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Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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stumpfen Enden des Pfahls, die an beiden Seiten unter seinen Achseln hervortraten, lastete nun sein gesamtes Gewicht, das ihm die Arme nach oben drückte. Doch der Schmerz hielt sich in Grenzen, was er der Droge zuschrieb, die man ihm ohne Zweifel verabreicht hatte und die den Schleier des Nebels aufrechterhielt. Um die Pfahlenden waren Seile gewickelt, die an der Decke über zwei Winden führten, von wo aus sie schräg nach unten in eine Verankerung am Boden verliefen. Daneben stand eine verhüllte Gestalt und schien ihn anzustarren. Bondek nahm sie nur verschwommen wahr, wie einen Schatten unter der Wasseroberfläche, durch die sich das flackernde Licht der Kerzen brach.
    »So ist es doch gleich viel besser«, sagte die Gestalt mit ihrer wabernden Stimme. »Ich muss mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen, denn mir ist klar, dass diese Position nicht sehr angenehm für dich ist, aber du wirst einsehen, dass sich unsere Gastfreundschaft in Grenzen hält.«
    Die Gestalt trat einen Schritt auf ihn zu. Bondek gab sich die größte Mühe, sie anzusehen, doch so sehr er sich konzentrierte, es gelang ihm nicht, das Karussell seiner Wahrnehmung zu stoppen. Es drangen nur Momentaufnahmen zu ihm durch, verschwommene Bilder einer dunklen Kapuze ohne Gesicht. Sein Herz raste, als wäre es aufs Speed.
    »Außerdem hast du um dieses Treffen gebeten«, fuhr die Stimme fort. »Allerdings missfällt mir der Ton deiner Einladung.« Bondek glaubte ein Knistern zu hören, wie bei einer elektrischen Entladung. »Du bezeichnest mich als eine kranke Persönlichkeit, mit einem tuntigen Hang zu skurrilen Verkleidungen, die verzweifelt nach Anerkennung fleht. Und das ist nur eine der Nettigkeiten, die du über mich und meine Leute verbreitest.« Eine kurze Pause trat ein. »Das ist nicht sehr respektvoll. Und du weißt, was wir mit respektlosen Menschen machen, nicht wahr?«
    Die verzerrten Klänge der Stimme drangen wie Messerstiche in Bondeks Ohren. Er wollte etwas erwidern, doch er brachte nicht mehr als ein Blubbern zustande, während ihm Speichel aus seinem Mundwinkel tropfte.
    Die Gestalt sonderte ein grässliches Lachen ab. »Ziemlich anmaßend für jemanden, der so hilflos ist wie ein sabberndes Baby und nicht einmal einen verständlichen Laut zustande bringt. Vielleicht sollte ich deine Konzentration ein wenig aufladen.«
    Plötzlich durchfuhr Bondek ein Schlag, der seinen Körper versteinerte. Für eine Sekunde hatte er das Gefühl, kein Blut sondern Lava in den Adern zu haben. Er stöhnte, als sein Körper kurz darauf wieder erschlaffte. Das Karussell in seinem Kopf war zum Stillstand gekommen, und der dichte Nebel hatte sich zu einem diffusen Schleier verflüchtigt, durch den hindurch er das obere Ende eines Stabes erkennen konnte, den die Gestalt ihm demonstrativ vor die Augen hielt. Daran waren an beiden Seiten kleine Metallstifte angebracht, zwischen denen knisternd das grelle Licht eines Blitzes zuckte. Ein weiteres Mal berührte ihn der Stab an der Brust. Bondeks Körper verkrampfte sich unwillkürlich, als der Strom durch seine Muskeln floss. Der Schmerz in seinen Schultern explodierte. Kurz darauf senkte sich der Stab und er sackte schlaff herab.
    »Habe ich jetzt deine ungeteilte Aufmerksamkeit?«, fragte die Stimme.
    Bondek nickte erschöpft.
    »Gut. Denn ich will, dass du das Urteil mitbekommst, das dieses Gericht über dich verhängt hat.«
    Verschwommen konnte Bondek erkennen, wie zwei weitere verhüllte Gestalten in das Licht der Kerzen traten. Und als er sah, was sie in den Händen hielten, bereute er zutiefst, nicht auf Chris' Warnung gehört zu haben.
     

21
     
     
    Die Fahndung lief auf Hochtouren. Im Umkreis von zwanzig Kilometern wurden Streifenwagen an Knotenpunkten und Ausfahrten postiert. Nicht nur in Koblenz zeigte die Polizei erhöhte Präsenz. Auch war eine Meldung an den Rhein-Anzeiger herausgegangen, auf dessen Internetseiten die Fahndung bereits online stand. Von den Kollegen aus Köln lag mittlerweile ein Bericht über einen silberfarbenen Kastenwagen vor, der dort acht Tage zuvor vom Hof eines Autohändlers gestohlen worden war. Trotz allem blieb die Suche zunächst erfolglos. Erst am Abend wurde auf einem abgelegenen Feld ein ausgebranntes Autowrack gefunden. Aufgrund der Unfallspuren am Heck des Fahrzeugs stellte sich schnell heraus, dass es sich um den gesuchten Wagen handelte. Die verkohlten Nummernschilder erwiesen sich ebenfalls als gestohlen.
    »Verdammt!«, schrie Chris und schlug

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