Todespakt
die er aufgeklappt vor Bondek ablegte. »Denn es gibt bereits einen zweiten Toten. Wir haben seine Leiche heute Morgen auf einem Feld am Rande des Stadtwaldes gefunden.«
Bondek blätterte die Mappe durch, in der sich Tatortfotos von dem Grab und der freigelegten Leiche befanden. Er schluckte, als er die Aufnahmen betrachtete.
»Ich habe vorhin mit meinem Chef gesprochen. Die Gründung einer Sonderkommission steht kurz bevor. Ohne Frage haben wir es mit einem sadistischen Killer zu tun, der nicht davor zurückschreckt, seine Opfer zu quälen. Und er legt dabei ein Tempo vor, das uns zu denken gibt. Zwei Tote, in zwei Tagen. Wenn das so weitergeht, könnte das die Bevölkerung auch trotz ihrer Trägheit in Aufruhr versetzen.«
»Was wissen Sie über den Kerl?«
»Leider so gut wie nichts«, erwiderte Chris. »Wir haben zwar Ansatzpunkte für unsere Ermittlungen, aber die bringen uns im Moment nicht weiter. Wir sind auf Hilfe angewiesen.«
»Was kann ich tun?«, fragte Bondek, dessen Augen noch immer auf die Bilder gerichtet waren.
»In erster Linie nicht detailliert über das berichten, was Sie gerade sehen. Ich will nicht, dass zum jetzigen Zeitpunkt Einzelheiten über die beiden Fälle an die Öffentlichkeit dringen. Ebenso wenig möchte ich, dass eine Verbindung zu den beiden Morden hergestellt wird, jedenfalls noch nicht.«
»Wenn der Kerl tatsächlich weitermordet, wird sich das kaum verhindern lassen«, gab Bondek zu bedenken.
»Das ist mir klar«, sagte Chris, »aber im Moment würde der Begriff Serientäter die Leute nur verängstigen. Wir haben bis jetzt kein gesichertes Motiv für die Morde. Daher können wir nicht einmal vermuten, nach welchen Kriterien der Mörder sich seine Opfer aussucht.«
»Dennoch finde ich, man sollte die Menschen warnen.«
»Ist es Ihre Ansicht als Realist, die glaubt, damit etwas bewirken zu können?«
»Es ist mehr die Ansicht meines Gewissens«, beharrte Bondek.
»Also gut«, gab Chris sich geschlagen. »Meinetwegen schreiben Sie etwas darüber, dass wir die beiden Fälle auf Gemeinsamkeiten überprüfen, und rufen Sie die Leute zur Vorsicht auf, solange wir nichts Genaueres wissen.« Er tippte auf eines der Fotos. »Aber ich will nichts über geheimnisvolle Botschaften oder einen irren Vogelmann lesen, klar?«
Bondek nickte. »Das ist aber nicht alles, oder?«
»Nein.« Chris lehnte sich in seinen Stuhl zurück. »Was den zweiten Mord angeht, hoffen wir dringend auf Hinweise aus der Bevölkerung. Der Todeszeitpunkt liegt zwischen Mitternacht und zwei Uhr morgens. Aufgrund der Spurenlage muss der Mörder sich längere Zeit am Tatort aufgehalten haben. Dieser liegt zwar abseits der normalen Wege, ist aber auf eine gewisse Entfernung gut einsehbar. Daher erhoffen wir uns, dass dort jemand etwas gesehen hat, zumal der Täter zumindest kurzfristig mit Licht gearbeitet haben muss.«
Chris machte eine Pause, in der er beobachtete, wie Bondek eifrig Notizen machte.
»Da wäre noch etwas«, meinte er.
Bondek sah erwartungsvoll von seinen Notizen auf.
»Wir haben an beiden Tatorten einen toten Vogel gefunden.«
»Einen Vogel?« Die Haut an Bondeks Stirn wölbte sich. »Läuft der Kerl deshalb in einem Kostüm herum?«
»Darüber können wir noch nichts sagen. Bei den Tieren handelt es sich um Raben. Sie scheinen für den Täter von Bedeutung zu sein. Da Raben unter die Wildtiere fallen, und nicht ohne Genehmigung gehalten oder aufgezogen werden dürfen, wäre es für uns wichtig zu erfahren, wer auf irgendeine Art Kontakt mit diesen Tieren hat.«
Bondek schrieb erneut auf seinem Notizblock. »Das dürfte es schwierig machen, die beiden Fälle auseinanderzuhalten.«
»Deshalb möchte ich, dass Sie sich mit diesem Detail vorerst ausschließlich auf den zweiten Mord konzentrieren, von dem wir wissen, wer das Opfer ist.«
»Ich höre«, meinte Bondek, dessen Stift über einem neuen Blatt in Stellung ging.
»Der Mann heißt Daniel Nowak, 27 Jahre und vorbestraft. Hat fünf Jahre wegen schwerer Vergewaltigung abgesessen und während der Zeit einen Drogenentzug gemacht. Ist vor drei Monaten rausgekommen. Seitdem hat er in einem Restaurant als Kellner gearbeitet. Der Besitzer und ein weiterer Angestellter haben uns bestätigt, dass Nowak am gestrigen Abend das Restaurant um kurz vor Mitternacht verlassen hat. Sein Auto stand noch auf dem angrenzenden Parkplatz. Er muss also dort seinem Mörder begegnet sein.«
Nachdem Bondek die Daten notiert hatte, betrachtete er den
Weitere Kostenlose Bücher