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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Extensive Metastasierung des Krebses in beide Brüste, Lymphknoten und Lunge. Sekundärtumoren in … und so ging es weiter.
    Ich blickte auf. »Ihr Grab. Ich meine, das offizielle Grab. Wo ist es? Wird sie exhumiert?«
    Â»Das geht nicht, fürchte ich. Mrs. Gair ist eingeäschert worden  – oder jedenfalls haben wir das bisher geglaubt.«
    Â»Wie günstig.«
    Â»An dieser Schweinerei ist überhaupt nichts günstig.«
    Â»Wie genau ist also eine Frau, die vor drei Jahren an Krebs gestorben ist, in meiner Wiese gelandet?«
    Â»Wollen Sie meine plausibelste Vermutung hören?«
    Â»Sie meinen, Sie haben mehr als eine? Ich bin beeindruckt. Ich kann nicht mal raten.«
    Â»Na ja, für eine Theorie ist sie ganz schön dürftig; Wunschdenken trifft es wahrscheinlich besser. Aber was ich hoffe, ist, dass wir es hier mit einer Art Burke-und-Hare-Szenario zu tun haben.«
    Â»Leichenräuber?«
    Er nickte. »Irgendjemand hat aus nur ihm selbst bekannten Gründen – über die ich wirklich lieber keine weiteren Nachforschungen anstellen möchte, aber das werde ich wohl müssen – ihren Leichnam aus der Leichenhalle gestohlen. Ein leerer Sarg – oder noch wahrscheinlicher, ein Sarg mit Gewichten darin – wurde verbrannt.«
    Es war lächerlich. Kenn Gifford, einer der klügsten Männer, die
mir je begegnet waren, glaubte, dass man ihm diesen Schwachsinn abkaufen würde?
    Â»Aber sie ist nicht im Oktober 2004 gestorben. Laut Pathologen ist sie fast ein Jahr später umgekommen.«
    Â»Ihr Leichnam wurde fast ein Jahr später im Torf vergraben. Was ist, wenn sie ein paar Monate lang in einer Tiefkühltruhe aufbewahrt wurde?«
    Ich dachte darüber nach. Den Bruchteil einer Sekunde.
    Â»Sie hatte ein Kind geboren. Ein Leichnam in einer Kühltruhe kann kein Kind austragen.«
    Â»Na ja, ich muss zugeben, da gerät meine Theorie ins Wanken. Ich muss einfach hoffen – und beten –, dass Sie und Stephen Renney sich da geirrt haben.«
    Â»Haben wir aber nicht«, flüsterte ich und dachte an das Pathologenteam aus Inverness, das den Leichnam ebenfalls untersucht hatte. Wir konnten uns nicht alle geirrt haben.
    Â»Torf ist eine eigenartige Substanz. Wir wissen nicht viel darüber. Vielleicht hat das Zeug den normalen Verwesungsprozess durcheinandergebracht.«
    Â»Sie hat ein Kind geboren«, wiederholte ich.
    Â»Melissa Gair war schwanger.«
    Â»Wirklich?«
    Â»Ich habe mit ihrem Frauenarzt gesprochen. Vor ungefähr vierzig Minuten. Bevor die Polizei ihn abgeholt hat.«
    Â»Sie meinen, Sie haben ihn gewarnt.«
    Â»Tora, jetzt machen Sie mal halblang. Ich kenne Peter Jobbs schon seit meinem zehnten Lebensjahr. Er ist grundanständig.«
    Ich beschloss, nicht darauf einzugehen. »Und, was hat er Ihnen erzählt?«
    Â»Sie ist im September 2004 zu ihm gekommen, weil sie sich wegen eines Knotens in ihrer linken Brust Sorgen machte. Außerdem hatte sie den Verdacht, dass sie schwanger sei. Peter hat einen Termin bei einem Spezialisten in Aberdeen arrangiert, aber zwei Wochen später – drei Tage vor dem Termin – wurde sie mit heftigen Schmerzen ins Krankenhaus eingeliefert.«

    Er stand auf und ging durchs Zimmer. »Möchten Sie Kaffee?«, erkundigte er sich.
    Ich nickte.
    Gifford schenkte aus einer Kaffeemaschine ein, die große Ähnlichkeit mit der in meinem Büro hatte, und kam mit zwei Bechern zurück. Er reichte mir einen und ließ sich in dem anderen Sessel nieder. Ich musste mich zur Seite drehen, um ihn anzusehen. Er starrte geradeaus, verweigerte mir den Blickkontakt.
    Â»Die Röntgenaufnahmen haben eine extensive Ausbreitung des Krebses gezeigt. Niemand hier ist wirklich für so etwas qualifiziert, also wurde eine Verlegung beantragt. Man hat sie so schmerzfrei wie möglich gehalten und sie nach Aberdeen geflogen. Dort haben sie sie auf- und wieder zugemacht und wieder hierher zurückverlegt. Sie hat mehr Schmerzmittel bekommen und ist ein paar Tage später gestorben.«
    Auf- und wieder zumachen bezeichnet eine medizinische Prozedur, die aufgrund eines inoperablen Befundes abgebrochen wird. Der Arzt in Aberdeen hatte Melissa aufgeschnitten, gesehen, dass die Metastasierung zu weit fortgeschritten war, um das krebsige Gewebe zu entfernen, und sie dann wieder zugenäht. Bestimmt hatte der Chirurg neben

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