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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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die der Autor anbietet, nichts hinzufügen. Ich habe sie an die British Library verwiesen.«
    Und das hatte der armen Dana bestimmt eine Menge genützt, wo sie hier oben auf den Shetlands festsaß. Ich konnte einfach nicht glauben, dass mein Schwiegervater zu einem Thema, das so eng mit der Geschichte der Inseln verwoben war, nichts Konstruktives beizutragen hatte. Schloss er sich gerade der allgemeinen Verschwörung an, Toras ekliges kleines Geschichtchen totzuschweigen? Mir wurde klar, dass, falls der Mord an Melissa mit der Klinik in Verbindung stand, Richard Guthrie als ehemaliger leitender Chefarzt großes Interesse daran haben könnte, den Fall unter den Teppich zu kehren. Allmählich fragte ich mich, ob der Instinkt, der mich um meiner eigenen Sicherheit willen nach Unst hatte fahren lassen, wirklich richtig gewesen war.
    Â»Das sind die gleichen Zeichen wie die bei uns im Keller«, erklärte ich und überlegte, wie Richard wohl mit einer direkten Frage umgehen würde. »Was bedeuten sie?«

    Â»Ich leihe dir morgen früh gern ein Buch.«
    Â»Initiation«, sagte ich, während mein Finger noch immer den Umrissen der Rune folgte.
    Richard gesellte sich vor dem Kamin zu mir. »Vielleicht brauchst du ja gar kein Buch.«
    Â»Wieso meißelt jemand eine Rune, die Initiation bedeutet, in den Kamin eines Hauses?«, fragte ich. »Das ergibt doch keinen Sinn.«
    Er blickte auf mich herab, und ich musste mich zusammennehmen, um nicht einen Schritt zurückzuweichen. Richard war ein großer Mann mit sehr kräftigem Körperbau. Seine physische Präsenz, gepaart mit einem formidablen Intellekt und einem blitzschnellen Verstand, hatten ihn schon immer einschüchternd wirken lassen. Bisher hatte ich noch nie die Klinge mit ihm gekreuzt, und ich spürte, wie sich mein Herzschlag beschleunigte.
    Â»Niemand weiß wirklich, was diese Runen bedeuten«, sagte er. »Sie sind Jahrtausende alt, und ihre ursprünglichen Bedeutungen und Verwendungen sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verloren gegangen. In dem Buch, das Sergeant Tulloch hatte, wird eine Deutung angeboten. Es gibt auch andere. Such dir einfach eine aus.« Er seufzte, als langweile ihn das Thema, und ging zur Tür. »Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich gehe ins Bett.«
    Â»Gute Idee«, meinte Elspeth und erhob sich. »Braucht ihr beide noch was, ehe ihr nach oben geht?«
    Â 
    Â»Du siehst deinem Vater gar nicht ähnlich«, bemerkte ich, als Duncan begann, sich auszuziehen.
    Â»Das hast du schon öfter gesagt«, erwiderte er. Der Pullover, den er sich gerade über den Kopf zog, dämpfte seine Stimme.
    Â»Zuerst mal ist er viel größer«, stellte ich fest. »Und war er als junger Mann nicht blond?«
    Â»Vielleicht schlage ich ja meiner Mutter nach«, meinte Duncan und öffnete die Knöpfe seiner Jeans. Er ärgerte sich noch immer über mich.
    Ich dachte darüber nach. Elspeth war klein und, um das Kind
beim Namen zu nennen, pummelig. Mir wollte keine unmittelbare Ähnlichkeit mit Duncan einfallen, doch der Weg der Gene ist notorisch schwer vorherzusagen, und man weiß bei jedem Fortpflanzungsakt nie, was für ein menschlicher Cocktail dabei herauskommt.
    Â»Willst du nicht duschen, ehe du ins Bett kommst?«, fragte Duncan. Endlich hatte ich jemanden gefunden, der ehrlich genug war, mir zu sagen, dass ich roch wie ein Stinktier zur Paarungszeit. Ich duschte lange, und als ich wieder ins Schlafzimmer kam, schlief Duncan bereits. Fünf Minuten später, nur Sekunden, ehe ich selbst wegdämmerte, ging mir auf, dass Richard Guthrie, obgleich er vielleicht seinem Sohn nicht sehr ähnlich sah, große Ähnlichkeit mit Kenn Gifford hatte.

19
    Licht weckte mich, jede Menge Licht, das den Raum durchflutete und mich aus dem Schlaf riss. Die Vorhänge des Fensters, das nach Osten hinausging, waren offen, und Duncan stand mit einem dampfenden Becher Tee in der Hand neben dem Bett.
    Â»Bist du wach?«
    Mein Blick fiel auf den Tee. »Ist der für mich?«
    Â»Jep.« Er stellte den Becher auf den Nachttisch.
    Â»Ich bin wach.« Ich staunte, wie viel besser ich mich fühlte. Es geht doch wirklich nichts über eine ordentlich durchgeschlafene Nacht.
    Duncan setzte sich aufs Bett, und ich lächelte ihn an. Ich liebe Tee im Bett.
    Â»Kommst du mit zum Segeln?«, fragte er. Er war bereits

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