Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
Vom Netzwerk:
Warum wurde das Opfer nicht direkt an der Säule verbrannt?«
    »Vielleicht wollte der Täter das Denkmal nicht entweihen«, meinte Rokko.
    »Ja«, sagte Chris, »denn es war ihm zu wichtig, zu bedeutend.«
    »Und was sagt uns das?«
    »Das weiß ich noch nicht, aber es ist ein Ansatzpunkt.«
    »Nun, meine Herren«, versuchte Klose die Aufmerksamkeit der beiden wieder auf sich zu lenken, »offensichtlich konnte ich Ihnen mit meinem Wissen weiterhelfen.«
    »Das konnten Sie«, sagte Chris, noch immer in Gedanken.
    »Dann war mein Besuch scheinbar doch nicht umsonst.« Klose griff sich seine Tasche und deutete zur Tür. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, meinte er, »ich habe noch nicht zu Mittag gegessen.«
    »Moment«, hielt Chris ihn zurück. »Eine Frage habe ich noch.« Er kramte hektisch in dem Karton auf seinem Schreibtisch, bis er das Phantombild gefunden hatte. Aufgebracht hielt er es Klose entgegen. »Was können Sie mir dazu sagen?«
    Klose nahm das Bild und betrachtete es ausgiebig. »Interessant«, meinte er. »Ein wenig martialisch, aber ansonsten recht stimmig. Woher haben Sie das?«
    »Es basiert auf den Aussagen zweier Zeugen, die den Täter an zwei der Tatorte gesehen haben.«
    Klose schaute auf. »Das ist nicht Ihr Ernst.«
    »Wer oder was ist das auf der Zeichnung?«, fragte Chris fordernd.
    »Es handelt sich hierbei nicht um eine bestimmte Person oder gar ein Fabelwesen«, erläuterte Klose. »Dennoch passt es sehr gut in die Epoche, in der auch die Todesvarianten der Opfer anzusiedeln sind.« Er stellte die Tasche zurück und ging einige Schritte um die Schreibtische herum. »Was wissen Sie über die Pestepidemien des Mittelalters?«
    »Was haben die mit diesem Vogelmann zu tun?«, fragte Chris gereizt.
    »Nun«, meinte Klose blasiert, »Ihre Unkenntnis ist nicht zu überhören, denn was Sie auf diesem Bild sehen, hat nicht das Geringste mit einem Vogel zu tun.«
    »Ach nein?«, fragte Rokko.
    »Nein. Dieser schnabelförmige Auswuchs ist, wenn Sie so wollen, die mittelalterliche Variante einer Atemschutzmaske.« Klose heftete das Bild an die Magnetwand. »Zur damaligen Zeit gab es noch keine Kenntnisse über Mikrobiologie und Bakterien, und die Pest wurde als Gottesstrafe angesehen. Man ging auch von ungünstigen Planetenkonstellationen aus und davon, dass die Krankheit von giftigen Sporen oder winzigen Würmern übertragen wurde, die durch die meist schlecht riechende Luft schwebten. Oftmals wurden an Straßenecken Feuer entzündet, um die Luft zu reinigen. Die Ärzte waren ratlos und besprühten die Kranken mit Essig. Um sich vor einer Ansteckung zu bewahren, entwickelten sie eine Art Schutzanzug. Dieser bestand in der Regel aus einem gewachsten schwarzen Ledergewand, Handschuhen und einer schnabelartigen Maske, die mit wohlriechenden Kräutermischungen gefüllt war. Auch trugen sie einen länglichen Stab bei sich, über dessen genaue Bedeutung man sich nicht ganz einig ist. Manche gehen davon aus, dass er dazu diente, die Pestkranken auf Abstand zu halten. Andere sehen darin das Instrument, mit dem die Ärzte die Pestbeulen aufgestochen haben, um den Eiter abfließen zu lassen. Ebenso wie der Aderlass, war dies das einzige Mittel, von dem man sich eine Linderung versprach. Allerdings bewirkte es eher das Gegenteil, denn dadurch wurde die Vergiftung des Blutes nur beschleunigt.« Er deutete auf das Phantombild. »Was Ihre beiden Zeugen gesehen haben wollen, ist das Abbild eines spätmittelalterlichen Pestarztes. Eine Verkleidung, die auch heute noch im venezianischen Karneval sehr beliebt ist.«
    Chris atmete durch. »Wurden im Mittelalter auch Raben für gewisse Zwecke geopfert?«, fragte er.
    »Darüber ist mir nichts bekannt«, entgegnete Klose. »Aber der Rabe galt im Mittelalter als Vorbote für Seuchen und Tod, falls Ihnen das weiterhilft.« Klose griff sich erneut seine Aktentasche. »Und jetzt entschuldigen Sie mich.« Auf halbem Weg zur Tür drehte er sich noch einmal zu den Beamten um. »Sollten Sie noch weitere Hilfestellung benötigen, haben Sie ja meine Nummer. Ich gehe davon aus, dass Sie sie noch brauchen werden. Denn wie es aussieht, versucht hier jemand seinen persönlichen Kreuzzug zu führen, indem er das Mittelalter wiederauferstehen lässt.«
     
    »Was hältst du von dem Kerl?«, fragte Rokko, nachdem Klose das Büro verlassen hatte.
    »Er erinnert mich an meinen Mathelehrer«, sagte Chris. »Den hab ich auch gehasst.«
    »Ja, aber er scheint sich bestens mit der Materie

Weitere Kostenlose Bücher