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Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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an den Rändern. Auf dem Boden des Schrankes konnte Chris mehrere Paar Lederstiefel ausmachen, die nach oben geknickte Spitzen aufwiesen. Sein Hauptaugenmerk galt aber einem schweren ledernen Umhang mit einer breiten Kapuze, neben dem eine schnabelförmige Pestmaske hing. In den Aussparungen für die Augen waren rötliche Gläser eingelassen, die vermutlich bei Lichteinfall in der Dunkelheit den Eindruck eines teuflischen Glühens erzeugten.
    »Es dürfte nicht viele Läden geben, wo man so etwas kaufen kann«, meinte Rokko bei dem Anblick.
    Chris schüttelte den Kopf. »Das alles hier macht auf mich nicht den Eindruck, als käme es von der Stange. Es ist sehr hochwertig verarbeitet. Sieh nur.« Er beugte sich nach unten und deutete auf die Ränder der Stiefel.
    »Handgenäht«, stimmte Meißner ihm zu.
    »Ja, wie vermutlich alles andere an diesen Gewändern auch. Da hat sich jemand verdammte Mühe gegeben, es authentisch wirken zu lassen. Sieh dir nur die Schwerter an.« Er deutete zur Wand. »Das alles muss ein kleines Vermögen gekostet haben und dürfte die finanziellen Verhältnisse eines geschiedenen Stadttechnikers deutlich überschreiten.«
    »Tut mir den Gefallen, und berührt nichts davon«, sagte Meißner. »Wir konnten Rückstände von Blut auf dem Leder nachweisen, vermutlich von einem der Opfer. Ich habe es nur noch nicht wegbringen lassen, weil ich wollte, dass ihr euch das anseht.«
    Chris' Handyton erklang. Gut drei Minuten vergingen, in denen Chris während des Gesprächs ein paarmal bedeutungsvoll nickte, während er die anderen betrachtete. »Danke«, sagte er schließlich und beendete das Gespräch. »Das war Gerlach. Ich hatte ihn vor unserer Abfahrt gebeten, Jacobis Namen in der Datenbank zu überprüfen.«
    »Und?«, fragte Rokko gespannt.
    »Vor etwa vier Jahren wurde nachts bei den Jacobis eingebrochen, während sie in ihrem Haus schliefen. Die Täter weckten sie und drohten damit, ihrer Tochter etwas anzutun, wenn sie nicht den Safe öffnen würden. Das Fatale daran war, dass sich im Haus der Jacobis kein Safe befand. Offensichtlich hatten die Täter falsche Informationen. Das machte sie so wütend, dass sie dem Kind sowie den Eltern massive Gewalt zufügten und sie anschließend im Heizungskeller einsperrten. Es hat zwei Tage gedauert, bis ein Verwandter sie dort gefunden und befreit hat. Durch die Schläge ist dem Kind ein Trommelfell geplatzt, was zu einer Schädigung des Gehörs führte. Sie ist seitdem auf einem Ohr fast taub.«
    »Ist unsere Welt nicht wunderbar?«, seufzte Rokko.
    Chris fuhr fort: »Gerlach hat Jacobis Exfrau kontaktiert. Sie hat angegeben, dass ihre Tochter an einem schweren Trauma litt. Das Kind hat in den ersten Monaten danach kein Wort geredet. Mittlerweile geht es ihr wieder besser. Die Mutter jedoch leidet noch heute unter Angstattacken und befindet sich nach wie vor in psychologischer Behandlung. Das hat mit der Zeit die Ehe der Jacobis zerstört.«
    »Tja«, meinte Meißner, »da habt ihr euer Motiv. Ich denke, das kann einen Mann schon ziemlich wütend machen.«
    Chris nickte. »Jacobi hatte damals zu Protokoll gegeben, dass die Täter mit einem osteuropäischen Akzent gesprochen hätten.«
    »Das erklärt seinen Hass auf Ausländer«, meinte Rokko und sah sich um. »Aber wenn er tatsächlich Mitglied einer rechten Terrorzelle war, wieso sehe ich hier keinerlei Parolen oder Hakenkreuze?«
    »Die heutige neonazistische Szene bedient sich schon längst nicht mehr solcher Symbole, zumal sie ohnehin verboten sind. Sie verschlüsseln eher ihre Gesinnung. Aber dir dürfte das Jesuskreuz im Nebenzimmer sicher nicht entgangen sein.«
    »Na schön, also wonach suchen wir?«, fragte Rokko. »Nach einer religiösen Gruppierung von rassistischen Weltverbesserern? Wozu dient dann diese lächerliche Maskierung?«
    »Ich glaube nicht, dass Religion das ausschlaggebende Motiv ist. Sie dient diesen Leuten vermutlich nur als Vorwand. Wir sollten das Ganze mehr aus Kloses Perspektive betrachten.«
    »Dass ausgerechnet du das sagst.«
    Chris deutete auf den Schrank. »Klose hat gesagt, im Mittelalter waren die Menschen gottesfürchtig, und der christliche Glaube stand über allem und somit auch Gottes Gerechtigkeit. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wir sollten uns also folgende Frage stellen: Wo findet man eine Gruppe von Menschen, die auch heute noch dieser mittelalterlichen Maxime huldigen und dem einfachen Leben von damals nacheifern?«
    Beinahe zeitgleich drehten sich alle drei

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