Todesqual: Thriller
Datenschutz?«, gab er zurück.
»Wir versuchen, Zeit zu sparen«, erwiderte Lena. »Falls es nötig werden sollte, haben wir inzwischen genug in der Hand, um einen Richter davon zu überzeugen, dass der Gesuchte Mitglied bei Ihrer Webseite ist. Selbstverständlich können wir uns einen Durchsuchungsbefehl besorgen. Aber das würde einige Stunden dauern.«
»Sie sagen doch, Sie seien Anwalt gewesen«, fügte Novak hinzu. »Vielleicht erwischen wir ja zufällig einen Richter, den Sie kennen.«
Burells Augen weiteten sich, und er rutschte auf seinem Stuhl herum. Offenbar hatten sie einen wunden Punkt getroffen. Für Lena lag auf der Hand, dass zwischen Burells früherem Leben und seinem derzeitigen eine Lücke klaffte, ein Umstand, den er offenbar lieber im Keller versteckte, als ihn überall herumzuposaunen.
»Wir wollen sehen, was sich machen lässt, bevor wir einen Richter belästigen«, meinte Burell.
Er drehte seinen Stuhl zum Computer herum, öffnete ein Fenster auf dem Bildschirm und blätterte eine Liste durch. Als Lena und Novak näher heranrutschten, wies Burell auf den Monitor.
»Dieses Programm tut eigentlich nichts anderes, als Nutzungszeiten zu registrieren. Wenn ein Mitglied sich anmeldet, werden Uhrzeit und Datum neben seinem Benutzernamen und seinem Passwort verzeichnet.«
»Was ist mit Bankdaten?«, fragte Novak.
»Dazu kommen wir gleich«, erwiderte Burell. »Wenn Sie Glück haben. Aber ich würde mir an Ihrer Stelle keine allzu großen Hoffnungen machen. Die meisten melden sich nicht an. Nur etwa fünf Prozent werden Mitglied. Der Großteil öffnet nur die Besucher-Webcam, weil sie kostenlos ist.«
Die Informationen glitten so schnell über den Bildschirm, dass man sie nicht lesen konnte. Lena wurde klar, dass die Webseite in den letzten vier Tagen Tausende von Besuchern gehabt hatte. Bei einer Monatsgebühr von 19,95 Dollar konnte man sich da mehr als eine goldene Uhr leisten.
»Donnerstagnacht«, sagte Burell, als sie sich dem fraglichen Datum näherten. »Freitagmorgen. So, hier wären wir. Und jetzt?«
Es mochte an seiner Vergangenheit als Anwalt liegen. Jedenfalls fing Burell wieder an, störrisch zu werden. Offenbar würde er nur das tun, worum er ausdrücklich gebeten wurde. Lena schlug ihr Notizbuch auf und warf einen Blick auf die Uhrzeiten, die sie Upshaws E-Mail entnommen hatte.
»Laut Web-Anbieter wurde mit dem fraglichen Computer in der Mordnacht um genau 3:16 Uhr Verbindung zu Ihrer Webseite aufgenommen.«
»Warum wollen Sie mir den Namen des Opfers nicht verraten?«
Novak erwiderte unbewegt seinen Blick. »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, Burell.«
Der Mann drehte sich wieder zum Monitor um, wischte ein Staubkörnchen von der Tastatur und suchte die Liste Position für Position ab. Leider hatte sich erst um 3:18 Uhr jemand angemeldet.
»Die Uhrzeiten können leicht abweichen«, sagte er. »Zwischen dem Zeitpunkt der Anmeldung und der tatsächlichen Ankunft auf der Website besteht möglicherweise eine Differenz.«
»Ist eine Abweichung von ein oder zwei Minuten möglich?«, hakte Lena nach.
»Manchmal sogar länger, wenn derjenige sein Passwort vergessen hat.«
»Dann sehen wir uns jeden an, der innerhalb der ersten fünf Minuten die Website besucht hat.«
»Ihr Wunsch ist mir Befehl.«
Burell markierte den ersten Benutzernamen und blätterte dann die Liste hinunter. »Wir haben hier siebenundfünfzig Namen.«
Nach dem Markieren der Benutzernamen klickte er die Wörter KONTO EINRICHTEN am oberen Bildschirmrand an. Ein neues Fenster öffnete sich, und eine weitere Liste erschien. Lena beugte sich vor, um besser sehen zu können. Hinter jedem Benutzernamen waren der bürgerliche Name des Mitglieds und die Adresse zu lesen. Als ihr Blick die Liste hinunterglitt, erkannte sie drei Namen und versetzte Novak rasch einen Rippenstoß. Dann überprüfte sie in der letzten Rubrik der Liste die Dauer der Verbindung. Keiner hatte länger als eine Viertelstunde auf der Webseite verbracht, weshalb die Betreffenden mit dem Fall vermutlich nichts zu tun hatten. Allerdings bedeutete die Erkenntnis, dass diese Männer Kunden bei Burells Pornoseite waren, doch ein ziemlicher Schock für Lena.
Denn schließlich handelte es sich bei diesen Mitgliedern um landesweit bekannte Moralapostel – einen Senator aus Pennsylvania, einen Radiomoderator, der sich wie Gottes Stellvertreter auf Erden gebärdete, und einen verschrobenen Prediger vom Religionssender God TV, der sich für Jesus
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