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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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davon wollte ich nichts wissen, ich war mächtig in Fahrt.
    Â»Andererseits wird, wenn ich recht habe, die Scheiße so dermaßen am Dampfen sein, dass jegliche Beschwerde gegen mich in der allgemeinen Hysterie untergehen wird.«
    Â»Ich empfinde Ihre profane Ausdrucksweise als ungeheuer anstößig«, spie mir der sauertöpfische, presbyterianische Zahnklempner entgegen.
    Â»Ja, schön, ich empfinde es als ungeheuer anstößig, verstümmelte Leichen auszugraben. Können wir jetzt weitermachen?«
    Â»Wir machen hier mit gar nichts weiter. Nicht ohne ordnungsgemäße Befugnis.«
    Â»Ganz meine Meinung«, ließ sich Andy Dunn vernehmen.
    Ich deutete auf Stephen Gair. »Da ist Ihre ordnungsgemäße Befugnis. Er ist bereit, die Röntgenaufnahmen seiner Frau zur Untersuchung freizugeben. Oder wenigstens hat er das gesagt, bevor wir losgefahren sind. Haben Sie es sich vielleicht anders überlegt, Mr. Gair?«
    Als ich das sagte, wusste ich mit einem flauen Gefühl in der Magengegend, dass Gair uns nicht die Stange halten würde. Er
hatte niemals vorgehabt, uns die Unterlagen offiziell einsehen zu lassen. Er hatte mit uns gespielt, uns dazu gebracht, alles, was wir wussten, vor genau den Leuten auszubreiten, die uns einen Riegel vorschieben konnten. Stephen Gair hatte Dana und mich ans Messer geliefert, und wir waren darauf hereingefallen.
    Â»Nein, ich habe es mir nicht anders überlegt«, antwortete er.
    Okay, vielleicht schätzte ich die Situation nicht richtig ein. Ich beschloss, eine Weile still zu sein.
    Â»Ich glaube, es würde helfen zu sehen, womit genau wir es hier zu tun haben«, meinte Gifford. »Wer hat die Röntgenbilder?«
    Â»Kenn«, begehrte Andy Dunn auf, »das ist wirklich nicht –«
    Â»Ich«, sagte Dana und achtete nicht auf ihren Boss. Sie zog die Aktenmappe, die ich ihr an diesem Morgen gegeben hatte, aus ihrer Tasche und holte erst die große Panoramaaufnahme und dann das halbe Dutzend kleinere, sich überlappende Bilder heraus, das ich gestern Nacht von der Intranetseite der Zahnklinik ausgedruckt hatte – und bei denen es sich definitiv um Melissas Röntgenaufnahmen handelte.
    Â»Was meinen Sie, Richard?«, fragte Gifford.
    Richard McDouglas betrachtete den Röntgenfilm auf seinem Schreibtisch. Wir anderen taten es ihm gleich. Von Zeit zu Zeit blickte ich ihm ins Gesicht, doch dort war nichts zu lesen; ein Ausdruck der Konzentration furchte seine Stirn, seine Lippen verzogen sich zu einer finsteren Grimasse. Einmal riskierte ich einen Blick auf Dana, doch sie starrte ins Leere. Jemand anderen wollte ich nicht ansehen.
    Nach ungefähr fünf Minuten schüttelte McDouglas den Kopf.
    Â»Ich sehe nichts dergleichen«, verkündete er. Seufzer der Erleichterung in der ganzen Runde.
    Ach, Herrgott noch mal! »Dr. Douglas«, wandte ich rasch ein, ehe irgendjemand anderer dazu kam, den Mund aufzumachen. »Könnten Sie sich den zweiten Molaren im oberen linken Quadranten ansehen?« Er schaute Gifford an, dann Dunn, doch keiner von beiden sagte etwas. »Bitte schauen Sie zuerst auf die Panoramaaufnahme.«

    Er tat es.
    Â»Würden Sie sagen, dass dieser Molar überkront worden ist?«
    Er nickte. »Es scheint so.«
    Â»Und jetzt sehen Sie sich denselben Zahn auf Ihrem Röntgenbild an.« Ich schob ihm die entsprechende Aufnahme hin. »Da, hat dieser Zahn eine Krone bekommen?«
    Wieder nickte er, sagte jedoch nichts.
    Â»Und jetzt schauen Sie bitte auf den oberen rechten Quadranten. Stimmen Sie mir zu, dass da ein Backenzahn fehlt?«
    Â»Schwer zu sagen. Könnte auch einer von den Prämolaren sein.«
    Â»Von mir aus.« Ich legte ihm eine weitere Aufnahme vor. Der Ausdruck des Abscheus auf seinem Gesicht war ein Bild für die Götter. Ich ging unangemessen aggressiv zur Sache, aber mir reichte es. »Das ist der entsprechende Quadrant auf Mrs. Gairs Aufnahmen. Fehlt da ein Molar oder ein Prämolar?«
    Er zählte die Zähne.
    Â»Ja, das stimmt.«
    Gifford beugte sich vor. Er und Andy Dunn wechselten Blicke. Ich war im Begriff, meinen Trumpf auszuspielen.
    Â»Dr. McDouglas, könnten Sie sich bitte die Wurzel dieses Zahns hier ansehen?« Ich deutete auf einen Zahn auf der Panoramaaufnahme. »Ich glaube, das ist der zweite Prämolar, habe ich recht?«
    Er nickte.
    Â»Diese Wurzel weist eine sehr deutliche Krümmung auf. Was

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