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Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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Schicksal er besiegelt? Das Selektieren, die Annäherung an das Opfer, dessen Ahnungslosigkeit, das alles versetzt ihn in einen Rausch. Und wenn es dann getan ist ... Ground Zero! Und alles beginnt von vorn.« Er deutete auf die Fotos. »Hier hat es eher den Anschein, als würde eine Liste abgearbeitet, die bereits im Vorfeld akribisch festgelegt wurde. Die Morde wurden alle aufwendig inszeniert, was eine langwierige Planung und eine gewisse Logistik erfordert. Tatorte müssen ausgespäht und vorbereitet, Gerätschaften beschafft und transportiert werden. Mal abgesehen von einem Bakterium, das unter der Risikogruppe drei eingestuft wird. Ohne entsprechende, gut organisierte Untergrundverbindungen, ist da sicher nicht ranzukommen. Der Täter agiert nur nach Einbruch der Dunkelheit. Dementsprechend muss er seine Opfer längere Zeit beobachtet haben, um zu wissen, wann es für ihn am sichersten ist zuzuschlagen. Er muss gewusst haben, dass Daniel Nowak vor fünf Jahren ein Mädchen vergewaltigt hat und an welchem Ort er es getan hat. Auch muss er gewusst haben, dass er aus dem Gefängnis entlassen worden war und bis spät abends in einem Restaurant arbeitete. Und er muss die zeitlichen Abläufe aufeinander abstimmen, wobei er ja irgendwann auch mal schlafen muss. Das alles überfordert meiner Meinung nach das Profil eines Einzeltäters bei Weitem.«
    Rokko gab sich beeindruckt. »Du scheinst in den letzten Tagen nicht viel Schlaf abbekommen zu haben, wenn du dir über all das Gedanken machen konntest. Immerhin lassen diese Kerle uns nicht viel Zeit zum Durchatmen.«
    »Und genau das scheint ihre Absicht zu sein. Je schneller sie morden, desto mehr kommen wir unter Druck. Wir haben einfach nicht genügend Zeit, uns mit Details zu beschäftigen.«
    »Dann geht es hier um einen organisierten Rachefeldzug?«
    »Zumindest sollen wir das Glauben. Da soll eindeutig eine Botschaft vermittelt werden. Aber wir sehen das Gesamtbild nicht.«
    »Ich frage mich, wieso die Täter Nowaks Identität so freizügig preisgegeben haben, während sie es uns bei den anderen beiden Opfern so schwer machen?«
    »Das hab ich mich auch schon gefragt«, sagte Chris und lehnte sich gegen seinen Schreibtisch, der wie immer den Eindruck erweckte, als wäre er einer Hausdurchsuchung zum Opfer gefallen. »Ich denke, das hatte rein taktische Gründe. Der Tatort war der Einzige, der abseits lag. Es hätte Tage oder gar Wochen dauern können, bis seine Leiche dort gefunden worden wäre. Das hätte den Zeitplan der Täter gehörig durcheinandergebracht. Daher mussten sie gezwungenermaßen nachhelfen. Bei den anderen beiden haben sie sich öffentliche Plätze ausgesucht, um schnellstmöglich auf ihre Taten aufmerksam zu machen.« Chris deutete auf die Fotos. »Eine Pestkapelle, die Bestandteil einer Stadtführung ist. Eine Gedenkstätte, die aufgrund ihrer Lage gerne von jungen Leuten für ein Schäferstündchen genutzt wird. Ein Feuer auf einer erhabenen Lichtung, mitten in der Nacht. Sie suchen geradezu nach Publikum. Möglicherweise sind sie sogar flexibel, was die Tatorte angeht und wechseln kurzfristig den Schauplatz, wenn sie sich nicht sicher sind, genügend Aufmerksamkeit zu bekommen. Nur bei Nowak mussten sie umdenken, da sonst der direkte Bezug zur Tat verlorenging, nämlich die Vergewaltigung von Lara Neuroth.«
    »Aber wie passen dann die anderen Tatorte in dieses Bild?«
    »Das werden wir wohl erst erfahren, wenn wir die Opfer identifiziert haben. Wir sollten aber auf jeden Fall überprüfen, ob dort in der Vergangenheit schon andere Straftaten verübt wurden.«
    »Und wann sollen wir das machen? Wir haben jetzt schon zu wenig Leute, um all den Hinweisen nachzugehen.«
    Chris seufzte. »Ja, ich weiß.«
    Laute Stimmen drangen vom Flur durch die geschlossene Tür zu ihnen. Offensichtlich war dort jemand sehr aufgebracht.
    »Was ist da los?«, fragte Chris und öffnete die Tür. Er entdeckte zwei Männer am Ende des Flurs, die erregt miteinander diskutierten. In einem davon erkannte er seinen Chef, Kriminaldirektor Deckert. Den anderen hatte Chris noch nie gesehen. Der Mann hatte eine schlanke Statur, dunkles, gepflegtes Haar, das an den Schläfen bereits grau meliert war, und gerade Augenbrauen, die über dem Nasenansatz fast zusammenwuchsen. Chris schätzte ihn auf Anfang vierzig.
    »Ich finde dieses plumpe Vorgehen jedenfalls unverantwortlich«, tat der Mann seine Empörung lautstark kund. »Es zeugt nicht gerade von der Sensibilität Ihrer

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