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Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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um und sahen auf das Plakat, das an der Wand über dem Bett angebracht war. Darauf waren verschiedene Aufnahmen zu sehen: Ritter zu Pferde, die sich mit Lanzen duellierten, Feuerspucker, Gaukler und einige Bilder, die ein mittelalterliches Markttreiben darstellten.
    »Da hol mich doch der Teufel«, flüsterte Rokko, als er die Überschrift auf dem Kopf des Plakates las: Mittelalter Spectaculum.
     

32
     
     
    »Meine Güte«, entfuhr es Chris genervt, nachdem er über eine Stunde vor dem Computer im Büro gesessen hatte.
    »Was ist?«, fragte Rokko, der es ihm gegenüber gleichtat.
    »Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass dieses Mittelaltertreiben so beliebt ist. Es gibt hunderte eingetragener Vereine, dazu noch unzählige private Gruppen, Schausteller, Shops, Veranstalter ... Allein im letzten Jahr haben in Deutschland über 900 Veranstaltungen dieser Art stattgefunden. Das ist eine regelrechte subkulturelle Szene. Nahezu unmöglich, das alles zu durchforsten.« Wutentbrannt warf er seinen Kugelschreiber auf den Schreibtisch. »Verdammt!«, fluchte er. »Und ich dachte, wir hätten endlich einen konkreten Ansatzpunkt.«
    »Vielleicht bringt uns ja die Auswertung von Jacobis Computer weiter«, meinte Rokko. »Vermutlich organisiert sich diese Szene hauptsächlich über das Internet.«
    »Wir sollten auch seine Exfrau noch einmal befragen.«
    »Meinst du nicht, sie und ihre Tochter haben schon genug durchgemacht?«
    Chris betrachtete seinen Kollegen, der plötzlich sehr reserviert wirkte. »Du billigst doch nicht etwa Jacobis Vorgehen?«
    Rokko ließ sich in den Stuhl zurückfallen. »Wie du weißt, bin ich vor einigen Monaten selbst Vater geworden. So ein Ereignis verändert alles. Wenn jemand meinem Sohn etwas antun würde ...« Er atmete tief durch. »Ich kann zumindest nachvollziehen, was ihn dazu getrieben hat. Das heißt aber nicht, dass ich sein Vorgehen billige.«
    Chris nickte verständnisvoll. Er selbst hatte zwar keine Kinder, doch das war auch nicht nötig, um zu begreifen, was sein Kollege meinte. »Wir brauchen eine Liste der Mitglieder dieser verbotenen Partei.«
    »Das haben die Kollegen bereits veranlasst«, erwiderte Rokko. »Die zuständige Verfassungsschutzbehörde wird uns die Liste bis morgen zukommen lassen.«
    Chris stand auf und sah aus dem Fenster. Draußen hatte bereits die Dämmerung eingesetzt. Ein sicheres Zeichen dafür, dass dieses Büro mehr und mehr zu seinem Zuhause wurde. »Mach Schluss für heute. Deine Frau macht sich bestimmt schon Sorgen um dich.«
    »Die ist Kummer von mir gewohnt«, flachste Rokko. Er schaltete den Monitor aus und griff nach seiner Jacke. »Hast du was von Klose gehört?«
    »Er wurde vorhin operiert. Die Ärzte sagten, er wäre glimpflich davongekommen.«
    Rokko streifte sich die Jacke über und trat neben Chris. »Was machst du heute Abend? Schaust du noch bei Rebecca vorbei?«
    Chris schüttelte den Kopf, ohne den Blick vom nächtlichen Koblenz zu nehmen. »Die haben die Streifen verdoppelt, sie hat heute Nacht Dienst.«
    Rokko legte die Hand auf Chris‘ Schulter. »Mach dir keine Sorgen. Diese Typen haben es nicht auf Polizisten abgesehen. Schlaf dich mal aus.«
    »Mach ich«, sagte Chris, wobei er wenig Überzeugung in seine Worte legte. Kurz darauf verließ Rokko das Büro, während Chris weiterhin die hereinbrechende Nacht beobachtete, deren zunehmende Schwärze ihm einen kalten Schauer über den Rücken jagte.
     

33
     
     
    Um kurz vor 22 Uhr trat Rebecca ihren Dienst an. Als sie das Polizeigebäude in der Trierer Straße betrat, wartete ihr Kollege Jens Rohde bereits auf sie. Er stand an dem Besuchertresen am Eingang und machte einen eher abwesenden Eindruck, während er sich mit Polizeihauptmeister Armin Pelzer unterhielt, dessen Ablösung sich verspätet hatte.
    Rebecca begrüßte ihre beiden Kollegen, wobei sie den Blick über die größtenteils verwaisten Schreibtische des Reviers gleiten ließ. »Nicht viel los hier.«
    »Sind alle noch draußen«, sagte Pelzer, dessen Augen auffallend lange auf den Wölbungen von Rebeccas Brüsten haften blieben. »Nur Bernd und ich halten hier unten die Stellung.«
    Der Beamte, der an einem der Schreibtische saß, hob kurz die Hand, bevor er sich wieder dem Monitor zuwendete.
    »Die Obrigkeit scheint der Ansicht zu sein, dass wir diese Typen am ehesten schnappen, wenn wir durch die Straßen patrouillieren«, fuhr Pelzer fort. »Dabei könnten die von mir aus noch ein Weilchen weitermachen. Die

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