Todespakt
aufgeregt. »Alles in Ordnung?«
Doch Bondek konnte nicht mehr antworten. Er sah nur noch die Bremslichter am Heck des grauen Kastenwagens vor sich aufleuchten, die wie zwei glühende Augen auf ihn zugerast kamen. Mit beiden Füßen trat er auf das Bremspedal. Das eindringliche Kreischen des Antiblockiersystems setzte ein, doch es war zu spät. Eine Sekunde später wurde Bondek in den Gurt gepresst und vor seinen Augen explodierte der Airbag.
19
Zwanzig Minuten später erreichten Chris und Rokko die schmale Landstraße. Ein Streifenwagen war bereits eingetroffen. Die Beamten waren damit beschäftigt, die Stelle um Bondeks Auto abzusichern. Glassplitter und Kunststoffteile lagen auf der Fahrbahn verstreut. Die Front des Wagens war eingedrückt. Die Fahrertür stand offen, und das Fenster auf der Fahrerseite war zertrümmert. Kaum hatte Chris sein Auto an der Seite abgestellt, hastete er zu einem der beiden Polizisten und hielt ihm seinen Dienstausweis entgegen.
»Hat irgendjemand gesehen, was hier passiert ist?«, fragte er aufgeregt.
Der Beamte sah unsicher von dem Ausweis auf. Er hatte graublaue Augen, und seine Gesichtshaut war von alten Aknenarben durchzogen. Er schüttelte den Kopf. »Vor zehn Minuten hat jemand ein defektes Fahrzeug auf dieser Straße gemeldet«, sagte er mit rauer Stimme. »Wir haben sofort die Unfallstelle gesichert und die Zentrale informiert. Vom Fahrer des Fahrzeugs fehlt jede Spur. Ebenso vom Unfallgegner. Der Abschleppwagen dürfte bereits unterwegs sein.«
»Der muss noch warten«, meinte Chris. »Zuerst muss sich die Spurensicherung hier alles ansehen. Die müssten jeden Moment hier eintreffen.«
»Die Spurensicherung?«, fragte der Beamte. Er schob sich die Dienstmütze nach hinten, sodass sein brauner Haaransatz über der Stirn zu sehen war. »Was ist denn hier los?«
Ein weiterer Polizeiwagen traf ein und parkte auf dem schmalen Seitenstreifen hinter Chris' Auto. Kaum hatten sich die Türen geöffnet, erkannte Chris Rebecca und ihren Kollegen Jens Rhode.
»Was machst du denn hier?«, fragte sie. »In der Zentrale sagten sie etwas von einem Verkehrsunfall. Kurz darauf wurde eine Ringfahndung ausgelöst.«
»Die habe ich veranlasst«, sagte Chris. »Wir müssen von einer Entführung ausgehen.«
»Was?« Ihre großen Augen sahen ihn fragend an. »Wer saß in dem Wagen?«
»Der Reporter, von dem ich dir erzählt habe.«
»Der mit dieser Kolumne heute Morgen?«, fragte Rohde. »Das ist sein Wagen?«
Chris nickte. »Ich habe über Handy alles mitangehört. Unmittelbar nach dem Zusammenstoß erklang ein dumpfes Klirren, so als ob jemand die Scheibe zerschlagen hätte. Ich konnte Bondek noch rufen hören. Er sagte etwas von einem grauen Kastenwagen und zwei maskierten Männern. Kurz darauf brach die Verbindung ab. Ich habe sofort die Fahndung ausgelöst.«
Ein Auto passierte die Stelle. Die Insassen gafften sie neugierig durch die geschlossenen Scheiben an, bevor der Fahrer wieder rechts einscherte und seine Fahrt fortsetzte.
Chris wandte sich an Rohde, der wie hypnotisiert auf das eingedrückte Auto starrte. »Sie müssen diesen Bereich absperren und den Verkehr umleiten. Es wird hier gleich mächtig eng werden.«
Rohde reagierte zunächst nicht auf Chris' Worte. Erst nach einigen Sekunden löste sich sein Blick von Bondeks Wagen. »Ja ... natürlich«, meinte er wie betäubt. »Ich werde die Zentrale informieren und mich um die obere Zufahrt kümmern.« Er wandte sich ab und ging zu seinem Dienstwagen.
»Wundere dich nicht über ihn«, meinte Rebecca. »Wir sind seit zwölf Stunden im Dienst. Aber was erzähl ich dir das.« Sie legte sanft ihre Hand auf seine Schulter. »Kommst du klar?«
»Ja, sicher.« Er hielt inne und starrte in den Innenraum des Fahrzeugs.
»Was?«
»Sieh nur.« Chris deutete durch die offene Fahrertür hindurch auf Bondeks Handy, das noch immer in der Halterung am Armaturenbrett befestigt war. »Als wir miteinander telefoniert haben, erklang ein Signal«, erinnerte er sich. »Bondek sagte noch, ich solle kurz warten, wenige Sekunden danach kam es zu dem Zusammenstoß.«
»Du meinst, er hat noch eine Nachricht erhalten.«
»Das werden wir gleich sehen.« Er zog ein Taschentuch heraus und beugte sich vorsichtig in den Innenraum. Als er einen der Knöpfe an dem Handy berührte, erwachte es aus dem Stand-by-Modus, und die Nachricht erschien auf dem Display:
Sei ich draußen
dann rate ich dir
los versteck dich
es jagt das
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