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Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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zu haben ist. Probleme und Ängste sind in diesem Alter nicht besonders angesagt. Die meisten meiner sogenannten Freunde haben mich noch nicht einmal angerufen, nachdem sie gehört hatten, was mir zugestoßen ist.«
    »Und der Rest?«
    »Es gab da eine Freundin, mit der ich noch regelmäßig Kontakt hatte, aber mit der Zeit hat auch das aufgehört. Und dann war da noch Andy.«
    Rokko wurde hellhörig. »Wer?«
    »Andreas Hastrich. Ist mit mir zusammen zur Schule gegangen. Ich glaube, er war verknallt in mich, auf seine eigene, ganz spezielle Art. Er hat mich ein paarmal im Krankenhaus und anschließend hier besucht. Eigentlich war er ganz in Ordnung, aber irgendwie komisch drauf.«
    »Inwiefern?«
    »Na ja, er war ziemlich verschlossen und politisch sehr engagiert. Hing öfter mit ein paar Typen rum. Sie waren alle ein paar Jahre älter und gehörten wohl einer Wählergruppe an. Keine Ahnung, was das für Leute waren. Er hat nicht viel darüber gesprochen.«
    Gerlach machte sich Notizen.
    »Haben Sie noch Kontakt zu ihm?«, fragte Rokko.
    »Das reicht jetzt!«, schaltete sich Neuroth dazwischen.
    »Papa, bitte!«, wehrte Lara diesen erneuten Versuch ihres Vaters ab, sie zu schützen. »Ich muss lernen, damit klarzukommen.«
    Missmutig zog er sich zurück.
    Lara atmete durch. »Nein, ich habe schon seit Jahren zu niemandem mehr Kontakt«, sagte sie, und ihre Stimme wurde brüchiger. »Ich habe mich immer mehr aus meinem früheren Alltag zurückgezogen, da mir Daniel Nowak mein altes Leben unwiederbringlich zerstört hat.«
    Nach kurzem Zögern strich sie sich mit der linken Hand die Haare aus dem Gesicht. Zwei Narben zogen sich durch die Haut ihrer Wange bis an ihr linkes Ohr, das auf den ersten Blick sehr natürlich wirkte. Mit einem Geräusch, das an das Öffnen eines Druckknopfes erinnerte, löste sie die Silikonprothese aus der in der Haut implantierten Halterung. Weitere Narben wurden darunter sichtbar, die sich wie ein Strudel um die schmale Öffnung des Gehörgangs formierten.
    »Ich hatte damals noch kürzere Haare und habe mich nicht mehr in die Schule getraut, weil ich die entsetzten Blicke nicht hätte ertragen können. Erst zwei Jahre und einige Operationen später konnte ich mich dazu durchringen, meinen Abschluss nachzuholen. Ich werde für den Rest meines Lebens an das erinnert werden, was Daniel Nowak mir angetan hat. Und an meine naive Dummheit, die mich in dieser Nacht in sein Auto hat einsteigen lassen, nachdem ich ihn in einer Diskothek kennengelernt hatte. Wir waren beide angetrunken, und er ist mit mir zu diesem Waldstück gefahren. Wir haben geredet, Alkohol getrunken und einen Joint geraucht. Irgendwann bekam ich Kopfschmerzen und wollte nach Hause. Doch er grinste nur und sagte, das wäre nicht nötig, denn er habe Schmerztabletten dabei. Er reichte mir eine der Pillen, und ich nahm sie, ohne darüber nachzudenken oder mich darüber zu wundern, weshalb er selbst eine schluckte. Ich ekle mich vor mir selbst, wenn ich darüber nachdenke, wie dumm ich damals gewesen bin. Kurz darauf war ich völlig weggetreten. Ich kann mich kaum daran erinnern, wie er mich das erste Mal vergewaltigt hat. Ich kann nicht einmal sagen, wie lange es gedauert hat.« Eine Träne lief ihre Wange hinab und blieb kurz an einer der Narben hängen, bevor sie zu Boden tropfte. »Es sind nur Bruchstücke, die sich in meinem Kopf festgesetzt haben. Ich bemerkte plötzlich, dass ich nackt war. Und ich erinnere mich an seinen Atem, der nach Alkohol und Zigaretten gerochen hat, während er keuchend auf mir lag. Und an die Schmerzen in meinem Unterleib. Irgendwann ist es mir gelungen, mich von ihm loszureißen und aus dem Auto zu flüchten. Ich erinnere mich an das warme Blut, das mir die Beine hinunterlief, als ich nackt durch die Dunkelheit geirrt bin. Ich war mir sicher, dass er mir nicht gefolgt ist, dass er endlich genug von mir hatte. Doch meine Gegenwehr hat ihn nur noch mehr angestachelt.« Lara schluchzte, und eine weitere Träne floss ihre entstellte Wange herab. »Auf diesem Feld hat er mich schließlich eingeholt.« Ihre Stimme zitterte, und sie kämpfte jetzt um ihre Beherrschung. »Er hat mich zu Boden geworfen und ist wie ein Tier über mich hergefallen. Er hat mich geschlagen, mich gekratzt und mir im Drogenrausch das linke Ohr abgerissen, während er immer wieder in mich eingedrungen ist und mir meine Vagina zerfetzt hat, sodass ich heute keine Kinder mehr bekommen kann. Ich weiß nicht, was er in seinem Wahn

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