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Todesqual: Thriller

Todesqual: Thriller

Titel: Todesqual: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis
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allein im Großraumbüro.
    »Darf ich dich was fragen?«
    Lena nickte und aß noch einen Bissen von ihrem Steak. Kristin zog sich den Stuhl ihres Vaters heran und setzte sich.
    »Warum arbeitest du hier?«
    Lena grinste. »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Damit meinte ich, was jemanden wie dich dazu gebracht hat, zu den Bullen zu gehen?«
    »Diese Geschichte wäre sogar noch länger. Manchmal passiert es eben einfach.«
    »Als ich jünger war, hassten alle meine Freunde die Bullen. Mir war der Beruf meines Vaters richtig peinlich.«
    »Als ich jünger war«, erwiderte Lena, »war mir jeder zuwider, von dem ich glaubte, dass er mir Vorschriften machen will. Das ist nicht unbedingt das Schlechteste. Übrigens will dir hier niemand sagen, was du tun sollst.«
    »Dad meint immer, es ist besser, wenn man sich früh die Hörner abstößt. Wer erst spät im Leben rebelliert, hätte dann erst ein richtiges Problem.«
    In der Vermutung, dass Kristin ihren Vater wörtlich zitiert hatte, lachte Lena auf. »So ausgedrückt habe ich es noch nie gehört. Aber für mich klingt es recht plausibel.«
    Das Mädchen verstummte nachdenklich. Als Lena noch einen Bissen von dem Steak abschnitt, erkannte sie überrascht, dass sie es schon fast verspeist hatte. Entweder war das Stück Fleisch kleiner gewesen als gedacht, oder sie schlang, statt zu essen.
    »War es deinem Bruder eigentlich unangenehm?«, flüsterte Kristin.
    Die Frage hatte einen wunden Punkt getroffen. Lena ließ die Plastikgabel sinken, denn die Gefühle, die der Gedanke an ihren Bruder auslöste, waren stärker als der Hunger.
    »Tut mir leid«, sagte das Mädchen. »Entschuldige, ich wollte dir nicht wehtun.«
    »Schon gut.« Als Lena Kristin ansah, stellte sie fest, dass diese sie anstarrte. Die Ellenbogen auf den Tisch gestützt, beugte sie sich vor und wartete auf Lenas Antwort. Offenbar war es einfach nur die ehrlich gemeinte Frage einer neugierigen Einundzwanzigjährigen.
    »Er fand es zum Lachen«, erwiderte Lena nach einer Weile. »Ständig hat er mich deswegen aufgezogen und mich seine persönliche Leibwächterin genannt.«
    »Aber er war doch Musiker. Ich habe alle seine CDs und kenne den Artikel im Rolling Stone .«
    Lena ahnte, worauf das Mädchen hinauswollte. Das nicht sehr bürgerliche Leben ihres Bruders. Sein Drogenkonsum. Doch sie hörte nur mit halbem Ohr hin und erinnerte sich an den Tag, als sie zum ersten Mal in Uniform nach Hause gekommen war. Daran, wie David gelacht und sie umarmt hatte. Er hatte draußen am Pool in einem Liegestuhl gelümmelt, in zerissenen Jeans, mit einem Buch in der Hand. Anscheinend hatte er gerade geduscht, denn sie erinnerte sich, wie sauber seine Haut roch, als sie sich an ihn schmiegte. Er hatte ihr geraten, sich ein Beispiel an Joséph Wambaugh – ein Kollege bei der Polizei von Los Angeles – zu nehmen, sich Notizen zu ihren Fällen zu machen und irgendwann einen Krimi zu schreiben. Ihr Bruder, zeit seines Lebens ein Krimifan, hatte noch drei weitere ehemalige Polizisten genannt, die Schriftsteller geworden waren und deren Bücher er bewunderte. Aber schon eine Stunde später war Davids Phantasie wieder mit ihm durchgegangen, und er meinte, sie als Rocksänger und Polizistin seien doch das ideale Geschwisterduo, um Banken auszurauben. In den nächsten drei Tagen entwickelte er die wildesten Szenarien. Lena und er hatten sich vor Lachen gebogen. Schließlich hatte er sogar eine Idee zu einem Drehbuch für einen Film über ihre Abenteuer, das sich sicher ausgezeichnet in Frankreich verkaufen würde. Aber zu guter Letzt wurde, wie immer bei ihrem Bruder, ein Lied daraus. Eine seiner wenigen Balladen. Eines seiner besten Stücke. Dreieinhalb Minuten Musik, die Lena sich nicht mehr anhören konnte.
    David war es nicht peinlich gewesen.
    Die Vorstellung von seiner Schwester als Polizistin gefiel ihm vielmehr. Er bezeichnete es als revolutionäres Konzept und behielt seine Sorgen um ihre Sicherheit für sich. Einmal hatte er sie sogar zu einem Polizeifest zum Sammeln von Spenden für misshandelte Kinder begleitet. An diesem Tag hatte Lena auch Stan Rhodes kennengelernt. Ein Picknick auf dem Rasen vor der Polizeiakademie, gegenüber vom Dodger Stadion. Sie wusste noch, dass ihr Bruder ihr zugeraunt hatte, er habe einen Joint in der Hosentasche. Dann hatte er über seinen eigenen Witz gelacht. Immer noch sah sie vor sich, wie er einige Detectives von der Mordkommission angesprochen, sie mit Fragen aus seinen vielen

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