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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Binnen Sekunden war er über den Klippen verschwunden.
    Â»Wir müssten beweisen, dass sieben von ihnen sich gemeinsam mit Stephen Gair abgesprochen haben, um einen Todesfall vorzutäuschen. Wir haben keinen blassen Schimmer, wie das hätte gehen sollen oder was ihr Motiv gewesen ist. Es gibt nicht einmal ansatzweise triftige Gründe für eine Anklage gegen sie.«
    Mir fiel nichts ein, was ich hätte sagen können. Dann kam mir doch ein Gedanke. »Lebensversicherung. Wie hoch war sie versichert?«
    Â»Ich überprüfe gerade Gairs Finanzen, aber wahrscheinlich war sie nicht hoch genug, um noch sieben andere Leute zu schmieren. Übrigens hat Stephen Gair den Leichnam in der Leichenhalle identifiziert. Er sagt, es ist definitiv seine Frau.«
    Â»Die er vor drei Jahren hat sterben sehen.« Meine Stimme wurde lauter.
    Â»Nicht schießen, Doc, ich bin nur der reitende Bote. Was ich sagen will, ist, würde er die Tote identifizieren, wenn er vor drei Jahren bei irgendeiner miesen Geschichte mitgemischt hat?«
    Â»Tora, alles okay?« Duncan stand am Fuß der Treppe und brüllte zu mir herauf.
    Â»Ich muss Schluss machen«, sagte ich zu Dana. »Ich melde mich.«

    Â 
    Duncan stand mit dem Rücken zu dem Torffeuer. Seine Eltern saßen dicht daneben. Sogar im Mai lag eine deutliche Kälte in der Luft von Unst. Mir fiel auf, dass Duncan den Wein ausgetrunken und auf Lagavulin umgestiegen war, ein Single Malt Whisky, bei dem ich immer an ranzigen Speck denken muss.
    Â»Mit wem hast du telefoniert?«, wollte er wissen.
    Â»Mit Dana«, antwortete ich und überlegte, ob dies wohl ein geeigneter Zeitpunkt war, Geschmack an Single Malt zu finden. Eine Melissa Gair und zwei sehr verschiedene Todesarten. Wie konnte ein Mensch zweimal sterben?
    Duncan schloss kurz die Augen. Er sah eher traurig als wütend aus, woraufhin ich Gewissensbisse verspürte – was mich erneut wütend machte. Bei allem, was hier abging, warum sollte ausgerechnet ich ein schlechtes Gewissen haben?
    Â»Ich wünschte wirklich, du würdest die Finger davon lassen«, sagte er leise, in einem Tonfall, der andeutete, dass er wusste, genau das würde ich nicht tun. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Elspeth Richard einen raschen Blick zuwarf, doch keiner von beiden fragte, wovon genau ich denn die Finger lassen solle. Wahrscheinlich wussten sie bereits Bescheid.
    Ãœber Duncans Schulter hinweg erblickte ich etwas, was ich bestimmt schon öfter gesehen, worüber ich mir jedoch nie wirklich Gedanken gemacht hatte. Ich ging hinüber und begann, mit einem Zeigefinger die Umrisse nachzuzeichnen.
    Der Kamin im Wohnzimmer von Elspeth und Richard ist riesig, bestimmt zwei Meter breit und ungefähr anderthalb Meter tief. Der Mittelrost misst ungefähr fünfundsechzig Quadratzentimeter, und die Basis des Schornsteins weist ähnliche Dimensionen auf. Er zieht unglaublich, und die Kaminfeuer an Sonn- und Feiertagen könnte man als kleine Lagerfeuer bezeichnen. Doch das Feuer interessierte mich gar nicht, sondern das steinerne Sims, das sich am oberen Rand des Kamins entlangzog. Ungefähr zweieinhalb Meter lang, anderthalb Handbreit tief, auf jeder Seite von stämmigen Steinsäulen getragen. In den Granit des Simses waren Zeichen eingemeißelt, die ich wiedererkannte: ein senkrecht nach
oben zeigender Pfeil, ein schiefes F, eine Zickzacklinie, die wie ein Blitz aussah. Sie wurden mehrmals wiederholt, manchmal auf dem Kopf stehend, manchmal verkehrt herum wie ein Spiegelbild; außerdem war ein eckiges Muster um den Rand des Simses herum eingekerbt. Das Ganze wirkte aufwendiger, trotzdem hatte es sehr große Ähnlichkeit mit den Zeichen zu Hause in unserem Keller. Auch die fünf Wikingerrunen von unserem eigenen Kamin, über die Dana und ich uns den Kopf zerbrochen hatten, waren alle hier zu sehen.
    Â»Du hast doch selbst schon mal mit Sergeant Tulloch gesprochen, Richard«, sagte ich und fuhr die Rune nach, von der ich mir ziemlich sicher war, dass sie Initiation bedeutete. »Sie hat um deinen Rat gebeten, wegen ein paar Runen, die in die Leiche geritzt worden waren, die ich gefunden habe.«
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Elspeth zusammenzuckte.
    Â»Ja, ich erinnere mich.« Richard sprach langsam, wie er es für gewöhnlich tat. »Sie hatte schon ein Buch zu diesem Thema aufgetrieben. Ich habe ihr gesagt, ich könnte den Interpretationen,

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