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Todesqual

Titel: Todesqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis Karin Dufner
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fühlte er sich unbeobachtet, denn er rubbelte an dem Kaffeefleck an seinem Hemd herum, und Lena hatte den Eindruck, dass er mit sich selbst sprach. Nach einer Weile ließ er von dem Fleck ab und öffnete eine Mineralwasserflasche.
    Während er einen großen Schluck trank, versuchte Lena den Mann, den sie jetzt vor sich hatte, mit dem James Brant von gestern Vormittag in Einklang zu bringen. Auf den Anblick des Fotos seiner Frau hatte er wie jeder andere erschütterte und trauernde Ehemann reagiert. Obwohl bei einem Mord an einem verheirateten Opfer meistens alles auf den überlebenden Partner als Täter hinwies, war dieser Fall so grausig und die Vorgehensweise so ungewöhnlich, dass Lena eigentlich mit einem anderen Ergebnis gerechnet hatte. Sie erinnerte sich, wie sie im Rustic Canyon Park auf den Stufen gesessen hatte. An ihren ersten Gedanken beim Betreten des Schlafzimmers und beim Anblick der Leiche - nur ein Wahnsinniger konnte diesen Mord begangen haben.
    Dann jedoch hatte sie die Spermaspuren im Arbeitszimmer
gefunden. Rhodes hatte die Mordwaffe in der Spülmaschine entdeckt. Brants Alibi war nichts wert. Und die Kollegin seiner Frau hatte angedeutet, er könnte sie wegen der von ihm ungewollten Schwangerschaft geschlagen haben. Dann, zu guter Letzt, hatte Lena Brant während der Vernehmung auch noch bei einer Lüge ertappt. Allerdings musste sie sich eingestehen, dass ihr die Vorstellung von Brant als Täter gar nicht gefiel. Immer wenn ein neues Puzzleteilchen die passende Lücke fand, hatte sie sich insgeheim gewünscht, er möge es nicht gewesen sein. Das hier war eines der vielen Verbrechen, die hätten verhindert werden können. Auch wenn Brant seine Frau geschlagen hatte, war er - ebenso wie José López - kein wahnsinniger Triebtäter und besaß die Denkfähigkeit, innezuhalten und sich an eine Beratungsstelle zu wenden. Er hätte die Möglichkeit gehabt, sich anders zu entscheiden.
    Eine tiefe Enttäuschung ergriff sie, als sie den Mann nun betrachtete. Er leerte die Wasserflasche und warf sie in einen Papierkorb. Währenddessen musterte Lena sein Gesicht und verglich es mit dem des Mannes, der seine schwangere Frau in die San Francisco Bay geworfen hatte. Man durfte nie nach dem äußeren Schein urteilen, dachte sie. Diese Männer hätten ihre - Lenas - Nachbarn, Freunde, ja, sogar Verwandte sein können, ohne dass sie je geahnt hätte, was in ihren Köpfen vorging. Sie fragte sich, an welchem Punkt ihres Lebens solche Täter die Grenze überschritten. Welches Erlebnis hatte dafür gesorgt, dass ihnen die Sicherung durchbrannte? Wie sah der gedankliche Ablauf aus, wenn ein Verbrechen in der Phantasie immer mehr Gestalt annahm, bis es schließlich zur Tat kam? Wie viel Zeit verbrachten Mörder damit zu überlegen, ob man ihnen ihre Gedanken anmerkte?
    So unerklärlich es auch sein mochte, gab es nichts daran zu rütteln. James Brant hatte geglaubt, den Lügendetektor austricksen zu können, und war damit gescheitert.

    »Was ist mit den Kontrollfragen?«, stieß Paladino hervor.
    Lena wandte sich von der Tür ab und gesellte sich zu Novak. Rodríguez blätterte zum Anfang der Befragung zurück.
    »Hier haben wir die erste Kontrollfrage«, verkündete er und wies auf den Bildschirm. »›Haben Sie je gestohlen?‹ Ihr Mandant hat mit ja geantwortet, und hier sehen Sie die mangelnde Reaktion. Blutdruck, Herzschlag und alle anderen Werte bleiben stabil. Er hat als Kind in einer Drogerie Süßigkeiten stibitzt und die Wahrheit gesagt.«
    »Eine Jugendsünde«, erwiderte Paladino wegwerfernd. »Was kam als Nächstes?«
    »›Wurden Sie je wegen eines anderen Delikts außer Alkohol am Steuer festgenommen?‹«, erwiderte Rodríguez. »Er antwortete mit nein , und wieder weist nichts auf eine Lüge hin. Es besteht keine erkennbare physiologische Reaktion.«
    »Ich hätte die Möglichkeit erhalten müssen, die Fragen durchzusehen, bevor sie gestellt wurden.«
    »Ich bedaure, Herr Anwalt, und ich habe vollstes Verständnis dafür, warum Sie mit den Ergebnissen unzufrieden sind. Jedes Mal, wenn ich eine Frage stellte, die sich auf die Tat bezog, erhielt ich dieselbe Reaktion. Schauen Sie, wie die Schweißabsonderung anstieg, als ich mich erkundigte, ob er je seine Frau geschlagen hat.«
    »Wie haben Sie die Frage formuliert?«
    »›Haben Sie Ihre Frau außer im vergangenen Januar schon einmal geschlagen?‹ Ihr Mandant sagte nein . Es ist eine faire Frage und eindeutig genug, um den in seiner Aussage

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