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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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übrig geblieben ist, die einst der Macht des Atlantiks widerstanden. Diese Felsen sahen pechschwarz aus, wo das Licht sie nicht erreichen konnte, ihre verwitterten, gezackten Ränder jedoch leuchteten wie geschmolzenes Gold. Die Wolken, die den ganzen Tag über bedrohlich den Himmel bedeckt hatten, waren zu weichen, rosiggrauen
Gespinsten geworden, und die Brandung sprühte Silberfunken, wenn sie ans Ufer schlug.
    Als ich hinter mir eine Bewegung spürte, drehte ich mich um. Es war Richard, der mir ein Glas Rotwein brachte. Er stellte sich neben mich, und wir schauten beide hinaus. Die Sonne hatte sich hinter den Klippen von Yell versteckt und umgab sie mit Licht, so dass sie wie aus Bronze gegossen aussahen.
    Â»Der schönste und einsamste Ort der Welt«, sagte Richard und schien meine Gedanken in Worte zu kleiden.
    Ich trank einen großen Schluck Wein. Er schmeckte ausgezeichnet. Das Haus von Elspeth und Richard besaß einen riesigen Keller, doch im Gegensatz zu unserem war er stets gut gefüllt. Richard nahm meinen Arm und führte mich zu einem Sessel am Kamin. Elspeth erschien mit einem vollen Teller. Ich ergab mich ihrer Gastfreundschaft und aß und trank, während ich mich bemühte, auf Elspeths höfliche Konversationsversuche einzugehen.
    Eine halbe Stunde später, während Duncan und sein Vater sich über den Zustand der Straßen auf der Insel unterhielten und über Pläne, dort Torf zu gewinnen, entschuldigte ich mich und ging nach oben in unser Zimmer. Wenn wir Duncans Eltern besuchten, schliefen wir im besten Gästezimmer – nicht, wie ich zuerst erwartet hatte, in Duncans altem Zimmer. Das, so hatte er mir einmal erzählt, war auf dem Dachboden gewesen, inzwischen jedoch zur Rumpelkammer umfunktioniert worden. Ich hatte nicht gefragt, was aus all seinen alten Sachen geworden war, all den Andenken der Kindheit.
    Ich zog das Handy aus meiner Handtasche und überprüfte die Mailbox. Drei Nachrichten von Dana waren eingegangen, und ich empfand unwillkürlich so etwas wie Zuneigung. Wenigstens sie hatte keinen Anteil an der allgemeinen Verschwörung, mich aus dem Ganzen rauszuhalten. Ich wusste, dass mein Handy so weit im Norden nicht allzu gut funktionierte, also riskierte ich es, das Festnetztelefon im Schlafzimmer zu benutzen. Sie meldete sich nach dem zweiten Klingeln.

    Â»Gott sei Dank, Tora, wo sind Sie?«
    Â»In die sibirische Einöde verbannt worden.«
    Â»Bitte?«
    Ich erklärte es ihr.
    Â»Na ja, das ist wahrscheinlich ganz gut so. Wenigstens sind Sie da oben in Sicherheit.«
    Wieso machten eigentlich alle so viel Aufhebens um meine Sicherheit? Das war, gelinde gesagt, zermürbend.
    Â»Wollen Sie mir erzählen, was alles passiert ist?« Ein Papageientaucher landete auf dem Fenstersims und musterte mich unverwandt.
    Â»Natürlich. Ich bin gerade aus Edinburgh zurückgekommen. Da musste ich hin, um mit einem gewissen Jonathan Wheeler zu reden. Der ist normalerweise der zuständige Pathologe in Ihrer Klinik. Ist seit ein paar Monaten wegen Krankheit beurlaubt.«
    Â»Ja, ich habe von ihm gehört. Was konnten Sie herausfinden?« Der Papageientaucher fand mich langweilig und begann, seinen bunten Schnabel am Stein des Fenstersimses zu wetzen.
    Â»Na ja, es hat nicht gerade geholfen, dass er ganz offensichtlich vorgewarnt worden war. Ihren Freund Gifford sollte man wegen Behinderung der Justiz einbuchten, aber das wird wohl nicht passieren, schließlich sind er und mein Inspector ja alte Rugbykumpels mit gemeinsamer Duschvergangenheit und allen möglichen  –«
    Â»Dana!« Nicht dass mir ihre Tirade gegen Gifford keinen Spaß machte, aber mir war klar, dass ich nicht viel Zeit hatte. Unten konnte ich Bewegung hören.
    Â»â€™tschuldigung. Na, jedenfalls macht er abgesehen davon einen ganz anständigen Eindruck. Ich habe ihn ins Präsidium von Edinburgh geschleift, ihn eine halbe Stunde im Vernehmungszimmer schwitzen lassen, das volle Programm. Er erinnert sich an den Fall – klar, wieso auch nicht, nachdem Ihr Boss sein Gedächtnis aufgefrischt hat – und war ziemlich redselig, was die Einzelheiten betrifft. Ich habe meine Notizen gerade nicht zur Hand, aber es schien sich alles mit dem zu decken, was man uns gesagt hat.
Junge Frau, bösartige Tumore in beiden Brüsten und großflächige Ausbreitung des Krebses auf die meisten größeren Organe. Aber

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