Todesopfer
Melissas Bett gestanden, als sie aufgewacht war. Es tut mir sehr leid, Mrs. Gair, aber ich fürchte, wir konnten nicht operieren. Ebenso gut hätte er eine schwarze Kutte anziehen und mit einer Sense in ihr Zimmer kommen können.
»Arme Melissa.«
Er nickte zustimmend. »ZweiunddreiÃig Jahre alt.«
Und in ihrem Innern hatte ein neues Leben gerade erst begonnen.
AuÃer dass ⦠»Nein, verdammte ScheiÃe!« Ich war wieder auf den Beinen und brüllte jetzt. Ich konnte es nicht fassen, dass ich beinahe auf diesen Mist hereingefallen wäre. »Melissa ist nicht an Krebs gestorben. Melissa ist gestorben, als jemand einen MeiÃel genommen, ihren Brustkorb aufgebrochen und dann systematisch fünf Hauptarterien und noch ein paar kleinere abgesäbelt
und ihr dann das Herz aus dem Leib gerissen hat, während es wahrscheinlich noch geschlagen hat.«
»Tora.« Gifford war ebenfalls aufgestanden und kam auf mich zu. Ich atmete zu hektisch, und mir wurde schwindlig.
»Sie ist gestorben, weil irgendein kranker ScheiÃkerl entschieden hat, dass sie sterben sollte, und ein Riesenhaufen Arschlöcher lügt hier. Sie wahrscheinlich auch.«
Er legte mir die Hände auf die Schultern, und ich fühlte, wie Wärme mich durchströmte. Wir sahen uns an. Schiefer, seine Augen hatten die Farbe von Schiefer. Er atmete schwer und langsam. Ich stellte fest, wie mein eigener Atem ruhiger wurde und sich dem seinen anpasste. Die Konfusion in meinem Kopf verschwand. Es klopfte an der Tür.
»Alles okay, Mr. Gifford?«
»Alles bestens«, antwortete Gifford. »Moment bitte, ja?«
DrauÃen verklangen Schritte.
»Gehtâs Ihnen besser?«, fragte Gifford.
Ich schüttelte den Kopf, allerdings mehr aus Sturheit als aus Ehrlichkeit. Es ging mir besser, ein bisschen.
Gifford hob eine Hand und strich über meinen Kopf. Die Hand verweilte auf der bloÃen Haut meines Nackens.
»Was soll ich bloà mit Ihnen machen?«, fragte er.
Nun ja, da fiel einem durchaus das eine oder andere ein, denn trotz allem fühlte es sich sehr schön an, mit Gifford so dazustehen, in diesem albern eingerichteten Zimmer, und â beinahe â in seinen Armen gehalten zu werden.
»Ich kann lange Haare bei Männern nicht ausstehen«, sagte ich.
Fragen Sie mich nicht, wo das herkam oder warum ich gerade diesen Moment passend fand, um das anzubringen.
Er lächelte. Ein richtiges Lächeln diesmal, und ich fragte mich, wie ich ihn jemals hatte hässlich finden können.
»Dann lasse ich sie eben abschneiden«, erwiderte er.
Ich trat einen Schritt näher, senkte den Kopf und starrte auf den Stoff seines Hemdes. Mir war klar, dass die Situation bei Weitem
die Grenze dessen überschritten hatte, was angemessen war, und dass ich mich wirklich zusammenreiÃen musste.
»Jetzt kommt der Teil, der Ihnen nicht gefallen wird«, meinte er.
Mit einem Ruck schaute ich wieder auf, machte sogar einen Schritt zurück. Was genau hatte mir denn bisher gefallen sollen?
»Sie sind für vierzehn Tage bei vollem Gehalt vom Dienst suspendiert.«
Ich wich zurück. »Sie wollen mich wohl verscheiÃern.«
Er schwieg. Es war kein Scherz.
»Das können Sie nicht machen. Ich habe nichts getan, ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen.«
Er lachte und ging wieder zum Fenster. Als er mir den Rücken zukehrte, hätte ich ihn am liebsten getreten, doch ich rührte mich nicht.
»Technisch gesehen«, sagte er zu meinem Spiegelbild auf der Fensterscheibe, »werden Sie feststellen, dass Sie eine ganze Menge getan haben, denke ich. Sie haben polizeiliche Ermittlungen behindert, alle möglichen Klinikregeln verletzt und direkten Anweisungen von mir zuwidergehandelt. Sie haben gegen die ärztliche Schweigepflicht verstoÃen und einige führende Persönlichkeiten dieser Gemeinde und dieses Krankenhauses verärgert.« Er drehte sich wieder um und lächelte. »Aber das ist nicht der Grund, weswegen Sie freigestellt werden.«
»Und weswegen dann?«
Er hob den Zeigefinger. »Erstens: Wenn Sie bleiben, machen Sie genauso weiter wie bisher, und ich kann Sie nicht bis in alle Ewigkeit schützen.«
»Das tue ich bestimmt nicht. Jetzt überlasse ich das Ganze der Polizei.«
Er schüttelte den Kopf. »Glaube ich Ihnen nicht. Zweitens: Wie Sie es drüben in der Zahnklinik so treffend
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