Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
Vom Netzwerk:
gespielt, diesen Nowak umzubringen. Und egal wie er gestorben ist, meine Methode hätte garantiert länger gedauert. Aber ich habe in den letzten Jahren genug damit zu tun gehabt, diese Familie zusammenzuhalten. Wir haben alles dafür getan, um diesen Mistkerl aus unserem Leben zu verbannen, doch seine Tat verfolgt uns bis heute. Und wer immer ihn auf dem Gewissen hat, den werde ich sicher nicht dafür verdammen. Aber ich bin nicht derjenige, den Sie suchen. Ich wusste ja nicht einmal, dass Nowak wieder draußen war.«
    »Dann dürfte es Ihnen ja nichts ausmachen, meine Frage zu beantworten«, beharrte Rokko.
    »Ich arbeite jetzt seit dreißig Jahren als Hausmeister in der hiesigen Grundschule«, sagte Neuroth. »Und wie jeder normale Mensch, der einer ehrbaren Arbeit nachgeht, lag ich um diese Zeit im Bett. Wie Sie verstehen, kann das nur meine Frau bezeugen.«
    Rokko betrachtete die Wände des Wohnzimmers. Die Tapete wies ein altmodisches Blütenmuster auf, und an einer Stelle unter der Deckenleiste begann sie sich abzulösen. Anscheinend verhielt es sich mit Handwerkern ähnlich wie mit Gastronomen: Zu Hause wurde nur selten gekocht. »Kommen wir auf Ihre Tochter zurück.«
    »Sie haben versprochen, sie da rauszuhalten«, fuhr Neuroth ihn an, sodass seine Frau ihm sogleich am Arm zog.
    »Das werden wir«, sicherte Rokko erneut zu. »Allerdings bräuchten wir ein paar Angaben über ihren Freundeskreis. Gibt es da jemanden, der sich womöglich rächen wollte, für das, was man Ihrer Tochter angetan hat?«
    Werner Neuroth seufzte entmutigt. »Freundeskreis?«, fragte er in einem Tonfall, der vermuten ließ, dass so etwas im Leben seiner Tochter keine Rolle mehr spielte. »Die einzige Person, die seit diesem Abend vor fünf Jahren einem Freund am nächsten käme, ist Laras Psychologe, Doktor Matthias Herrmann, bei dem sie nach wie vor in Behandlung ist. Sie lebt zurückgezogen, ist die meiste Zeit oben in ihrem Zimmer. Vor zwei Jahren hat sie eine Ausbildung zur Tierpflegerin begonnen. Ihre Liebe zu Tieren ist das Einzige, was ihr noch von Bedeutung ist. Ich glaube, sie hat jegliches Vertrauen in die Menschen verloren. Und ich kann es ihr nicht einmal verübeln.«
    »Aber es hat doch sicher vor der Tat jemanden in ihrem Leben gegeben.« Rokko war klar, wie abgeklärt sich das anhören musste. Doch so sehr ihn das Schicksal von Lara Neuroth berührte, sie brauchten neue Ermittlungsansätze. Und sie brauchten sie schnell. »Ich meine jemand, dem sie nahe gestanden hat.«
    »Das hat es«, erklang eine zarte Stimme im Hintergrund.
    Alle Blicke wandten sich in Richtung des Türrahmens. Dort stand eine junge Frau. Sie trug graue Arbeitskleidung über ihrer üppigen Figur. Obwohl sie mindestens zwanzig Kilo mehr wog, als auf dem Foto in ihrer Akte, und sie ihre Erscheinung geändert hatte, erkannte Rokko sofort, dass es sich bei der Frau um Lara Neuroth handelte. Ihre ehemals blonden Haare waren mittlerweile getönt, und sie trug sie auffällig nach vorn gewellt, sodass sie einen Großteil ihres Gesichts verdeckten. Aufgrund der Verletzungen, die durch zahlreiche Aufnahmen in ihrer Akte dokumentiert waren, konnte Rokko sich ausmalen, weshalb sie ihr nach wie vor hübsches Gesicht unter dieser Frisur versteckte. In Laras Augen spiegelte sich etwas Trauriges wider, dennoch wirkten sie gefasst und vermittelten so etwas wie Selbstsicherheit. Und doch war auf den ersten Blick zu erkennen, dass dort ein junger Mensch stand, den das Schicksal viel zu früh ereilt hatte.
    »Lara!«, rief ihre Mutter aufgebracht. »Wir haben dich nicht nach Hause kommen hören. Wie lange stehst du schon da?«
    »Lange genug«, erwiderte die junge Frau.
    »Herrgott«, zischte Werner Neuroth wütend. »Ich hoffe Sie haben, was Sie wollen.«
    »Schon gut, Papa«, schlichtete die junge Frau. »Es ist in Ordnung.« Sie ging auf die beiden Ermittler zu. »Nowak ist also tot«, fasste sie nüchtern zusammen.
    Rokko nickte verhalten. »Er wurde vergangene Nacht brutal ermordet.«
    »Und Sie glauben, dass jemand, den ich einmal gekannt habe, dafür verantwortlich sein könnte?«
    »Es besteht immerhin die Möglichkeit. Vielleicht ein Freund aus dieser Zeit.«
    »Ich war damals erst achtzehn und ziemlich naiv, wollte nur meinen Spaß haben.«
    Wer in dem Alter will das nicht , dachte Rokko.
    »Dementsprechend gestaltete sich auch mein Freundeskreis«, fuhr Lara fort. »Für die meisten war ich nur wichtig, solange ich die lustige Lara war, die für jeden Spaß

Weitere Kostenlose Bücher