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Todesqual: Thriller

Todesqual: Thriller

Titel: Todesqual: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis
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verschwinden dann so schnell wie möglich.«
    Mit einem erleichterten Nicken ging Sánchez zu seinem Schreibtisch. Der Stapel von Fallzusammenfassungen schien etwa fünfzehn Zentimeter dick zu sein. Lena steckte ihren Anteil in den Aktenkoffer und setzte sich an ihren Computer, um ihre E-Mails abzufragen. Beim Verlassen des Aufzugs hatte sie bemerkt, dass die Tür zur Abteilung Computerkriminalität geschlossen war. Seit Upshaw ihr Charles Burells Adresse gegeben hatte, hatte sie nicht mehr mit ihm gesprochen und hoffte, dass sein Tag erfolgreicher verlaufen war als ihrer. Doch es waren nur Werbemails eingegangen, nichts also, was ihr weitergeholfen hätte. Schließlich schaltete sie den Computer ab. Inzwischen war nur noch Novak da, der sich über eine aufgeschlagene Akte auf Lieutenant Barreras Schreibtisch beugte.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Der DNA-Bericht.«
    Kopfschüttelnd nahm Novak die Akte und ließ sich neben Lena an seinem Schreibtisch nieder.
    »Gibt es Probleme?«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte er. »Was ist ein CCR5-Gen?«
    Davon hatte Lena noch nie gehört. Sie zuckte die Achseln.
    »Es ist mutiert«, sagte er.
    Sie rollte ihren Stuhl zu ihm hinüber, um in die Akte sehen zu können. Als ihr das Wort Pest ins Auge stach, las sie weiter. Romeos CCR5-Gen war zu etwas mutiert, das Molekularbiologen als Delta 32 bezeichneten. Dem Bericht zufolge kam so etwas selten vor und war vermutlich vor dreihundertfünfzig Jahren bei Romeos Vorfahren während einer Pestepidemie aufgetreten. Wer das mutierte Gen in sich trug, überlebte die Seuche. Wer nicht, starb einen grausigen und einsamen Tod. Delta 32 war im Rahmen der modernen HIV-Forschung entdeckt worden, da die beiden Krankheiten auf ähnliche Weise die weißen Blutkörperchen schädigten. Aus noch unbekannten Gründen waren Menschen, die das mutierte Gen geerbt hatten, immun gegen Aids. Doch was Lena vor allem aufmerken ließ, war das Auftreten der Pest in den verschiedenen Erdteilen. Die Seuche hatte ausschließlich in Europa gewütet. Also konnte Romeo weder Asiate noch Afrikaner sein. Nur Menschen europäischer Herkunft besaßen das mutierte Gen.
    Lena sah Novak an. »Warum hat Barrera kein Wort darüber verloren?«
    »Wahrscheinlich hat er den Bericht nicht zu Ende gelesen, sondern nur nach der Übereinstimmung gesucht. Sobald er wusste, dass der DNA-Vergleich ein Treffer war, war ihm klar, dass es in der Sache López Ärger geben würde. Also ist er hoch zum Chef, um die Wogen zu glätten.«
    Lena überlegte. Obwohl es in diesem Fall bis jetzt noch keine sachdienlichen Hinweise gab, entstanden vor ihren Augen die ersten noch nicht klar umrissenen Puzzleteilchen, die sich irgendwann zu einem Porträt des Täters zusammensetzen würden.
    »Romeo trägt das Delta-32-Gen in sich«, meinte sie. »Also steht fest, dass er ein Weißer ist.«
    »Was noch?«
    »Er hinterlässt keine Haare. Könnten wir es mit einem Serienvergewaltiger zu tun haben, der sich am ganzen Körper rasiert?«
    Novak drehte seinen Stuhl zum Fenster und starrte ins Leere, während draußen der Nebel wie Rauchschwaden zwischen den Gebäuden waberte.
    »Er könnte trotz europäischer Vorfahren dunkelhäutig sein«, sagte er. »Halten wir uns lieber an die Fakten.«
    »Er ist Linkshänder«, fuhr sie fort. »Und nach der Tiefe der Wunden zu urteilen, ist er jung und stark.«
    »Ich stimme zu.«
    »Außerdem besitzt er Bildung. Er löst Kreuzworträtsel mit dem Kugelschreiber, hört klassische Musik und kann darüber hinaus noch etwas, von dem du keine Ahnung hast.«
    Novak blickte sie an. »Und das wäre?«
    »Der Dreckskerl weiß, wie man mit einem Computer umgeht.«
    Novak lächelte müde und lehnte sich dann wieder zurück. »Was ist mit seiner Handschrift?«
    »Ausgesprochen ordentlich«, antwortete Lena. »Aber er hat eine eigenartige Methode, den Buchstaben P zu schreiben, und zwar eine so außergewöhnliche, dass sie laut Irving Sample genauso beweiskräftig ist wie ein Fingerabdruck.«
    »Weiter.«
    »Viel mehr habe ich nicht. Er steht auf Pornos. Er zeigt ein auffälliges Interesse am Leben seiner Opfer und ist neugierig, wie viel sie verdienen und was in ihnen vorgeht. Beim Arrangieren der Leichen verwendet er religiöse Motive. Also muss da ein moralischer Aspekt sein. Und zu guter Letzt kümmert er sich nicht um DNA-Spuren und hinterlässt seine Körperflüssigkeiten wie Visitenkarten.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. Als Novak sich vom Fenster wegdrehte, schien er um

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