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Todesqual

Titel: Todesqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ellis Karin Dufner
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Platz.
    »Anschließend werde ich eine Liste von Fragen erstellen. Sie ist sehr kurz und umfasst zehn, höchstens fünfzehn Punkte. Dann gehen wir jede einzelne vor dem Test durch, bis wir beide uns wohl damit fühlen.«
    »Vor dem Test?«
    »Die Formulierung der Fragen ist so wichtig wie der Inhalt der Fragen selbst.«
    Brant wirkte verwirrt. Rodríguez hauchte auf ein Brillenglas und wischte es trocken.
    »Sagen wir mal, ich will von jemandem wissen, ob er je Kokain geschnupft hat, James. Nehmen wir dann an, ich stelle die Frage so allgemein und derjenige verneint, weil es die Wahrheit ist. Und jetzt gehen wir davon aus, dass die Frage eine Erinnerung bei dem Probanden auslöst, denn vor zwei Jahren hat er auf einer Party beobachtet, wie Freunde die Droge konsumierten. In einer Atmosphäre wie dieser hier könnte allein der Gedanke an die Party zu Unbehagen führen. Wenn wir
also nicht im Voraus darüber sprechen, weiß ich nichts von dieser Erfahrung und kann die Frage nicht umformulieren. Deshalb wären die Chancen hoch, dass ein falsch positives Ergebnis dabei herauskommt. Mit anderen Worten, die Frage könnte wahrheitsgemäß beantwortet sein und trotzdem der gegenteilige Eindruck entstehen. Auf diese Weise wäre niemandem geholfen. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Brant nickte und betrachtete den Computer auf dem Tisch. Rodríguez steckte das Taschentuch wieder ein und fuhr fort.
    »Der tatsächliche Test kommt erst, nachdem wir alle Fragen durchgearbeitet und den Grad Ihres Wohlbefindens ermittelt haben. Und wenn wir bereit sind, stelle ich die Fragen, und Sie beantworten sie, so gut Sie können. Dann sind wir fertig. So einfach ist das, James. Warum ziehen Sie nicht die Schuhe aus und entspannen sich?«
    Brant bückte sich nach seinen Schnürsenkeln.
    »Ich hätte gern Gelegenheit, mir diese Fragen anzusehen«, sagte Paladino.
    Rodríguez scheuchte den Anwalt und Lena aus dem Raum.
    »Die kriegen Sie schon noch, Herr Anwalt. Wenn wir fertig sind, wird es mir ein Vergnügen sein, Ihnen eine Kopie der Ergebnisse auszudrucken.«
    Lächelnd schloss Rodríguez die Tür. In den nächsten beiden Stunden würden er und Brant allein sein. Als Lena sich zu Paladino umdrehte, erkannte sie zu ihrem Erstaunen einen leichten Anflug von Furcht in seinen Augen. Im nächsten Moment war er wieder verflogen. Aber er war eindeutig vorhanden gewesen. Ein kleiner Kratzer im Lack. Offenbar war der Mann sich bewusst, welches Risiko er einging. Dann zuckte der Anwalt die Achseln, entschuldigte sich und marschierte im Stechschritt den Flur entlang zu den Aufzügen.
    Lena schlug die entgegengesetzte Richtung ein und nahm die Treppe. Als sie das Großraumbüro betrat und sich an ihren
Schreibtisch setzte, warf Rhodes ihr quer durch den Raum einen Blick zu. Er telefonierte mit gedämpfter Stimme. Vermutlich seine Freundin. Lena nickte ihm zu, wandte sich ab und unterdrückte ein Gähnen.
    Sonst war niemand da.
    Barrera und Wemer waren nach der Besprechung gegangen und wollten informiert werden, sobald der Lügendetektor-Test abgeschlossen war. Novak und Sánchez waren losgezogen, um etwas Essbares zu beschaffen. Als Lena um zwei Becher Kaffee vom Blackbird Café gebeten hatte, hatten sie wider Erwarten nicht mit der Wimper gezuckt. Trotz der geringen Entfernung zum Parker Center erfreute sich das Blackbird bei Polizisten nicht unbedingt großer Beliebtheit. Zielgruppe des Cafés waren hauptsächlich die Künstler, die nun, da Atelierflächen und Proberäume zunehmend erschwinglich wurden, in die Innenstadt strömten. Zum Großteil waren es Musiker, die ein ruhiges Plätzchen suchten, um einen Kaffee zu trinken und sich bei gedämpfter Beleuchtung zu unterhalten. Wenn Lena das Lokal betrat, stieg ihr zumeist eine Brise Gras aus der Gasse neben der Tür in die Nase, doch sie achtete nie darauf. Allerdings war sie nicht sicher, wie Novak und Sánchez darüber dachten. Doch sie kannten den Ruf des Cafés und wussten, dass sie als Polizisten identifiziert werden würden, sobald sie einen Fuß über die Schwelle setzten.
    Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass die beiden frühestens in zehn Minuten zurück sein würden. Als sie wieder ein Gähnen unterdrücken musste, wurde ihr klar, dass sie seit fast vierzig Stunden auf den Beinen war. So lange dauerte bei den meisten Menschen eine ganze Arbeitswoche. Sie musste sich irgendwie beschäftigen, während sie auf die nächste Dosis Koffein wartete. Mit etwas, das verhinderte, dass ihr die Augen

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