Todespakt
Leute!«
»Meine Leute haben eine Mordserie aufzuklären«, entgegnete Deckert vehement. »Diese Befragung war absolut legitim und hat sich in einem normalen Rahmen abgespielt. Also beruhigen Sie sich bitte!«
»Nein, ich werde mich nicht beruhigen«, hielt der Mann aufgebracht dagegen. »Ich werde noch heute eine Beschwerde bei der Staatsanwaltschaft gegen Sie und Ihre Abteilung einreichen.«
»Tun Sie das, wenn Sie es für nötig halten. Man wird Ihnen dort nichts anderes mitteilen.«
Der Mann machte noch Anstalten, etwas zu erwidern, wandte sich dann jedoch ab und eilte schnaufend die Treppe zum Untergeschoss hinunter.
»Wer war das denn?«, fragte Chris.
Deckert rieb sich genervt die Stirnglatze, als er zu Chris und Rokko vor die Tür ihres Büros trat. »Das war Doktor Matthias Herrmann.«
»Lara Neuroths Psychologe?«
Deckert nickte. »Er meinte, es wäre aufgrund der laufenden Therapie unverantwortlich gewesen, seine Patientin und ihre Familie einer solchen Befragung auszusetzen.«
Rokko schnaufte abfällig. »Der tut ja gerade so, als hätten wir sie in Handschellen abgeführt. Dabei hat sie uns aus freien Stücken ihre Geschichte erzählt.«
»Psychologen«, meinte Chris abfällig. »Die sind meist verkorkster als ihre Patienten.«
»Hoffentlich sieht das auch der Staatsanwalt so«, äußerste Rokko seine Bedenken. »Ich will mich nicht dafür rechtfertigen müssen, dass ich meinen Job mache.«
»Macht euch deswegen keine Sorgen«, meinte Deckert. »Herrmann schießt nur mit heißer Luft. Ich denke nicht, dass er seine Drohung überhaupt wahr macht. Ich habe vorhin mit dem Staatsanwalt telefoniert, es gibt auch gute Neuigkeiten von dort. Die SOKO ist genehmigt. Wir bekommen Unterstützung von den Kollegen der umliegenden Dienststellen. Die IT richtet in diesem Moment einen Konferenzraum ein.«
Chris atmete auf. »Dann sollten wir die Kollegen schleunigst mit Informationen versorgen, sobald sie hier eintreffen.« Er blickte zu Rokko. »Packen wir alles zusammen und schaffen es nach oben.«
Die beiden hatten fast alle Unterlagen und Berichte zu den Fällen in Kartons verpackt, als es an der Tür klopfte.
»Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragte Chris gereizt. Als er sich umdrehte, erblickte er einen älteren Mann mit Bauchansatz und vollem grauen Haar in der offenen Tür. Er trug eine braune Jeanshose und ein kariertes Hemd mit kurzen Ärmeln. In der Hand hielt er eine Aktentasche.
»Guten Tag«, sagte der Mann mit direkter Stimme, die ein wenig unfreundlich klang und mit seinem stoischen Gesichtsausdruck harmonierte. »Ist hier das Büro von Kommissar Bertram? Man hat mich unten an ihn verwiesen.«
»Guten Tag«, erwiderte Chris. »Ja, da sind Sie richtig. Darf ich fragen, um was es geht?«
Der Mann schloss die Tür hinter sich. »Wenn Sie mich schon hierherbestellen, sollten Sie eigentlich wissen, mit wem Sie einen Termin haben und weshalb«, sagte er, ohne eine Regung zu zeigen. »Mein Name ist Professor Rolf Klose. Ich bin der Vorsitzende des Sayner Heimatvereins. Sie haben mich über einen Ihrer Mitarbeiter informiert, dass Sie mich sprechen wollen. Sofern Sie sich noch daran erinnern.«
Chris stellte den Karton ab, den er in Händen hielt, und musterte Klose eingehender. Erster Eindruck: aufgeblasenes Arschloch!
»Natürlich«, sagte Chris. »Kommen Sie herein. Bitte entschuldigen Sie, aber es geht hier im Moment ein wenig turbulent zu.«
»Das sehe ich«, erwiderte Klose und überflog die Kartons.
Chris deutete auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch. »Setzen Sie sich.«
»Danke, aber ich stehe lieber.« Klose legte seine Aktentasche auf dem Stuhl ab. »Ich habe eine lange Fahrt hinter mir und habe wegen Ihnen vermutlich einige interessante Vorträge verpasst. Ich hoffe, es ist wenigstens wichtig.«
»Nun ja, ich weiß nicht«, sagte Chris mit gespielter Ironie. »Halten Sie Mord für wichtig genug?«
Zum ersten Mal trat eine Regung in Kloses Gesicht. Doch selbst das angedeutete Lächeln wirkte an ihm steif und arrogant. »Ich bin natürlich im Bilde darüber, was sich am Sonntagabend während unserer Stadtführung ereignet hat«, sagte er. »Außerdem habe ich im Internet von den Vorfällen gelesen.«
»Dann verstehe ich ehrlich gesagt ihr Auftreten nicht«, entgegnete Chris.
Kloses Lächeln schien sich festgesetzt zu haben. »Ich schätze es nur nicht, wenn jemand unorganisiert ist.«
Chris' zweiter Eindruck schien den ersten noch zu übertrumpfen. »Jetzt hören
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