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Todesqual

Titel: Todesqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis Karin Dufner
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viel zu viele.
    Vor einem knappen Jahr hatte ein Fall im Norden von Kalifornien Schlagzeilen gemacht. Ein Mann wurde beschuldigt, seine schwangere Frau ermordet und die Tote am Weihnachtstag in die San Francisco Bay geworfen zu haben. Als die Leichen
seiner Frau und seines ungeborenen Kindes an Land gespült wurden, kam es zum Prozess, und die Geschworenen befanden den Mann für schuldig. Lena hatte den Fall, so wie fast das ganze Land, aufmerksam verfolgt. Vermutlich kannte Brant die Fernsehberichte auch.
    Lena dachte an die Ermordung von Teresa López. Ob Brant sich auch davon hatte inspirieren lassen? Und es gab noch viele ähnlich gelagerte Fälle. Eine unvorstellbar lange Liste. Letztes Jahr war in Los Angeles ein Mann wegen eines sogar noch grausigeren Verbrechens festgenommen worden. Anhand seiner Telefonrechnung hatte er erkannt, dass seine Frau einige Male eine Nummer in der Nähe von Oxnard angerufen hatte. Doch sie war ihm die Erklärung schuldig geblieben. Als sie ankündigte, sie müsse geschäftlich verreisen und werde erst am späten Samstagabend zurück sein, wurde der Mann argwöhnisch und beschloss, sie zu beschatten. Sie nahm sich zwar ein Hotelzimmer, doch es gelang ihm, sie bis zu einer Ranch zu verfolgen, wo er sie beim Ausreiten mit einem Fremden beobachtete. Der Mann fuhr nach Hause und wartete. Als seine Frau zurückkehrte, hatte er sich in eine rasende Wut hineingesteigert. Er tötete sie. Den größten Teil des nächsten Tages verbrachte er damit, sie mit einem Schnitzmesser in der Badewanne zu zerkleinern. Sein Plan war, die Teile zur Toilette hinunterzuspülen. Dann jedoch verstopfte das Rohr, und er beging den Fehler, einen Klempner zu rufen. Am nächsten Tag hielt ein Pick-up mit einem Pferdeanhänger vor dem Haus. Als die Detectives den Fahrer befragten, erfuhren sie, dass es sich um den Fremden handelte, den der Mörder beim Ausreiten mit seiner Frau gesehen hatte. Sie hatte ihrem Mann ein ganz besonderes Geschenk zum fünfzigsten Geburtstag machen wollen: ein Palomino namens Freddie. Die Frau hatte keine Affäre mit dem Züchter gehabt, sondern sich als kluge Kundin zwei Tage Zeit genommen, um das Pferd kennenzulernen.

    Da Lena spürte, dass jemand hereingekommen war, wandte sie sich vom Fenster ab.
    James Brant marschierte, flankiert von Sánchez und Rhodes, den Mittelgang entlang und starrte sie an. Die Vernehmungszimmer befanden sich in dem kleinen Flur gleich gegenüber vom Büro des Captain. Als die drei ihren Schreibtisch passierten, versuchte sie, Brants Miene etwas zu entnehmen. Er war geisterhaft bleich. Offenbar waren seine Tränen im Laufe des Tages versiegt, denn seine Augen wirkten so leer, stumpf und eiskalt wie bei einem Zombie. Sein Mund mit den fest zusammengepressten Lippen schien höhnisch zu grinsen.
    Lena wusste nicht, warum ihr ausgerechnet jetzt einfiel, was Novak am Tatort auf ihre Frage, ob Nikki Brants Angehörige schon benachrichtigt seien, geantwortet hatte.
    Außer uns hat sie nur noch ihn.
    James Brant verhielt sich nicht mehr wie ein Familienmitglied eines Mordopfers, sondern eher wie ein Schauspieler, der Erinnerungen in den Taschen seines zerknitterten Anzugs herumträgt, um gegebenenfalls Requisiten zur Hand zu haben.

12
    K ristin Novak blieb vor Lenas Schreibtisch stehen und reichte ihr mit einem schüchternen Lächeln den Styroporbehälter aus dem Steakhaus.
    »Mein Abendessen«, sagte Lena. »Danke.«
    Sie klappte den Deckel auf und betrachtete Steak und Salat. Wieder knurrte ihr Magen. Sie hatte Hunger.
    »Steak New York«, verkündete Kristin. »Das hatten wir auch. Da es uns geschmeckt hat, hat Dad auch eines für dich bestellt. Ohne Folienkartoffel.«

    Novaks Schreibtisch stand neben dem von Lena. Nachdem er seine Jacke über die Stuhllehne gehängt hatte, blieb er stehen und winkte sie zu sich, damit sie ihm berichtete, was in der Zwischenzeit geschehen war.
    »Sie sind in Raum zwei«, meldete sie. »Das Band läuft.«
    »Hat er einen Anwalt verlangt?«
    »Noch nicht.«
    »Dann ahnt er nichts.«
    »Mag sein«, erwiderte Lena. »Oder er glaubt, dass er klüger ist als wir.«
    »Hast du zugeschaut?«
    Sie nickte und sah auf den blauen Ringordner mit Nikki Brants Namen darauf, der auf ihrem Schreibtisch lag. Die Mordakte. Außerdem hatte sie dem Staatsanwalt telefonisch Bericht erstattet, die Unterlagen chronologisch geordnet, ihren vorläufigen Bericht getippt und war dazwischen immer wieder nach oben in die Kriminaltechnik gelaufen, um

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