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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Manchester nicht in Ungnade gefallen, sondern mit einem Spitzenzeugnis und erstklassigen Referenzen von dort weggegangen. Ich habe mich nach Dundee versetzen lassen, weil ich in Schottland arbeiten wollte. Von Dundee bin ich weg, weil
ich eine Beziehung mit einem anderen Officer angefangen habe – einem sehr viel ranghöheren Officer – und wir uns einig waren, dass das für die Dienststelle nicht gut sei.«
    Noch immer zornig erhob sie sich und ging zu der Stereoanlage. Sie fuhr mit dem Finger über den Glasschrank, in dem sie stand, und inspizierte ihre Fingerkuppe dann auf Staub hin. Ich bezweifelte, dass sie welchen fand. Dann fiel ihr Blick wieder auf mich.
    Â»Was das Thema Hierherpassen betrifft, also, da haben Sie recht. Auf diesen Inseln hat eine kleine und sehr mächtige Clique aus großen blonden Männern das Sagen, die alle dieselbe Schule besucht haben und auf denselben Universitäten in Schottland waren und deren Eltern sich schon seit den Eroberungsfeldzügen der Norweger kennen. Denken Sie mal darüber nach, Tora, denken Sie an die Ärzte in der Klinik, die Sie kennen, die Direktoren und Fachbereichsleiter an den Schulen, an die Polizei, an die Gemeindeverwaltung, an die Handelskammer, die Stadträte.«
    Ich brauchte nicht darüber nachzudenken. Mir war mehr als einmal aufgefallen, wie viele der Inselbewohner physisch zum gleichen, ganz eigenen Typus gehörten.
    Â»Oh, hier wimmelt es von Wikingern. Einer der wenigen Vorzüge dieser Inseln, habe ich immer gedacht.«
    Â»Versuchen Sie mal, mir mehr als ein halbes Dutzend prominente Inselbewohner zu nennen, die nicht von hier stammen.« Dana ignorierte meinen schwachen Versuch in Richtung Humor. »Die kennen sich alle, sie verkehren alle gesellschaftlich miteinander, machen Geschäfte miteinander, bieten sich gegenseitig Jobs und die besten Verträge an. Diese Inseln haben den größten ›Jobs für die blonden Jungs‹-Klub, der mir jemals untergekommen ist, und wenn es alle Jubeljahre einmal ein Außenseiter schafft, da vorzudringen, dann wird er oder sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit behindert, ausgebremst und kaltgestellt. Die meisten Außenseiter werden früher oder später vertrieben. Das passiert mit mir und möglicherweise auch mit Ihnen. Tut mir leid, wenn ich hier Vorträge halte, aber mich regt das alles ziemlich auf.«

    Â»Nicht zu übersehen«, bemerkte ich.
    Â»Ich habe weder Schulden, noch bin ich magersüchtig. Ich esse ziemlich viel, aber ich treibe an den meisten Abenden Sport. Und, ja, ich gehe auch oft shoppen. Das nennt man Übersprungshandlung. Mir gefällt’s hier nicht besonders, und ich vermisse Helen.«
    Â»Helen?«, fragte ich begriffsstutzig.
    Â»DCI Helen Rowley. Die Polizeibeamtin in Dundee, mit der ich eine Beziehung hatte – und immer noch habe, wenn sich Zeit und Gelegenheit finden. Helen ist meine Freundin.«
    Und, nein, ich gebe es zu, das hatte ich definitiv nicht erwartet.
    Â»Also, Sie können hier unten bleiben und mir bei ziemlich schwieriger Polizeiarbeit helfen oder nach Hause fahren und riskieren, dass jemand zum dritten Mal innerhalb von drei Tagen Ihre Ruhe stört, oder aber nach oben gehen und ein bisschen schlafen.«
    Keine wirklich allzu schwierige Entscheidung. Ich stand auf und verließ den Raum.
    Â 
    Als ich erwachte, hörte ich Stimmen. Zwei Stimmen, um genau zu sein: Danas und die eines Mannes. Ich setzte mich auf. Danas Gästezimmer war klein, aber wunderschön eingerichtet und genauso ordentlich wie der Rest ihres Zuhauses. Ein Rollo war heruntergezogen, doch dahinter glaubte ich hellen Sonnenschein zu erkennen. Es gab keine Uhr im Zimmer. Ich ging zum Fenster und zog das Rollo hoch. Der Hafen von Lerwick und die Bucht von Bressay. Es musste ungefähr Mittag sein, was bedeutete, dass ich fünf Stunden geschlafen hatte.
    Es ging mir besser. Ich fühlte mich benommen vom Schlafmangel, und alle möglichen Körperstellen taten mir weh, doch die grässliche Übelkeit war vergangen.
    Ich setzte mich, um in meine Schuhe zu schlüpfen. Bücherregale bedeckten eine Wand des kleinen Zimmers. Auf dem Schreibtisch in der Ecke stand ein Computer mit allem Drum und Dran, so wie es aussah, vom Feinsten. Neben dem Bildschirm entdeckte ich ein gerahmtes Foto von Dana in der Robe eines frischgebackenen
Dr. phil. bei der Titelverleihung. Neben ihr stand ein

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