Todespakt
topographischen Ausdruck, der den Bildern in der Mappe beilag und die landschaftlichen Begebenheiten um den Fundort des Leichnams abbildete. »Wenn er so schnell mordet, muss ihm daran liegen, dass man seine Taten möglichst zeitnah entdeckt.«
»Davon gehen wir auch aus. Zumal er uns am Morgen nach der Tat selbst zu der Stelle geführt hat.« Chris erzählte ihm von der Nachricht und der darauf erfolgten Handyortung, die sie schließlich zu dem Grab geführt hatte.
»Es scheint Sie nicht zu beunruhigen, dass Ihnen ein sadistischer Killer eine Nachricht auf Ihr Handy schickt.«
»Dieses Verhalten beweist mir, dass dieser Kerl auf eine Konfrontation mit uns aus ist. Er will uns auf diesem Weg herausfordern. Dabei fühlt er sich in jeder Hinsicht überlegen und will uns dies demonstrieren, indem er mit seinen Taten prahlt. Aus diesem Grund bitte ich Sie, nur über das Nötigste in diesem Fall zu berichten, da ich diesem Mistkerl nicht auch noch eine öffentliche Plattform für sein krankes Ego zur Verfügung stellen will.«
Bondek nickte verhalten. »Dann haben die Orte und Taten eine Bedeutung für ihn?«
»Das haben sie für einen Mörder meistens«, sagte Chris. »Im simpelsten Fall ist es nur der Hass auf das Opfer, den seine Tat widerspiegeln soll. Hier scheint es zumindest so, als will der Täter uns noch auf andere Aspekte seiner Motive hinweisen. Zumindest haben wir seit heute einen ersten Anhaltspunkt, was das betrifft.«
»Und der wäre?«
Chris tippte auf die Stelle des Ausdrucks, die den Fundort der zweiten Leiche markierte. »Genau an dieser Stelle hat Nowak vor fünf Jahren die achtzehnjährige Lara Neuroth vergewaltigt. Meine beiden Kollegen befragen in diesem Moment die Eltern des damaligen Opfers.«
7
»Sie werden verstehen, dass ich nicht allzu viel Mitleid für diesen Abschaum empfinde«, erwiderte Werner Neuroth, nachdem Rokko ihn von Nowaks Tod unterrichtet hatte. »Dieser Mann hat das Leben meiner Tochter zerstört.«
»Das können wir nachempfinden«, meinte Rokko und warf einen kurzen Blick zu Gerlach, der neben ihm im Wohnzimmer der Neuroths stand. »Dennoch werden Sie verstehen, dass wir Ihnen aufgrund der Umstände seines Todes ein paar Fragen stellen müssen.«
»Nein, das verstehe ich nicht!«, schnaufte Werner Neuroth erbost. Er war Anfang fünfzig. Unter seinem lichten Haar zeichnete sich die Röte auf seiner Kopfhaut ab, die der Zorn über diese Befragung dort verursachte. Seine Frau Heike ergriff vorsorglich seine Hand und versuchte, ihn mit dieser Geste zu besänftigen, was ihr jedoch nicht gelang. »Ich will nicht, dass meine Tochter noch einmal mit dieser abscheulichen Sache konfrontiert wird. Haben Sie eine Ahnung, was sie durchgemacht hat?«
»Wir haben zuvor die Akte zu dem Fall studiert«, antwortete Rokko zurückhaltend.
»Dann wissen Sie ja, was dieser Bastard meinem Mädchen angetan hat. Das Einzige, was sein Ableben in mir auslöst, ist die Möglichkeit, dass ich allmählich wieder an Gott glaube. Denn dieser Kerl hat den Tod verdient, und ich pisse auf sein Grab, hören Sie?«
»Werner, bitte beruhige dich«, ging seine Frau Heike dazwischen. Sie war etwas jünger und hatte schulterlange Haare. »Diese Leute tun nur ihre Arbeit.«
»Ja, und sie reißen damit Wunden wieder auf, die noch immer nicht verheilt sind«, schnaufte Werner Neuroth wütend.
»Wir haben durchaus Verständnis für Ihre Situation«, schaltete sich Gerlach in die Diskussion ein, »aber Sie müssen auch verstehen, dass da draußen ein Verrückter herumläuft, der Menschen bestialisch ermordet und damit noch mehr Familien wie Ihre ins Unglück stürzt. Und wir sind uns ziemlich sicher, dass er damit weitermachen wird, wenn wir ihn nicht daran hindern. Und das können wir nur tun, wenn wir jedem Hinweis nachgehen. Daher würde ich Sie bitten, sich zu beruhigen.«
Werner Neuroth tauschte einen hitzigen Blick mit den beiden Beamten aus. Dann drehte er sich zu seiner Frau, die ihm aufmunternd zunickte. Daraufhin ergriff er ihre Hand, und die Härte, die sich seit dem Eintreffen der beiden Ermittler in sein Gesicht gemeißelt hatte, nahm weichere Züge an. »Na schön«, meinte er. Aus seiner sonoren Stimme war jeglicher Übermut gewichen. »Stellen Sie Ihre Fragen, solange Sie Lara da raushalten.«
Rokko nickte. »Ich denke, das lässt sich einrichten. Wo waren Sie zwischen elf Uhr gestern Abend und zwei Uhr heute Morgen?«
»Glauben Sie mir, ich habe hundert Mal mit dem Gedanken
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