verstoße ich gerade gegen alle möglichen Schweigepflichten, aber, na ja, Andy Dunn und ich kennen uns schon sehr lange.«
    Â»Ich weiß. Das tun Sie hier oben alle.«
    Er lächelte. »Das hier ist nicht Danas erster Job als Sergeant. Sie war Sergeant in Dundee und auch mal kurz in Manchester. Beide Male hat es nicht geklappt, und sie hat sich mit zwei Versetzungen einverstanden erklärt. Ich denke, das hier ist ihre letzte Chance bei der Polizei.«
    Ich war verblüfft. »Aber sie ist doch so … kompetent.«
    Â»Oh, klug ist sie. Ein IQ jenseits der Stratosphäre. Das ist einer der Gründe, warum sie sich so lange gehalten hat. Aber es gibt noch andere Probleme.«
    Â»Zum Beispiel?« Mir gefiel das nicht. Gestern hatte ich mich dabei ertappt, wie ich mich allmählich für Dana erwärmte und sogar anfing, sie zu mögen. Es kam mir nicht richtig vor, hinter ihrem Rücken zu reden.
    Â»Ich weiß nicht mehr viel von meinen Psychologiekursen, aber ich würde sagen, sie zeigt Anzeichen einer obsessiv-kompulsiven
Störung. Ich glaube, früher gab es da auch mal Essstörungen, vielleicht ist das immer noch so, sie ist sehr schlank. Und sie legt zwanghaft Wert auf Ordnung, Organisation und Äußerlichkeiten. Sie soll schon Zustände gekriegt haben, wenn jemand den Tacker auf ihrem Schreibtisch woanders hingestellt hat.«
    Â»Sie ist also ordentlich.« Ich schaute mich in meinem Büro um: die totale Müllhalde, wie üblich.

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